zum IMPRESSUM
Merkblatt-
Beilage 99 Abriss
zum nicht gehaltenen Impulsvortrag vom
Freitag, den 19. Februar 2021
im Rahmen der Improvisationen zur AnthropoSophie heute
Dreifacher Schutz
Das Immungeschehen des Menschen
siehe auch zugehörigen »TzN«
1 Kein gültiges Ja ohne Nein. Jede Schöpfung beginnt damit, das Bestehende so lange zu wiederholen, bis sich ein Stau abzeichnet, bis nichts mehr weitergeht. Kaum merklich oder aber dramatisch wird der gewohnte Gang erschüttert. Ein Zweifel setzt ein, der den Mut zu seiner Überwindung herausfordert. Jetzt kann Neues aus dem Nichts geschaffen und zur Erscheinung gebracht werden. Bisher Ungeahntes mag sich entfalten. Vom Stern bis zum Kunstwerk spannt sich der Wille zur Neuschöpfung, der sich ebenso im glühenden Funken wie in der pulsierenden Zelle wiederfindet. Doch kein warm leuchtender Anfang ohne dunkel kaltes Ende.
2 Das Nein ist jeder Seele, die sich in irgendeiner Weise auf die Erdenbedingungen einlässt, als Abgrenzungsvermögen einverwoben. Wir kennen diese Fähigkeit nur zu gut und nennen sie Antipathie. Das Sichabwenden jedoch, ja das Abwehren mit den Händen ist unumgänglich, wenn ein eigenes Innen von einem fremden Aussen, letztlich ein Ich von einem Nicht-Ich (Fichte) unterschieden werden soll. Dieses Diskriminieren wiederum ist eine Voraussetzung dafür, um eine Vereinzelung auszugestalten, die's ermöglicht, individuell zu werden.
3 Ursprung einer jeglichen Seele ist die vom Geist gehaltene, strahlende Sphäre reiner Sympathie. Aus jener unsrem Bewusstsein so fernen Seinsebene neigen sich manche Seelengruppen in das vom Erdenmond herabgedämpfte, gleichwohl lebendige Licht. Dies gibt den mineralischen, pflanzlichen, tierischen und menschlichen Gruppen die Möglichkeit, sich dauerhaft mit allerlei physischen Formen zu verbinden, sogar mit schwerer Materie. Derlei geschieht mithilfe allmählich steigender Antipathie, um eine zunehmend dichte Grenze zwischen sich und andrem zu ziehen. Ein definiertes, buchstäblich abgegrenztes Formgefüge, das über die ihm bestimmte Schicksalsspanne in der Lage ist, einer lebendigen Seele zu dienen, nennen wir Leib. Der bietet ihr Hülle wie Schutz, indem er sie gegenüber der Welt bis zu einem gewissen Grad immun macht, dh. „frei von” ihr.
4 Allein beim Gesteinskörper handelt es sich um eine undurchdringliche Wand. Ein lebendiger Leib gleicht eher einer vielgestaltigen Membran, die im Idealfall jeweils durchlässt, was das Seelenwesen fördert, und abweist, was diesem schadet. Als solche wird sie eben nicht ein für allemal aufgespannt, sondern ständig angepasst und erneuert. Das nutzt den Leib ab, sodass er nur über einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung steht - von daher übrigens die Erfahrung des positiven Zeitstroms, des aus der Ma'at erfliessenden Neheh, wie die alten Ägypter sagten.
5 Rudolf Steiner hat die aus der Antike tradierten Vorstellungen von den verschiedenen Leibern in seiner Wesensglieder-Lehre zusammengefasst. Auf vielfältige Art schilderte er Aussehen und Ineinanderwirken der inkarnationsbedingten sogenannten unteren Wesensglieder, nämlich
des aus zweierlei Sternlicht gewirkten Seelenleibs,
des kraftvoll bewegend bewegten Lebensleibs und
des schwerfälligen physischen Formleibs.
Solch dreifach dynamische, obschon genügend stabile Leiblichkeit bildet den bereits früher erwähnten „Erdanzug”, den die menschliche Entelechie anlegen muss, will sie das Angebot einer Metamorphose zum Ich aufgreifen. Dann kann sie einen weiteren Entwicklungsschritt auf unsrem Planeten unternehmen.
P a u s e
6 Die drei unteren Wesenglieder werden von dem durch seinen Inkarnationswillen organisierten Ich zusammengehalten, dh. sie werden durch Sichabsetzen vom jeweiligen Typus individualisiert. Selbst der Sphäre des Geistigen zugehörig, ist das Ich deshalb in der Lage,
Licht von Sonne und Sternen umzuwandeln,
Lebenskräfte aus dem Erdenumraum zu bündeln und
Stoffe in die für sich gestalteten Formen einzulagern.
Um dies zu können, muss es beständig das Eigene vom Übrigen trennen, das eine ins andre wandeln, um nicht am Gegensatz von Ich und Welt zu scheitern. Allerdings darf es dabei die Welt weder gänzlich antipathisch ausschliessen, noch sich ihr restlos sympathisch hingeben. Vielmehr sorgt das Ich für einen gesunden Leib und eine heile Seele, indem es stets das passende Gleichgewicht findet.
