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Zitatensammlung Teil 5 |
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Ausgewählte APHORISMEN und KURZZITATE | |
A1
Gewalttat -. Im Großen wie im Kleinen das bittere Paradox: des Todes Sinn - und des Tötens Sinnlosigkeit. |
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Dag Hammarskjöld aus «Zeichen am Weg» |
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A2a Gesicht und Seele sind wie Silbenmaß und Gedanken. | |
S.283 | |
A2b Man kann nicht allein Dinge aus der Körperwelt transzendent machen, sondern auch Dinge aus der Geisterwelt retrozendent auf die Körperwelt zurück. | |
S.298 | |
A2c Was wir Teufelsdreck nennen, nennen die Perser Götterspeise. | |
S.315 | |
A2d Man könnte den Menschen so den Ursachenbär, so wie den Ameisenbär nennen. Es ist etwas stark gesagt. Das Ursachentier wäre besser. | |
S.415 | |
A2e Es wäre vielleicht gut gewesen für Wien, wenn die Franzosen im Herbst 1796 dahin gekommen wären. Ich rede nicht von den Barbaren, sondern von den einnehmenden geistvollen Offizieren. Vielleicht hätten sie die Rasse etwas verbessert. Denn wenn die österreichischen Schafe bessere Wolle geben sollen, so müssen sie französische Widder kommen lassen; sonst bleiben sie halt Dummköpfe. | |
S.427 | |
A2f Wenn sich mein Geist erhebt, fällt der Leib auf die Knie. | |
S.471 | |
A2g Bei Prophezeiungen ist der Ausleger oft ein wichtigerer Mann als der Prophet. | |
S.521 | |
Georg Christoph Lichtenberg aus «Aphorismen» |
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A3a Steigen wir hinein in die gleichen Ströme, fließt andres und andres Wasser herzu. Auch Seelen dampfen herauf aus dem Feuchten. | |
Fragment B 12; S.9 | |
A3b Sie sind wie taub: hören, aber verstehen nicht. Der Spruch bezeugt's ihnen: Anwesende sind abwesend. | |
Fragment B 34; S.15 | |
A3c Vielwisserei lehrt keine Vernunft; sonst hätte sie Hesiod belehrt und Pythagoras, auch Xenophanes und Hekataios. Denn das Weise ist das Eine: den einsichtsvollen Willen zu verstehen, der alles durch alles hindurchsteuert. | |
Fragmente B 40 u. 41; S.17 | |
A3d Das Steuer des Alls aber führt der Blitz. | |
Das Feuer ist vernunftbegabt. | |
Das Feuer ist Darben und Sattheit. | |
Fragmente B 64, 64a u. 65; S.23 | |
A3e Zu wissen aber tut not: Der Krieg führt zusammen, und Recht ist Streit, und alles Leben entsteht durch Streit und Notwendigkeit. | |
Fragment B 80; S.27 | |
Herákleitos aus «Fragmente» |
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A4a
Satz 5.1362: Die Willensfreiheit besteht darin, daß zukünftige
Handlungen jetzt nicht gewußt werden können. Nur dann könnten
wir sie wissen, wenn die Kausalität eine innere Notwendigkeit
wäre, wie die des logischen Schlusses. - Der Zusammenhang von Wissen
und Gewußtem ist der der logischen Notwendigkeit. („A weiß, daß p der Fall ist” ist sinnlos, wenn p eine Tautologie ist.) |
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S.63 | |
A4b Satz 7: Wovon man nicht sprechen kann, darüber muß man schweigen. | |
S.115 | |
Ludwig Wittgenstein aus «Tractatus logico-philosophicus» |
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A5 Eine einfache Geste, sogar ein Grunzen kann über die Zufriedenheit einiger Teilnehmer an einer Diskussion entscheiden, während andere lange und farbenreiche Arien brauchen, um überzeugt zu werden. | |
Paul K. Feyerabend aus «Die Vernichtung der Vielfalt»; S.38 |
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A6a Was auch immer die Form und der Name einer Regierung sein mag, Monarchie, Republik oder Demokratie, zu allen Zeiten lauert eine Oligarchie hinter der Fassade; und die römische Geschichte, die republikanische wie die kaiserliche, ist die Geschichte einer herrschenden Klasse. | |
