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Zitatensammlung Teil 1 |
Zitate von Rudolf STEINER zum |
BODHISATTVAWESEN |
1 Wir unterscheiden also: erstens Elementarwesen, zweitens den kamarupischen [a] Menschen, drittens den reinen Menschen, viertens den Menschen, der in einer gewissen Beziehung den reinen Menschen überwunden hat, der das, was außen um ihn herum ist, aufgenommen hat und schöpferisch tätig ist. Er hat alles, was es im Erdendasein um ihn herum gibt, berührt und aufgenommen. Das bringt ihm die Pläne, die Vorschriften, die Gesetze, die das Leben schaffen. Einst war der Mensch vollkommen, und er wird es auch wieder werden. Aber es ist ein großer Unterschied zwischen dem, was er war und dem, was er sein wird. Was außen um ihn herum ist, wird später sein geistiges Eigentum geworden sein. Was auf der Erde von ihm erworben worden ist, wird später Fähigkeit des Menschen, schöpferisch tätig zu sein. Das ist dann sein innerstes Wesen geworden. Einer, der die ganzen irdischen Erfahrungen aufgenommen hat, so daß er von einem jeglichen Dinge weiß, wie es verwertet werden kann und so ein Schöpfer geworden ist, wird ein Bodhisattva [b] genannt, das heißt ein Mensch, der Bodhi, die Buddhi der Erde, genugsam in sich aufgenommen hat. Dann ist er reif, aus den innersten Impulsen heraus zu wirken. Die Weisen der Erde sind noch nicht Bodhisattvas. Auch für einen Weisen gibt es immer noch Dinge, in denen er noch nicht vermag sich zurechtzufinden. Erst wenn man das gesamte Wissen der Erde in sich aufgenommen hat, um schaffen zu können, ist man ein Bodhisattva. Buddha, Zarathustra zum Beispiel, waren Bodhisattvas. |
Berlin, 1.Okt.1905 ☉ (aus «GA 93a»; S.54) |
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2 Im Sinne der östlichen Lehre bekommen nun solche Menschheitspersönlichkeiten wieder besondere Namen. Also eine Menschheitspersönlichkeit, die zwar äußerlich ein Mensch unserer nachatlantischen Zeit [c] ist, die aber eigentlich einen Geist der Persönlichkeit [d] in sich trägt, die bis in ihren physischen Leib [e] hinein von einem Geist der Persönlichkeit durchseelt ist, nennt man in östlicher Lehre Dhyani-Buddha. Dhyani-Buddha ist also ein Generalname für menschliche Individualitäten, die von einem Geist der Persönlichkeit bis hinein in ihren physischen Leib beseelt sind. Diejenigen Persönlichkeiten, die bis in ihren Ätherleib [e] hinein beseelt sind, die einen Erzengel [d] in sich tragen in der nachatlantischen Zeit, die nennt man Bodhisattva. Und diejenigen, die einen Engel [d] in sich tragen, die also durchseelt sind in ihrem physischen Leib, Ätherleib und astralischen Leib [e], die nennt man menschliche Buddhas. So daß wir drei Stufen haben: die Dhyani-Buddhas, die Bodhisattvas und die menschlichen Buddhas. Das ist die wahre Lehre der Buddhas, von den Klassen und Kategorien der Buddhas, die wir anzusehen haben im Zusammenhang mit der ganzen Art und Weise, wie sich die Hierarchien ausleben. |
Düsseldorf, 16.Apr.1909 ♀ (aus «GA 110»; S.121f) |
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3 [...] Jene Wesenheit, die der Lehrer der heiligen Rishis, die der Lehrer des Zarathustra, der Lehrer des Hermes war, die man als den großen Lehrer bezeichnen kann und die in den verschiedensten Epochen in der verschiedensten Weise sich manifestierte, die natürlich für den äußeren Blick zunächst tief verborgen bleibt, bezeichnet man mit einem aus dem Orientalischen heraus geprägten Ausdrucke als Gesamtheit der Bodhisattvas. Die christliche Anschauung würde sie als Heiligen Geist bezeichnen. Wenn man vom Bodhisattva