7 So sehr uns strahlende Helligkeit und deren farbiges Widerspiegeln von den Flächen irdischer Formenvielfalt erfreuen, so wenig tragen die unmittelbar zu unsrem Dasein bei. Er bedarf einer Lichtumwandlung, sollen einige „quantige Wellen” aus der Fülle dessen, was aus dem Kosmos durch die Mondensphäre hereinflutet, vom Menschen verwertet werden. Die Photosynthese kann er ja nicht anwenden, denn er trägt Eisen im Blut, nicht Magnesium wie der Pflanzensaft. Dafür ist er in der Lage, das ätherisch heranströmende Licht zu metamorphosieren, und zwar „in dem Augenblicke, wo wir die Grenze des Menschen nach innen überschreiten”, wie Rudolf Steiner betont. Auf diese Weise kommt unser Organismus dazu, nach Bedarf Licht zu speichern. Leider wird uns dies im Alltag kaum bewust, im Unterschied zur Fettablagerung.
8 Notwendigerweise werden Gesten der Finsternis angewandt, um die für ein Erdenleben an sich unerträglichen Einflüsse verträglich zu machen. Bis zu einem recht flexiblen Grad verneint die individualisierte Seele ihre allgemeine Herkunft aus Sternenlicht und -klang, indem sie jene Gaben dem Erdenstoff soweit annähert, als sie das Gedeihen des belebten Leibes fördern. Ein Zuviel wäre indes fatal, wofür bestimmte Krankheitsbilder beklemmende Beispiele liefern.
9 Ähnliche Verwandlungen geschehen im Choral der Lebenskräfte. Die filigrane Harmonie des Lebendigen wird fortwährend ins Disharmonische gespielt, also wechselgesanglich gestört, damit Impulse daraus in den Zusammenklang der Wesensglieder aufgenommen werden können. Wie Planeten um ihr Zentralgestirn ordnen sich die Muster der Organe um ihren Gestalter. Darin besteht ja geradezu die Belebung, dass die von der Sonne orchestrierte Sphärenharmonie in eine vom Herzen orchestrierte Ich-Harmonie transponiert wird. Wenn es um Lebenskräfte geht, wird der Mensch gewissermassen ganz Ohr, auf dass er tanzen lasse.
10 Dank dem Chemismus des Stoffwechsels wiederum wird der Rhythmus ausgewählter Erdensubstanzen in den der Menschensubstanz gewandelt. Substanz lässt sich grob als Information auffassen, die dem Stofflichen mitteilt, wie es sich vom atomar Materiellen herauf ins Gasförmige, Flüssige und Feste organisieren möge. Auch hier muss der irdischen Anbrandung differenziert rhythmisch Einhalt geboten werden, um dem grundsätzlichen Ja zur „Einfleischung” treu zu bleiben. Aus seinem doppelten Blutstrom erfährt das Ich, in welchem Verhältnis Aussen- und Innenwahrnehmung zueinander stehen. Und je nach Entwicklungsstand meines Herzbewusstsein, meiner aktuellen Immunkompetenz, werde ich Ungleichgewichte aller Art austarieren können, indem ich zu jeder erkannten Einseitigkeit ein passendes Gegengewicht suche oder schaffe.
11 Dieses dreifach ineinander wirkende Ausgleichen dient keineswegs nur der Aufrechterhaltung der „Erdanzugsfunktionen”. Insofern es zur gesunden Balance innerhalb der Unterschiede zwischen Innen- und Aussenwelt beiträgt, sprechen wir abstrakt vom Immunsystem und meinen eine Art Lebenserhaltungsmodul. Darüberhinaus kommt dem systematischen „frei von” eine tiefere Bedeutung zu, die sich in der Fähigkeit äussert, frei zu handeln. Denn das Freiheitsmoment öffnet sich im bewussten Schwebezustand zwischen Dafür und Dawider. Zuviel Sympathie macht hingegen ebenso unfrei wie zuviel Antipathie. Kennen wir das nicht aus dem zwischenmenschlichen Bereich?
12 Im vergangenen Jahr musste die Erdenbevölkerung wiedereinmal ihre Anfechtbarkeit zur Kenntnis nehmen. Ängstlich oder widerwillig lernten viele, ihr Antlitz zu maskieren und Abstand zu halten - jeder Kuss konnte plötzlich in einen unbeabsichtigten Judaskuss ausarten. Das verwirrt die Gefühle. Wieder wird grosses Aufheben von der Stärkung der Immunabwehr gemacht, welche viel zu oft pharmazeutisch verstanden wird. Die Impfung, auf deren Erlangung ergeben zu warten sei, soll wie eine Heilsbringerin ersehnt werden ... Aus den obigen Ausführungen wird freilich deutlich, dass der stoffliche Ansatz lediglich einem beschränkten Teil der gesamten Herausforderung begegnet. Gegen lähmende Ängste oder ignorante Beliebigkeit lassen sich keine Vakzine herstellen. Wie also umgehen damit? Als erste Antwort kommt ein dreifacher Impfschutz infrage mit einem wohlgemischten Serum aus Durchhaltevermögen, Zuversicht und Heiterkeit. Das festigt den Eigenwillen, ordnet die Gefühle und klärt das Denken. So wird das notwendige selbständige Urteil gefördert, von aufgenommenem Klang belebt, von angewandeltem Licht getragen und - nur Mut! - vom ureigenen Selbst verantwortet.
Höre auch den von Dr.med.Georg Soldner am 9.XII.2020 in Stuttgart gehaltenen Vortrag Entwicklung des Immunsystems oder lies seinen Artikel „Immunsystem u. Persönlichkeit” in »Das Goetheanum« 3-4·2022; S.13ff (zB. Auszug über die Plazenta).
https://wfgw.diemorgengab.at/WfGWmblB99a20210219.htm