S.13 | |
A6b Die beste Partei ist nichts als eine Art Verschwörung gegen den Staat. | |
S.121 | |
Ronald Syme aus «Die römische Revolution» |
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A7 Wahrheit entsteht, wenn sich ein Ich aufmacht zum Du; soll jedoch das Du gezwungen werden, wie das Ich zu werden, kehrt sich Wahrheit in Lüge. | |
Konstanze Brefin-Alt in »Mitteilungen/Nouvelles/Notiziario« V/2006; S.5 |
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A8 Das Omega bedarf einer Ausgestaltung. | |
Der Große in «Mühlengespräche I»; S.76 |
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A9 Undank ist verletzend, das ist wahr. Aber die Einforderung von Dankbarkeit ist der Tod jeder Beziehung. Wer Dankbarkeit einfordert, fordert Unterwerfung und verhindert damit, was er erwartet. Denn echte Dankbarkeit gibt es nur in Freiheit, in einer Beziehung wechselseitiger Anerkennung. Im Alltag wissen wir das. Wenn uns jemand dankt, sagen wir: „Keine Ursache”. Wir wehren den Dank ab. Oder sagen: „Gern geschehen”. Da steckt Weisheit drin. | |
Richard Schröder in »Der Spiegel« 40/2006; S.51 |
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A10 Wer schuld ist, interessiert mich nicht. Mich interessiert: Was können wir besser machen? | |
Joseph E. Stiglitz in »profil« 47/2006; S.54 |
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A11 Die Eins wird zu Zwei, die Zwei zu Drei, und aus dem Dritten wird das Eine als Viertes. [vgl. 1+2+3+4=10] | |
Axiom der Maria | |
A12 Der Menschengeist ist der Widerspruch selber. In schrankenloser Ausschweifung lehnt man sich wütend gegen Gebote auf, und das Gesetz, dazu geschaffen, uns gerechter werden zu lassen, dient häufig nur dazu, uns schuldiger zu machen. | |
Charles Louis de Secondat baron de la Brède
et de Montesquieu aus «Lettres persanes» 1721 |
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A13 Alle diese Gegenstände haben mit Landschaftsorganisation und Landschaftsgrenzen zu tun. Es ist, als zöge man eine Frau an. Das Tuch auf einer Frau ist viel aussagekräftiger als die nackte Gestalt. | |
Christo Javacheff aus «XTO + J-C»; S.116 |
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A14a «Innerhalb des Lebens gibt es nur interpretierte Wirklichkeit; zwischen den Interpretationen hat man die Wahl, vielleicht nicht lange mehr. Man kann mit Liebe wählen.» | |
A14b «Der Dichter sollte auch das Furchtbarste in die Gestalt zu bannen vermögen, denn nur die Gestalt kann sittlich überwunden werden, nicht das Wort, das zu jeder Widerlegung sich ohne Ende dialektisch verhält.» | |
A14c «Die Probleme lösen sich nicht im Begriff, nur in der Gestalt.» | |
Hugo v.Hofmannsthal nach «Begegnungen»; S.118 |
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A15
Dummes Zeug kann man viel hören, man kann es auch schreiben. Wird weder Leib noch Seele stören. Es wird alles beim Alten bleiben. Dummes aber vor's Auge gestellt hat ein magisches Recht, weil es die Sinne gefesselt hält, bleibt der Geist ein Knecht. |
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Johann Wolfgang v.Goethe aus »Zahme Xenien« |
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A16 Wie im Gang durch vermintes Gelände wird in einer juristisch aufgeladenen Atmosphäre aus Unbefangenheit bald generelle Vorsicht und Zurückhaltung - das Herz weicht dem Kopf. | |
Wolfgang Held in »Anthroposophie weltweit« 3/2008; S.5 |
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A17 „Ist Euer Werk ein Roman?” | |
„Es ist ein Roman und ist es nicht. Es ist eine Wahrheit für die, die es verstehen können, und eine Phantasterei für die, die es nicht können.” | |
Edward Bulwer aus «Zanoni»; S.13 |