spricht, spricht man von einer über alle Kulturen hin sich ziehenden Wesenheit, die sich auf die eine oder andere Weise kundgeben und manifestieren kann für die Menschen. Das ist der Geist der Bodhisattvas. [...] Man kann sie mit diesem einen Namen belegen, sie ist «der große Lehrer», und zu ihm blicken auf diejenigen, die die Lehren der nachatlantischen Zeit empfangen wollen und können. Dieser Bodhisattva-Geist unserer nachatlantischen Zeit hat mehrmals Menschengestalt angenommen, eine derselben interessiert uns aber vor allen Dingen. Ein Bodhisattva hat die weithin leuchtende Menschengestalt angenommen, gleichgültig wie er sich sonst manifestiert hat, in jener Wesenheit, die man als Gautama Buddha bezeichnet. Und es war ein Fortschritt des entsprechenden Bodhisattva, als er nicht mehr bloß zu bleiben brauchte in den oberen geistigen Regionen, sondern es so weit gebracht hatte durch seine Ausbildung innerhalb der geistigen Regionen, daß er die physische Leiblichkeit so weit bezwingen konnte, um in Buddha Mensch zu werden. So also haben wir in dem Buddha eine der Menschwerdungen eines Bodhisattva zu sehen, eine der Menschwerdungen der allumfassenden Weisheitsgestalten, wie sie dem Erdenwerden zugrunde liegen. In dem Buddha haben wir sozusagen die Verkörperung jenes großen Lehrers, der einfach die wesenhafte Weisheit selber genannt werden kann. So sehen wir den Buddha in der richtigen Weise an: Er ist die Erdenwerdung des Bodhisattva. Und es braucht dann nicht geglaubt zu werden, daß ein Bodhisattva nur in dem Buddha sich verkörpert [inkorporiert] hat, sondern es hat sich ganz oder teilweise ein solcher auch in anderen menschlichen Persönlichkeiten verkörpert. Aber solche Verkörperungen müssen wir nicht alle nach der Schablone auffassen, sondern wir müssen uns klar sein darüber, daß so, wie ein Bodhisattva lebte im Ätherleib des Gautama Buddha, ein solcher auch in Leibesgliedern anderer menschlicher Individuen lebte. Und weil die Wesenheit desjenigen Bodhisattva, welcher den Astralleib des Zarathustra geerbt hatte, einströmte in die Glieder anderer Individualitäten, zum Beispiel des Hermes, so kann man - aber nur wenn man die Sache so versteht - auch andere Individualitäten, die wiederum große Lehrer sind, eine Verkörperung eines Bodhisattva nennen. Man kann von einer immer und immer wiederkehrenden Verkörperung des Bodhisattva sprechen, muß aber wissen, daß der Bodhisattva hinter all den Menschen, in denen er sich verkörpert, gestanden hat als Teil derjenigen Wesenheit, die selber die personifizierte Allweisheit unserer Welt ist. |
München, 31.Aug.1909 ♂ (aus «GA 113»; S.183ff) |
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4a Derjenige, der ein Buddha wurde, mußte zuerst ein Bodhisattva sein. Bodhisattva ist also die vorhergehende Stufe der individuellen Entwickelung zum Buddha hin. Nun wollen wir einmal vom Standpunkte der Menschheitsentwickelung aus uns das Wesen der Bodhisattvas vor Augen führen. Wir verstehen es nur, wenn wir, vom Gesichtspunkte der Geisteswissenschaft aus sie durchdringend, die Menschheitsentwickelung betrachten. |
