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Neudenken:
Zum Licht
1 Der Mensch, der die Dinge erblickt - die Steine, Pflanzen, Lebewesen -, erblickt immer das Licht. Doch er sieht nicht das Licht, er sieht nur die Finsternis, in der das Licht vergeht.[a]
2 Aber die Finsternis, die das Licht verschluckt, in der es verschwindet, ist nicht nur die Finsternis: sie ist das Spiel, das das Licht in der Seele vollführt, wenn diese im Auge die Farben [b] und Formen der Welt erfaßt, die Gliederung des Seins.[c]
3 Nicht nur die Farben, auch die Formen der Welt sind das Spiel des Lichts in der Finsternis.
4 In jeder Gestalt, in die sich ein Ding oder Wesen kleidet, strebt die Materie danach, von neuem zum Licht zu werden.[d] Dabei zeigt sie sich als Idee: die als Idee zu erfassen man keine Kraft hat, da man die Idee nur als Abstraktion kennt. Als die entstehende Idee, die lebt, kennt man sie nicht.
5 Die Dinge, die Welt, die Wesen werden offenbar, weil ihr Gestaltkleid aus Licht gewoben ist. Dieses Gewebe entsteht im Auge, wo das Licht der Seele dem Licht der Materie begegnet: in der Wiederherstellung des ersten Lichts, die eine Tatsache des Bewußtseins ist, wenn dem Bewußtsein auch entgeht, daß das Lichtprinzip gegenwärtig ist.[e]
6 Da der Mensch nicht im Ich, sondern in der Seele lebt, beruft er sich unaufhörlich auf das Ich,[f] ohne es wirklich zu sein. So kennt er dessen Licht nur als gespiegeltes Licht. Er ist durch sich selbst die Quelle des Lichts und verliert in der Spiegelung des Lichts dessen Leben.[g]
Massimo Scaligero
aus «Das Licht»; S.14f
Und sehet, ein Bogen verbindet die Welten,
ein gewaltiges Zeichen der Einung;
sein zierliches Schillern aus tausenden Tropfen
ist im Brechen des Lichtes geboren,
Gespiel aus den Wolken, ein Wurf hin zum Boden,
ein Gewebe unendlicher Leichte;
auf siebenfach leuchtend gebündelte Weise
bahnt nach Schauer und Nebel er wieder
der Sonne den Weg.
Der Anblick der Wölbung bringt jedwedem Wesen
eine wärmende, stete Beschwingung,
ja, lag es verstört und erstarrt in der Höhle,
wird hervor es gerufen als Ganzes
zu Wiedererwachen, befreit von den Schatten,
zu Vergessen durch frisches Beginnen,
hervor dann zu Wiedererstarken und Werden,
zu erneuerter Atmung und Liebe
und jungem Gesang.
Wie die Wasser verrinnen,
wie die Feuer verglimmen,
wenn er sich uns zeigt!
aus «Das Wegkind»; 10.Garn
Unsere Anmerkungen
a] vgl. Jh.1,5
b] vgl. Mbl.22
c] strenggenommen des Daseins (Existenz), da das Sein (Essenz) als solches jeglicher Gliederung entbehrt
d] Urbewegung der Hoffnung
e] vgl. Jh.8,12
f] Wird der deutschen Silbe „ich” (יX) der Steinbock-Laut L vor- und der Löwe-Laut T nachgestellt, so zeigt sich deren Beziehung zum Wort Licht.
g] wie das Mondlicht in Bezug auf die Erde
https://wfgw.diemorgengab.at/tzn202312.htm