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Merkblatt 15: |
Gesichtspunkte zur T r i n i t ä t |
Aus seiendem Nichts¹ ballt erste Regung sich zu namenlosem
Punkt (·)²; er breitet Flügel² aus; ihr Wellenschlag wird auf ihn zurückgeworfen. |
בראשית ברא אלהים |
Mit (B) dieser Punktbewegung (R'ESCHIT) „ersinnen” (BaR'A) die Schöpfergeister ('ELoHIM) den Himmel und die Erde.³ |
Und die Erde war תהו ובהו schwellender Aufbruch und brechender Rückschwall (ToHU WaBoHU).⁴ |
Die Frage „Wo ist die Trinität?” ist
sinnlos - der Mensch mag fragen: „Wo geschieht Trinität?” Wachem Horchen antwortet kosmisches Geschehen: „Allüberall!” Dreifalt west vom Anfangspuls übers Dehnen aus Zeit bis zur Starre im Raum.⁵ Nicht über den Hierarchien schweigt sie, vielmehr tönt sie in ihnen; mannigfaltig wird jegliches Wesen von ihr durchwoben, keines wirkt ohne sie, Gutes nicht, nicht Böses. |
Ausstoss und Einzug⁶ wird strahlendes Ballen, dem der Reichtum der Schöpfung entspringt und nach und nach sich entwickelt, arhythmisch taumelnd, dann rhythmisch, dann frei. |
Fragment 578 Gott ist weder frei noch moralisch. |
Novalis |
aus «Gesammelte Werke - Zweiter Band»; S.262 |
Anmerkungen |
1 Dieser Zustand ruht ohne Ausdruck in tiefer Dauer (Ewigkeit); Jakob Boehme nennt ihn den „Ungrund”, dem keine σιγή (sigé ~ Stille) entweht (vgl. Mbl.6: Anm.>< u. «E+E»: Abs. 54}f, 95} u. 130}ff). |
2 Die alten Inder nannten ihn bindu, von dem prakriti ausgeht (vgl. Dimensionen), oder tat ekam (~ dies Eine), die Hebräer R'ESCHITH (ראשית). In der zeitgenössischen Kosmologie (Urknall-Theorie) kennt man ähnliches unter dem Begriff „Singularität” (vgl. Abgrund); Boehme wiederum nennt diese Seinsform „Urgrund” (vgl. Durga), aus dessen Stille alles Dasein entrauscht (vgl. »TzN Jän.2007« u. «Weltharmonik»; S.215f u. Aphorismus 3). Schelling schreibt in «Über das Wesen der menschlichen Freiheit», dass der erste Anfang zur Schöpfung die Sehnsucht sei, sich selbst zu gebären, oder der Wille des Grundes; der zweite sei der Wille der Liebe, der das Wort in die Natur ausspreche und durch den sich die Gottheit zur Person mache. Die Flügel (כנף) der Weisheit (vgl. Pro.8,22 u. Zimzum) tragen den Urimpuls und bilden so den Urbuchstaben JOD (vgl. «Die Erzählungen der Chassidim»; S.661f). |
3 Dieses Bild der Urpolarität aus Gen.1,1 (vgl. »TzN Mai 2008«) im Sinne von männlich-weiblich (auch aktiv-passiv, positiv-negativ, reichen-empfangen, stehen-liegen u.a.) findet sich in allen Überlieferungen (zB. Trimurti); bis hin zur Trennung der Geschlechter und deren Folgen klingt jene nach (siehe auch «Die jüdische Mystik»; S.241). Der Hellenismus brachte diese Dialektik unter dem Begriff der drei λόγοι (lógoi, im Zusammenhang mit der „ägyptischen” Dreiheit) ins Spiel. |
4 vgl. R.STEINER am 18.VIII.1910 in «GA 122»; S.47f sowie das Wechselspiel zwischen Wischnu und Schiwa |
5 vgl. Mbl.5: Anm.1 |
6 vgl. Mbl.14: Anm.4 |
Literatur |
siehe auch Stichwort-Register |
STEINER, R.: «Die Geheimwissenschaft im Umriß» |
STEINER, R.: Vorträge in «GA 122» |
STEINER, R.: Vorträge in «GA 214» |
BUBER, M.: «Ich und Du» |
Hildegard v.B.: «Scivias» |
KEPLER, J.: «Weltharmonik» |
PHILBERTH, B.: «Der Dreieine» |
SCHOLEM, G.: «Die jüdische Mystik» |
WEINREB, F.: «Buchstaben des Lebens» |
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