4b Was die Menschen zu irgendeiner Zeit können, was sie an Fähigkeiten entwickeln, das war nicht immer da. Es ist nur eine kurzsichtige Betrachtungsweise, die nicht über ihre eigene Epoche hinausschauen kann, welche da glaubt, daß dieselben Fähigkeiten, welche die Menschen heute haben, schon in Urzeiten vorhanden waren. Die menschlichen Fähigkeiten, das, was die Menschen verrichten, wissen, tun können, das ändert sich von Epoche zu Epoche. Heute sind die menschlichen Fähigkeiten so entwickelt, daß der Mensch gewissermaßen durch seine eigene Vernunft dieses oder jenes erkennen kann, daß er mit Recht sagt: Diese oder jene Wahrheit sehe ich ein durch meinen Verstand, durch meine Vernunft; ich kann erkennen, was sittlich und unsittlich ist, was in einer gewissen Beziehung logisch oder unlogisch ist. Aber man würde fehlgehen, wenn man glauben würde, daß diese Fähigkeiten, das Logische vom Unlogischen oder das Sittliche vom Unsittlichen zu unterscheiden, immer an der menschlichen Natur gehaftet haben. Sie sind erst gekommen, haben sich nach und nach entwickelt. Was der Mensch heute durch seine eigenen Fähigkeiten vermag, das mußte er - wie ein Kind von Vater und Mutter oder vom Lehrer - sich einmal sagen lassen von Wesenheiten, welche zwar auch verkörpert unter den Menschen waren, welche aber durch ihre geistigen Fähigkeiten höher entwickelt waren und in den Mysterien Umgang pflegen konnten mit geistigen Wesenheiten, die über ihnen sind, mit göttlich-geistigen Wesenheiten. |
4c Solche Individualitäten, die zwar im physischen Leibe verkörpert waren, die aber Umgang pflegen konnten mit höheren Individualitäten, die nicht physisch verkörpert sind, gab es immer. Bevor die Menschen zum Beispiel die Gabe des logischen Denkens erlangt haben, wodurch sie selbst heute logisch denken können, mußten sie hinhorchen auf gewisse Lehrer. Diese Lehrer konnten auch nicht durch gewisse Fähigkeiten, die man im physischen Leibe entwickelt, logisch denken, sondern nur dadurch, daß sie in den Mysterien Umgang hatten mit göttlichgeistigen Wesenheiten, die in höheren Regionen sind. Solche Lehrer, die das Logische, das Sittliche lehrten aus ihren Offenbarungen, die sie aus höheren Welten heraus empfingen, gab es, bevor die Menschen selber durch ihre Natur auf der Erde imstande waren, logisch zu denken oder das Sittliche zu finden. Eine gewisse Kategorie solcher Wesen, die zwar im physischen Leibe verkörpert sind, aber Umgang haben mit göttlichgeistigen Wesenheiten, damit sie das heruntertragen, was sie von jenen lernen, und es dem Menschen mitteilen können, das sind die Bodhisattvas. Sie sind also in einem Menschenleib verkörperte Wesenheiten,[f] die heranreichen mit ihren Fähigkeiten bis zu einem Verkehr mit den göttlich-geistigen Wesenheiten. |
Basel, 16.Sep.1909 ♃ (aus «GA 114»; S.35f) |
siehe Ergänzung |
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5a So gehören zu dem Christus [ὁ χριστός] zwölf Bodhisattvas, die vorzubereiten und weiter auszubauen haben, was er als den größten Impuls unserer Kulturentwickelung gebracht hat. Da erblicken wir die Zwölf und in ihrer Mitte den Dreizehnten. Damit sind wir aufgestiegen in die Sphäre der Bodhisattvas und eingetreten in einen Kreis von zwölf Sternen, und in ihrer Mitte die Sonne, die sie erleuchtet und erwärmt, von der sie jenen Lebensquell haben, den sie dann wieder herunterzutragen haben auf die Erde. Wie nimmt sich auf der Erde das Abbild von dem aus, was da oben geschieht? |
5b Auf die Erde herunterprojiziert nimmt es sich so aus, daß wir sagen können: Der Christus, der auf der Erde gelebt hat, hat dieser Erdenentwickelung einen solchen Impuls gebracht, daß die Bodhisattvas vorzubereiten hatten die Menschheit für diesen Impuls und auch wieder auszubauen haben, was der Christus der Erdenentwickelung gibt. Das nimmt sich wie ein Bild auf der Erde aus: Der Christus in der Mitte der Erdenentwickelung, die Bodhisattvas als seine Vorboten und seine Nachfolger, die seine Arbeit der Menschheit wiederum nahezubringen haben. |