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A18
Weisheit - Einem ist sie die hohe, die himmlische Göttin, dem andern eine tüchtige Kuh, die ihn mit Butter versorgt. |
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Friedrich v.Schiller aus »Xenien« |
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A19a Der dialektische Aufsatz besteht aus These, Antithese und Prothese. | |
S.36 | |
A19b Der Punkt ist ein Winkel, dem die Schenkel ausgerupft wurden. | |
S.56 | |
aus »Die Kleidermotte ...» | |
A20 Ein Kind ist kein Gefäß, das gefüllt, sondern ein Feuer, das entzündet werden will. | |
François Rabelais | |
A21a Das Nachteilige tritt überall stark hervor, weil es deutlicher zu erkennen ist und sich in einzelnen Fällen mit Schärfe zeigt; das Gute, das mehr in einer allgemeinen Stimmung beruht und das selbst da, wo man es anerkannt hat, dennoch als etwas sich von selbst Verstehendes leicht übersehen wird, erblaßt dagegen und scheint kaum ein Verdienst zu sein. | |
S.27 | |
A21b Niemals aber, das weiß man, zeigt sich die Natur des Menschen bestialischer, als wenn sie zur Ehre der höchsten Ideen ins Wüten gerät. | |
S.392 | |
Herman Grimm aus «Leben Michelangelos» |
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A22 Il est bien difficile de parler de soi: tout le mal qu'un auteur dira de lui-même, nous le croyons de fort bon cur; tout le bien nous ne l'admettons que preuves en main, et nous regrettons qu'il n'ait pas laissé ce soin à d'autres. | Es ist recht schwer von sich zu sprechen: Alles schlechte, das ein Schriftsteller über sich selbst sagen wird, glauben wir sehr gern; alles Gute geben wir nur unter Beweisen zu und wir bedauern, dass er diese Sorge nicht anderen überlassen hat. |
Marcel Pagnol de «La gloire de mon père»; p.7 |
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A23 Wo das Beiwort «Neo» auftaucht, sind oft Eiferer am Werk, [...] | |
Roger de Weck aus «Nach der Krise»; S.88 |
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A24 Lovell replied, "We'll see you on the other side." and Apollo 8 disappeared behind the Moon, the fist time in history [December 24th, 1968] men had been occulted. | Lovell erwiderte: „Wir sehen euch auf der anderen Seite.”, und Apollo 8 verschwand hinter dem Mond, das erste Mal in der Geschichte, dass Menschen verborgen worden waren. |
Samuel C.Phillips aus «Apollo Expeditions to the Moon»; S.182 |
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A25 [...] aber viel [militärische Diensttage waren es], wenn man überhaupt nicht erobern will, sondern arbeiten möchte, Bücher schreiben, Bilder malen, Häuser bauen, Kinder haben und was der Dinge mehr sind, die der Spießer, wenn er zuweilen größenwahnsinnig wird, als spießig bezeichnet - | |
Max Frisch aus «Gesammelte Werke in zeitlicher Folge - Bd.2» Suhrkamp, Frankfurt/M 1986; S.314 |
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A26 Der Einwand wird aufgeworfen, es sei unerlaubt, das zu schildern, was man nicht selber erlebt habe, als ob Leiden eine Art Monopol zum Dichten schüfe, aber war Dante in der Hölle? | |
Friedrich Dürrenmatt in „Fingerübungen zur Gegenwart” aus «Werkausgabe - Bd.32» Diogenes, Zürich 1998; S.32 |
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A27 Die Zufälligkeit entspringt der Unfähigkeit, den eigenen Standort zu lokalisieren. | |
Max Tegmark in »Spektrum der Wissenschaft« 11/2015; S.60 |
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A28 Die Inspiration existiert, aber sie muss dich bei der Arbeit finden. | |
Pablo Picasso in »die Drei« 2/2016; S.87 |
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A29
Evolution ist Ausdehnen des Geistes bis ins Äusserste des Stofflichen
