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Merkblatt 24:
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Sonnenerfahrung
alter Kulturen
Während der atlantischen Epoche¹ war die Sonne dem Menschenauge durch dichte Nebeldecken verhüllt. Der Mensch war sich der Geisteswelt um ihn klar bewusst, der Tagesumgebung hingegen nur dumpf; er erlebte wohl Zu- und Abnehmen der Helligkeit, doch erst in den letzten Zeiten vor der Grossen Flut einen Lichthof, der sich allmählich in den auflockernden Schwaden abzeichnete.
Nach der Grossen Flut (entspricht der Eiszeit) setzte der für die heutige Menschheit massgebliche Kulturstrom der nachatlantischen Epoche¹ ein, vom Gebiet der heutigen Wüste Gobi aus, wohin der Eingeweihte des Sonnenorakels, der Manu, eine vorbereitete Menschenschar geführt hatte. Nun konnte der Mensch den ersten Regenbogen² sehen, und tief wurde er von der Sonne beeindruckt, welcher er sich mit gewordenen und werdenden Sinnen³ zuzuwenden begann.
In der altindischen Kultur zunächst
erahnte der noch hellsichtige, weil auf seine geistige Herkunft zurückblickende Mensch in der Sonne die Offenbarung eines zusammengezogenen Zentralimpulses. - Ein Echo davon findet sich in den spärlichen vedischen Erwähnungen von WISCHWAKARMAN (etwa: der Allmacher)⁴.
In der urpersischen Kultur weiter
erschaute der schon tagwache, weil auf seine physische Ankunft hinblickende Mensch eine sich um die Sonne dehnende Sphäre, die mit der Erde neu Beziehung aufnahm. - Zarathustra lehrte, AHURA MAZDAO,⁵ die grosse Aura, als Werdegrund allen Daseins zu verehren.
In der ägyptisch-chaldäischen Kultur dann
erfasste der den Sternenhimmel beobachtende Mensch die Sonne in ihrer zentralen Bedeutung für die Erde: die liebend hinneigende Geste des Sonnenwesens zur Erde. - ŪTŪ wurde vom Sumerer, SAMASCH vom Chaldäer als führender Gott verehrt, RĀ vom Ägypter. Dem Volk Jisrael begegnete das Sonnenwesen, durch den Mond vermittelt, als יהוה (JHWH), dem siebenten אלה (ELOAH), in dessen Antlitz, MICHAEL.⁶
In der griechisch-lateinischen Kultur schliesslich
erkannte der für die Erdenschönheit erwachte Mensch das Sonnenwesen in seiner Doppelgestalt als Licht- und Wärmespender einerseits, andererseits als Sonnengenius. - Grieche und Römer kannten sowohl ὁ ήλιος (ho hélios) oder Sol, als auch ὁ Απόλλων (ho Apóllon) oder Apollo. Der Kelte wiederum vertraute Lug, dem Alleskönner; der Germane trauerte um Baldur. Die Römer des Kaiserreiches freilich fühlten sich besonders zum syrischen Sonnengott SOL INVICTVS (unbesiegte Sonne) hingezogen, bis Konstantin „Hoc signo vinces” (Durch dieses Zeichen wirst du siegen!) träumte.
Anmerkungen
1 vgl. Mbl.7
2 vgl. Q'ESCHeTh in Gen.9,12-17
3 vgl. Mbl.17a
4 auch Vishvakarman - Im orthodoxen Christentum kennt man noch den Christós pantokrátor: allbeherrschender Christus, auf Ikonen als der den Globus mit dem Zirkel Vermessende dargestellt.
5 auch Ahura Mazda (vgl. Abriss zu Zarathustra)
6 Ūtū, SCHAMASCH (שמש) und (vgl. «E+E»: Abs.309}) bezeichnen den Sonnengott (das Sonnenwerden) als solchen (kosmische Sonne; vgl Mbl-B.36a), ähnlich das ugaritische EL - von den Hebräern in אלהים (Elohim) übernommen -, während die ägyptischen Bezeichnungen Amun (verborgene Sonne) die verhüllende (antipathische) Geste und Atum (schaffende Sonne) die hinneigende (sympathische) Geste anklingen lassen. Das dem Hebräer unaussprechbare Tetragrammaton יהוה stand für den Sonnenimpuls „Ich bin der ICh Bin.” selbst (zu MICHAEL vgl. Mbl.13).
Literatur
siehe auch Stichwort-Register
STEINER, R.: «Das Christentum als mystische Tatsache»
STEINER, R.: «GA 123»
ELIADE, M.: «Geschichte der religiösen Ideen - Bd.1»
https://wfgw.diemorgengab.at/WfGWmbl24.htm