5c So mußte eine Anzahl von Bodhisattvas in der Menschheit vorarbeiten, damit die Menschheit reif wurde, den Christus zu empfangen. Nun ist aber die Menschheit, nachdem sie reif war, den Christus unter sich zu haben, noch lange nicht reif, alles dasjenige zu erkennen, zu fühlen und zu wollen, was der Christus ist. Und ebenso viele Bodhisattvas als notwendig waren, um die Menschen für den Christus vorzubereiten, ebenso viele sind notwendig, um das, was durch den Christus in die Menschheit einfließen soll, in die Menschheit hinauszuführen. Denn in dem Christus ist so viel, daß die Kräfte und Fähigkeiten der Menschen immer größere werden müssen, um ihn ganz zu verstehen. Mit den heutigen Fähigkeiten ist er nur zum kleinsten Teil zu verstehen. Höhere Fähigkeiten werden der Menschheit erstehen, und mit jeder neuen Fähigkeit werden wir den Christus in einem neuen Lichte ansehen. Und erst wenn der letzte zum Christus gehörige Bodhisattva seine Arbeit getan haben wird, wird die Menschheit empfinden, was der Christus ist; dann wird sie von einem Willen beseelt sein, in dem der Christus selber lebt. Der Christus wird durch das Denken, Fühlen und Wollen in die menschlichen Wesen einziehen, und die Menschheit wird die äußere Ausprägung des Christus auf der Erde sein. |
Berlin, 25.Okt.1909 ☽ (aus «GA 116»; S.33f) |
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6a Zwischen Buddhas Lehre und Christi Kraft ist ein Unterschied wie zwischen einem Kunstkenner vor einem Bilde Raffaels und Raffael selber. Darin besteht gerade der große Irrtum vieler, daß sie in Buddha den höchsten aller Geister in Menschengestalt sehen. Sie wissen nicht, daß derjenige, der 600 Jahre nach ihm sich in Jesus von Nazareth inkarnierte, die Inkarnation des Logos [ὁ λόγος] selber war. Buddha hatte den Impuls des Mitleidens und der Liebe vorzubereiten. Er bereitete die Seelen vor für das, was Christus bringen sollte. Im großen betrachtet ist sein Vorbereitungswerk das bedeutsamste, das je geleistet worden ist. Zum besseren Verständnis seiner Persönlichkeit müssen wir uns den Unterschied klarmachen zwischen einem Bodhisattva und einem Buddha. Nehmen wir unser hellsichtiges Auge zu Hilfe, so sehen wir, daß ein Bodhisattva ein menschliches Wesen ist, welches beständig mit der geistigen Welt verbunden ist und nicht ganz in der physischen Welt lebt. Seine Wesenheit ist gleichsam zu groß, um in einem menschlichen Körper Platz zu finden, nur ein Teil reicht bis in die irdische Hülle herab, der größere Teil bleibt in den höheren Welten. Der Bodhisattva ist infolgedessen stets im Zustande der Inspiration. |
6b Als solch ein Wesen wurde Gautama Buddha geboren. Im neunundzwanzigsten Jahre erst wurde seine Erdenpersönlichkeit so stark, daß sie den höheren Teil in sich aufnehmen konnte. Der Legende nach ließ er sich auf seiner Wanderung unter einem Feigenbaum [Bodhibaum] nieder und erhielt die Erleuchtung, die ihn zum Buddha machte. Er stieg auf zu einer höheren Würde, gemäß der Rangfolge, wie sie in der geistigen Welt herrscht. Ein anderer rückte gleichzeitig auf und nahm den von ihm verlassenen Platz ein. Sein Nachfolger in der Bodhisattvawürde waltet nun seines Amtes, bis er selbst die Buddhareife erlangt haben wird. Noch 3000 Jahre werden vergehen, dann wird er als Maitreya- Buddha sich unter den Menschen inkarnieren. Von seiner Aufgabe wird später die Rede sein. |
S.219 |