- Ausatmen; Involution ist Zusammenziehen des Geistes bis ins Innerste des Seelischen - Einatmen; keine Evolution ohne ihre Involution; keine Involution ohne ihre Evolution - Atmen. Devolution jedoch wäre Stillstand, also Rückfall ins Chaos - Ersticken. |
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nach Rudolf Steiner | |
A30 Die Demokratie ist nur der Zug, auf den wir aufsteigen, bis wir am Ziel sind. Die Moscheen sind unsere Kasernen, die Minarette unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme und die Gläubigen unsere Soldaten. | |
Mehmet Ziya
Gökalp vgl. WikipediA-Eintrag zu R.T.Erdoğan |
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A31 Wir erinnern uns auch daran, dass Österreich [1938] ausgelöscht worden ist, Österreich wurde nicht mehr als Österreich anerkannt, sondern Österreich wurde zur Ostmark erklärt, einem Teil Deutschlands. [ ] Ich erinnere aber auch daran, dass es ein andres Österreich gegeben hat, ein andres Österreich, das nein dazu gesagt hat, nein zum Nationalsozialismus, ein andres Österreich, das die Menschen aufgemuntert hat, auch Widerstand zu leisten. | |
Maria Cäsar Rede vor dem Grazer Gemeinderat am 13.III.2008 |
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A32 Das dienende Element beherrscht die Lage. | |
Helmut Goldmann am 28.IX.1995 um 21h50 |
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A33 Oui, il vaudrait la peine d'étudier, cliniquement, dans le détail, les démarches d'Hitler et de l'hitlérisme et de révéler au très distingué, très humaniste, très chrétien bourgeois du XXe siècle qu'il porte en lui un Hitler qui s'ignore, qu'Hitler l'habite, qu'Hitler est son démon, que s'il le vitupère, c'est par manque de logique, et qu'au fond, ce qu'il ne pardonne pas à Hitler, ce n'est pas le crime en soi, le crime contre l'homme, ce n'est pas l'humiliation de l'homme en soi, c'est le crime contre l'homme blanc, c'est l'humiliation contre l'homme blanc, et d'avoir appliqué à l'Europe des procédés colonialistes dont ne relevaient jusqu'ici que les arabes d'Algérie, les coolies de l'Inde et les nègres d'Afrique. | Ja, es wäre der Mühe wert, die Maßnahmen Hitlers und des Hitlerismus zu studieren, klinisch, im einzelnen, und dem sehr distinguierten, sehr humanistischen, sehr christlichen Bürger des XX.Jahrhunderts aufzuzeigen, daß er einen Hitler in sich trägt, der unbekannt bleibt, daß Hitler ihm innewohnt, daß Hitler sein Dämon ist, daß es, wenn er ihn verdammt, ein Mangel an Logik ist, und daß im Grunde das, was er Hitler nicht verzeiht, nicht das Verbrechen an sich, das Verbrechen am Menschen ist, daß es nicht die Erniedrigung des Menschen an sich ist: es ist das Verbrechen gegen den weißen Menschen, die Demütigung des Weißen und die Anwendung kolonialistischer Praktiken auf Europa, denen bisher nur die Araber Algeriens, die Kulis Indiens und die Neger Afrikas ausgesetzt waren. |
Aimé Césaire, 1950 | |
A34 Die meisten Länder hatten Angst, daß man ihnen die Juden auf den Hals schickt. | |
Gerhart Moritz Riegner | |
A35 Der Kern jeder Eifersucht ist ein Mangel an Liebe. | |
Carl Gustav Jung aus «Erinnerungen, Träume, Gedanken»; S.143 |
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A36 La filosofia è scritta in questo grandissimo libro che continuamente ci sta aperto innanzi a gli occhi (io dico luniverso), ma non si può intendere se prima non simpara a intender la lingua, e conoscer i caratteri, ne quali è scritto. Egli è scritto in lingua matematica, e i caratteri son triangoli, cerchi, ed altre figure geometriche, senza i quali mezzi è impossibile a intenderne umanamente parola; senza questi è un aggirarsi vanamente per un oscuro laberinto. | Die Philosophie steht in diesem großen Buch geschrieben, dem Universum, das unserem Blick ständig offen liegt. Aber das Buch ist nicht zu verstehen, wenn man nicht zuvor die Sprache erlernt und sich mit den Buchstaben vertraut gemacht hat, in denen es geschrieben ist. Es ist in der Sprache der Mathematik geschrieben, und deren Buchstaben sind Kreise, Dreiecke und andere geometrische Figuren, ohne die es dem Menschen unmöglich ist, ein einziges Wort davon zu verstehen; ohne diese irrt man in einem dunklen Labyrinth herum. |
