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Merkblatt 22:
Schwarz und Weiss
eine absteigende Farbenfolge:
weiss- gelb-grünlich - bläulich - violetten - rötlich - schwarz
Schwarz nimmt in vollkommener Eigenliebe alles Licht an sich.¹
Weiss gibt in vollkommener Nächstenliebe alles Licht von sich.¹
Zwischen diesen unbunten Polen dunkeln und hellen die Farben.²
Zum Schwarzen hin handelt, wer mehr für sich nehmen, als der Welt geben will.
Zum Weissen hin handelt, wer mehr der Welt geben, als für sich nehmen will.
Rein schwarz zu handeln bedarf ebenso vollkommener Schulung wie rein weiss.
Der Mensch zwischen ICh und Welt handelt farbig, verdunkelnd oder erhellend.
Jeder weisse Schulungsschritt kann in einen schwarzen verkehrt werden,
jeder schwarze jedoch auch in einen weissen (Ansatz des Mani³).
An bestimmten Stellen seines Schulungsweges begegnet
der bewusst strebende Mensch⁴
dem Hüter der Schwelle⁵,
der dem staunenden⁶ ICh dessen gegenwärtige Lage zwischen Schwarz und Weiss
als unausweichliche und deshalb unerbittlich objektive Frage
immer wieder vorweist.⁷
eine aufsteigende Farbenfolge:
schwarz - rötlich - violetten - bläulich - grün-gelblich - weiss
Anmerkungen
1 in Egoismus Absorption (vgl. nigredo)
in Altruismus Reflexion
Ac si albedo haberet in se esse absolutum sine abstractione nostri intellectus, a qua album esset contracte album, tunc albedo per non-albedinem in actu albo terminatur, ut hoc sit album per albedinem, quod absque ea album non esset. Hätte die Weiße in sich absolutes Sein ohne die Abstraktionsleistung unseres Intellekts, dank dessen das Weiße ein eingeschränkterweise Weißes wäre, so wird die Weiße durch die Nichtweiße im tatsächlich Weißen begrenzt, so daß das kraft der Weiße weiß ist, was ohne sie nicht weiß wäre.
Nikolaus Cusanus
in «De docta ignorantia», lib.II, cap.IV
aus «Philosophisch-theologische Werke Band 1», Buch II; S.32f
vgl. Farbsätze - siehe auch »TzN Feb.2007«, R.STEINER am 3.XII.1906 (in «GA 283»; S.13f) u. E.MARTI über Finsternis u. Licht - verdichtet zB. in Der Schlafwandler
2 Weil der Mensch nicht ist, sondern in einem fort wird, und nur so lange wird ein ICh Mensch, wie es strebt (vgl. Mbl.27: Anm.3)
3 siehe Manichäismus
4 vgl. Mbl-B.E: Abs.6-7}
5 siehe dazu R.Steiner: Leben und Tod u. «Flensburger Heft Nr.45»
6 Das ϑαυμάζειν (thaumázein ~ Staunen) galt den Griechen als Eingangsgeste jeden Fragens und Forschens.
7 vgl. Mbl.13: Anm.1 u. Mbl-B.E: Kap.VIII
Literatur
siehe auch Stichwort-Register
STEINER, R.: «GA 291»
FRIELING, H.: «Praktische Farbenlehre»
MARTI, E.: «Das Ätherische»
PROSKAUER, H.O.: «Zum Studium von Goethes Farbenlehre»
RUDLOFF, D.: «Freiheit und Liebe»
ROLL, E.v.: «Mani»
WELSCH, N./LIEBMANN, C.Ch.: «Farben»
ZAJONC, A.: «Die gemeinsame Geschichte von Licht und Bewußtsein»
https://wfgw.diemorgengab.at/WfGWmbl22.htm