6c Der Bodhisattva, der an Gautamas Stelle trat, als dieser zum Buddha wurde, wird niedersteigen in der Gestalt des Maitreya-Buddha, um die Menschen zur vollen Anerkennung des Christus zu bringen. Er wird der größte der Verkündiger des Christus-Impulses sein und vielen das Erlebnis von Damaskus möglich machen. Noch lange Zeit wird vergehen und in immer neuerer Form wird die Geisteswissenschaft das Christus-Wesen den Menschen von immer höheren Gesichtspunkten aus verständlich machen, bis daß der letzte der Bodhisattvas seine Mission auf Erden vollendet haben wird und die Menschheit den Christus in seiner ganzen Bedeutung begriffen und ihr gesamtes Leben in seinem Impuls rückhaltlos aufgegangen sein wird. |
S.227 |
Rom, 13.Apr.1910 ☿ (Notizen aus «GA 118») |
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7 Nehmen wir ein Beispiel. Es gibt Wesenheiten, die man Bodhisattvas nennt, hohe, vorgerückte menschliche Wesenheiten, die sich immer wieder auf Erden verkörpern, bis sie zum Buddha-Dasein aufgestiegen sind. Solange ein Bodhisattva in seinem physischen Leibe ist, lebt er als Mensch unter Menschen, als geistiger Wohltäter der Menschen. Aber schon hier auf Erden hat er eine besondere Aufgabe, nicht nur die in Leibern Lebenden zu lehren, sondern er lehrt auch die Toten, ja auch sogar Wesenheiten der höheren Hierarchien. Das rührt davon her, daß der Inhalt der irdischen Theosophie nur auf Erden erlangt werden kann, in einem physischen Leibe. Dann kann sie in der geistigen Welt gebraucht werden, aber erworben muß sie werden in einem physischen Leibe. Nur ausnahmsweise können Bodhisattvas andere Wesen nach dem Tode weiterbringen, die schon hier den Funken des geistigen Lebens aufgenommen haben. Durch die geistige Welt selber entsteht nicht Theosophie; sie entsteht nur auf Erden und kann dann durch die Menschen in die geistige Welt hinaufgetragen werden. Das ist zu verstehen, wenn man bedenkt, daß zum Beispiel die Tiere alles auf Erden schauen so wie die Menschen, aber es nicht verstehen können. So können die übersinnlichen Wesen die übersinnliche Welt nur schauen, aber nicht verstehen. Begriffe und Ideen von der übersinnlichen Welt können nur auf Erden entstehen und strahlen von dort wie ein Licht auf die geistige Welt aus. Daraus versteht man so recht die Bedeutung der Erde. Sie ist nicht bloß eine Durchgangsstufe oder ein Jammertal, sondern sie ist da, damit hier ein geistiges Wissen entwickelt werden kann, das dann hinaufgetragen werden kann in die geistigen Welten. |
Straßburg, 13.Mai 1913 ♂ (aus «GA 140»; S.322f) |
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8a Der Mensch muß [nach dem Tod] aber, indem er den Übergang finden soll vom Mondenbereich in den Sonnenbereich,[g] eine Führerschaft haben. Ich habe schon hingedeutet auf diese Führerschaft. Wir haben ja gesehen, daß in der allerältesten Epoche der Menschheit diejenigen Wesen hier auf Erden gelebt haben, die sich dann in die kosmische Mondenfestung wie verschanzt, wie zurückgezogen haben. Die Wesen selber also sind solche, zu denen der Mensch erst wiederum eine Beziehung erlangt nach dem Tode. Aber es sind Nachfolger dieser Wesenheiten geblieben, welche von Zeit zu Zeit dann in den älteren nachfolgenden Epochen der Menschheit auf Erden erschienen sind. Im Orient hat man diese Wesenheiten die Bodhisattvas genannt. Die erschienen wohl im Menschenleibe verkörpert, waren aber dennoch die Nachkommen derjenigen Wesenheiten, die sich dann im Monde verschanzten. So daß das Leben der Bodhisattvas eigentlich verfließt in Gemeinschaft mit den in der kosmischen Mondenfestung lebenden Wesenheiten. Da liegen die Quellen ihrer Kraft, da liegen die Quellen ihrer Gedanken. Und sie waren es, die dann den Menschen Führer waren, ihnen den Übergang möglich gemacht haben durch das, was sie auf Erden sie lehrten, so daß die Menschen die Kraft hatten, als sie an das Ende der Mondenregion kamen, in die Sonnenregion überzugehen. |