Galileo Galilei aus «Il Saggiatore»; 1623 |
aus «Der Prüfer mit der Goldwaage» |
A37
Wollen Sie eine Wahrheit über Gedichte? Jede Zeile ist Zusammenarbeit
mit höheren Mächten, und der Dichter ist viel,
wenn er Sekretär ist! Haben Sie schon einmal daran gedacht, wie schön
dieses Wort ist: Sekretär (secret)? [...] Betrachten Sie all dies nicht als Russische Mystik! Es geht um irdische Dinge. Selbst die himmlischste Eingebung ist nichts, wenn sie nicht in Irdisches umgewandelt werden kann. |
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Marina Iwanowna Zwetajewa undatierter Brief an Jewgenija Tschernoswitowa (Jänner 1927) in «Rilke und die Frauen»; S.304 |
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A38 Die Bezeichnung Holokaust galt im Mysterienwesen als diejenige Stufe der Einweihung, auf welcher der Einzuweihende seine eigene begrenzte Persönlichkeit und deren Wünsche verbrannt und hingeopfert hatte, um seine Kräfte wie sein Leben unpersönlichen, selbstlosen Zielen, um es Weltenzielen hinzugeben. | |
Ernst Uehli aus «Die drei großen Staufer»; S.166 |
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A39 Es gibt solche Cäsarentypen; es gibt den großen Mann, vor dem sich jeder klein fühlt. Wahrhaft groß dagegen ist der Mann, der in allen Menschen das Gefühl ihrer eigenen Größe weckt. | |
Gilbert Keith Chesterton aus «Dickens»; S.17 |
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A40 Mehr und mehr wird es jetzt offensichtlich, daß Gott nicht länger bei uns weilt. Bisher wurde der Mensch durch Fragen gepeinigt, für die es keine Antworten gab. Durch die Computer werden wir jetzt mit Antworten überschüttet, für die wir nicht einmal die Frage stellen konnten. | |
Peter Ustinov aus «Ustinovitäten»; S.46 |
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A41 Die Schoah hat bereits mehr historische Forschungstätigkeit ausgelöst als jedes andere Ereignis der jüdischen Geschichte, doch für mich steht völlig außer Zweifel, daß ihr Bild nicht am Amboß des Historikers, sondern im Schmelztiegel des Romanciers geformt wird. | |
Yosef Hayim Yerushalmi aus «Zahor: Erinnere Dich!»; S.104 |
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A42 Die Mühlen des Lebens mahlen eben langsam und wenn man an Menschenfortschritt denken will, muss man in Menschengenerationen denken. | |
Traute Lafrenz
Page am 9.I.2012 in »Das Goetheanum« 16·2023; S.10 |
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A43 In Momenten geschichtlicher Entscheidungen ist die Kanzleiperspektive die gefährlichste. | |
Carl Jacob Burckhardt aus «Meine Danziger Mission»; S.28 |
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A44 KLÄRCHEN. [...] Laß mich dich Bruder nennen! Es ist ein Name, der viel Namen in sich faßt. | |
Johann Wolfgang v.Goethe in „Egmont”; 5.Aufzug aus «Goethe Werke, Bd.2»; S.239 |
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A45a Die Pläne ihres Gatten hatte sie nie verstanden, wo sie etwas von ihnen spürte, wandte sie sich in dumpfem Eigensinn dagegen. | |
S.48 | |
A45b Es ist das Erkennungszeichen der wirklichen Leidenschaft, daß sie ihren Träger zerstört, wenn ihr Gegenstand ins Unerreichbare versetzt wird. | |
S.109 | |
A45c Jedes Zeitalter besitzt sein Paradoxon dort, wo Zeitidee und Selbsterhaltungspolitik sich schneiden. | |