[...] |
8b Und während in alten Zeiten der Erdenentwickelung dasjenige, was aus der Mondenregion mit der Erde innig verbunden war, eigentlich für das Spirituelle der Erde gesorgt hat, trat, «als die Zeit erfüllet war», nachdem das erste Drittel der vierten nachatlantischen Epoche verlaufen war, in der Erdenentwickelung selber an die Stelle der direkten oder indirekten Mondenwirkung - als noch in den Wesen die Bodhisattvas wirkten - die Wirkung des Mysteriums von Golgatha, die Christus-Wirkung ein. Die Christus-Wirkung war umgeben von der zwölffachen Bodhisattva-Wirkung, was angedeutet ist, aber eben auch wirklich ist, durch die zwölf Apostel in der Umgebung des Christus; so daß also der Christus, der im Leibe des Jesus verkörpert ist, die Kraft ist, die nun, von dem geistigen Sonnendasein ausgehend, mit der Erde sich verbunden hat. |
Penmaenmawr, 28.Aug.1923 ♂ (aus «GA 227»; S.203f) |
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9a Dasjenige, was einmal war, geht aber weiter, so daß nicht etwa die alte Mondenweisheit, der alte Mondenlogos aufhören kann, sondern daß er fortgehen muß; nur wird er erfaßt werden müssen von dem Sonnenwort, das nun auch, nach Verlust der letzten Erbschaft in der Gnosis, wieder gefunden werden muß. Aber nicht vorher kann in der eigentlichen Sonnensprache zu der Menschheit gesprochen werden, bevor die Menschheit guten Willen dem Sonnenworte entgegenbringt. Daher wird die Menschheit auch vergeblich warten auf die Ankunft eines der Nachfolger der alten Bodhisattvas. Denn ob ein Bodhisattva da ist oder nicht für die Menschheit, hängt ja davon ab, ob die Menschheit ihm Verständnis entgegenbringt oder nicht. |
9b Heute ist die Menschheit tief gespalten in eine östliche und in eine westliche Menschheit. Und derjenige, der nicht in diese Verhältnisse tief genug hineinsieht, der beurteilt eben nicht in richtiger Weise, wie die Menschheit in Osten und Westen gespalten ist, wie in einer ganz anderen Weise der Osten etwas erwartet von einem neuen Bodhisattva in seiner Art, als der Westen auch nur ahnen kann. Es ist noch nicht genügend über das heutige nationalistische Streben jenes allgemeine Menschheitsbewußtsein gekommen über die ganze Erde hin, das im wesentlichen gerade ein Ergebnis des Christus-Impulses sein muß. Aber die Menschheit wird auch nicht den Aufstieg finden zu diesem allgemein menschlichen, zu diesem wahrhaft christlichen Impuls, daher auch nicht früher verstehen können, was ein etwaiger Bodhisattva zu ihr zu sagen hätte, bis sie in sich selber wiederum spirituelle Sehnsucht in genügendem Maße entwickelt hat, bis sie gerade durch diese spirituelle Sehnsucht die Brücke haben wird über die ganze Erde hin zum Verständnisse zwischen dem Osten und dem Westen. |
9c [...] wie es heute nicht so ist, daß etwa die Menschen auf den Bodhisattva zu warten hätten, sondern daß der Bodhisattva warten muß auf das Verständnis, das ihm die Menschheit entgegenbringt, bevor er zu ihr in seiner Sprache sprechen kann; denn die Menschheit ist in die Epoche der Freiheit eingezogen. |
Penmaenmawr, 29.Aug.1923 ☿ (aus «GA 227»; S.221f) |
a] kama ~ Begierde, rupa ~ Form b] bodhi ~ Erleuchtung, sattva ~ das Seiende (pali: bodhisatta) c] siehe Mbl.7 d] siehe Mbl.12 e] siehe Mbl.5 f] siehe R.Steiner zur Inkorporation im Altertum g] siehe Mbl.8 |
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revid.201412/202407 |
https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWzit109310054.htm |