S.174f | |
A45d Die Ratio ist ein Mittel der geistigen Fortbewegung, sie kennt nicht den Weg, den sie fährt - das hat sie mit der Maschine gemeinsam -, sie kennt nur das Vorwärts, sie erfaßt den einzelnen und führt ihn ins Unbekannte, schließlich ins Weglose. | |
S.233 | |
A45e [...] Föderalismus, Europas wahre Signatur [...] | |
S.337 | |
Carl Jacob Burckhardt aus «Richelieu» |
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A46 Überall, wo an Stelle des Herkommens das neue Wort zum Gesetz wird, wo der gewöhnliche Gang des Lebens durch das Außerordentliche gestört wird, öffnet sich die Unterwelt. | |
Carl Jacob Burckhardt aus «Gesammelte Werke 2»; S.83 |
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A47a (1819) In die Zukunft schauen, ist schwer; in die Vergangenheit rein zurückblicken, noch schwerer. Ich sage: rein, d. h. ohne von dem, was in der Zwischenzeit sich begeben oder herausgestellt hat, etwas in den Rückblick mit einzumischen. | |
S.423 | |
A47b (1819) Wir sind gegen keine Fehler an andern intoleranter, als welche die Karikatur unsrer eigenen sind. | |
S.425 | |
A47c (1844) Das fürchterlichste Mittel gegen quälende Gedanken ist die Zerstreuung, sie führt zur Gedankenlosigkeit. | |
S.426 | |
Franz Grillparzer aus «Werke - Fünfter Band» |
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A48 Ist eine Konstante nicht konstant, hat man ein Problem. | |
Florian Freistetter in »Spektrum der Wissenschaft« 2.2024; S.20 |
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A49
Nur durch das Morgentor des Schönen Drangst du in der Erkenntnis Land: An höhern Glanz sich zu gewöhnen, Übt sich am Reize der Verstand. |
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Friedrich Schiller in „Die Künstler” aus «Gedichte»; S.127 |
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A50 Sich schuldig zu fühlen, wenn man absolut nichts getan hat, und es in die Welt zu proklamieren, ist weiter kein Kunststück, erzeugt allenthalben »erhebende Gefühle« und wird gern gesehen. | |
Hannah Arendt aus «Eichmann in Jerusalem»; S.369 |
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A51a Nun leben wir in einer Zeit, in welcher die Stimme der gesunden Vernunft zu laut erschallet, als daß jeder Rasender, der sich mutwillig, ohne alle Not, mit Verachtung seiner bürgerlichen Obliegenheiten in den Tod stürzet, den Titel eines Märtyrers sich anmaßen dürfte. | |
1.V.1767; S.127f | |
A51b So falsch war noch keine [Konfession] in der Welt, daß ihre Lehrer notwendig Unmenschen sein müssen. Priester haben in den falschen Religionen, so wie in der wahren, Unheil gestiftet, aber nicht weil sie Priester, sondern weil sie Bösewichter waren, die, zum Behuf ihrer schlimmen Neigungen, die Vorrechte auch eines jeden andern Standes gemißbraucht hätten. | |
5.V.1767; S.132 | |
A51c Die Galerie [eines Konzerts oder Theaters] ist freilich eine große Liebhaberin des Lärmenden und Tobenden, und selten wird sie ermangeln, eine gute Lunge mit lauten Händen zu erwidern. | |
15.V.1767; S.144 | |
A51d Wenn Hinkende um die Wette laufen, so bleibt der, welcher von ihnen als erster ans Ziel kommt. doch noch ein Hinkender. | |
22.V.1767; S.151 | |
A51e Wehe dem, der Voltairens Schriften überhaupt nicht mit dem skeptischen Geiste lieset, in welchem er einen Teil derselben geschrieben hat! | |
19.VI.1767; S.183 | |
in „Hamburgische Dramaturgie” | |
A51f Das fast ist ein recht nützliches Wörtchen, wenn man etwas Ungereimtes sagen und zugleich auch nicht sagen will. | |
S.581 | |
in „Rettungen des Horaz” | |
Gotthold Ephraim Lessing aus «Schriften 1» |
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revid.202405 | |
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