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Zitatensammlung
Teil 2
Zitat von Ernst MARTI zu
LEBENSÄTHER und ERDE
1 Bei der Betrachtung des Paares Erdelement und Lebensäther wird sich das Denken in Gegensätzen besonders bewähren. Der Lebensäther ist der zunächst am schwersten faßbare Äther, weil er nicht auf einem speziellen Sinnesgebiet erscheint. Er ist die eigentlich belebende Kraft, die nicht direkt im Anorganischen auffindbar ist.
2 Das Erdenelement äußert sich als der feste Aggregatszustand. Fest ist eine Wahrnehmung. Indem Festes in der Sinnenwelt auftritt, erscheint Eigenform, erscheint G e s t a l t . Luft- und Wasserelement erzeugen keine Eigengestalt. Man nehme zur Veranschaulichung einen Steinblock. Der Stein hat seine feste Gestalt und seinen festen Inhalt. Daß er seine Gestalt starr festhält, ist das spezifisch Erdhafte. Mit der Starre hängt zusammen die Undurchdringlichkeit. Das Festhalten der Gestalt hat zur Folge, daß an einem Ort nicht gleichzeitig ein zweites Ding sein kann. Ein fester Körper behauptet seinen Raum. Er hat einen festen Inhalt, den er allem Äußeren entgegenstellt. Er ist ein Gegen-Stand. Jeder Gegenstand sondert sich von der Umwelt ab, indem er durch die Gestalt ein Stück der Welt zu eigen nimmt. Das Erdelement erzeugt den Gegensatz von eigen und fremd. Durch das Gestaltetsein schafft es Einzelheiten.
3 Zu all dem bildet der Lebensäther den Gegensatz. Zur Veranschaulichung denke man sich neben dem Stein einen Menschen. Er hat auch eine Gestalt. Dadurch ist er auch ein Einzelner, eine Art «Gegenstand». Aber seine Gestalt ist nicht fest und starr, sondern wandelbar. Wenn er steht und dann sitzt, ist er die gleiche «Einzelheit», aber mit ganz anderer Form. Er hat einen G e s t a l t w a n d e l, eine Metamorphose der Form durchgemacht. Die Gestalt des Steines ist von außen, von äußeren Einflüssen bedingt, ganz gleich ob er mit einem Hammer behauen oder in einer Kugelmühle rund geworden ist. Er hat seine Gestalt durch Außenwirkung, passiv erlangt. Ganz anders beim Menschen - und bei jedem Lebewesen. Seine Gestalt stammt aus ihm selbst, aus dem Innern. Das Lebewesen gibt sich seine Gestalt selbst, und in seiner Entwicklung geht es durch eine ganze Formenreihe, durch Gestaltverwandlungen und Metamorphosen hindurch.
4 Die Kraft, die gestaltbildend wirkt, ist nach der Forschung Rudolf Steiners der Lebensäther. Dieser Lebensäther schafft vollräumliche, plastische Formen, wandelbare Gestalten. Dazu geschieht zusätzlich folgendes: Für den Stein ist es bedeutungslos, wie er liegt. Er hat z. B. kein durch ihn selbst bestimmtes Unten und Oben. Seine Lage hängt von äußeren Einflüssen ab. Anders beim Lebewesen. Der Lebensäther bestimmt im Lebewesen Raumesrichtungen. Er polarisiert nach der Befruchtung das Ei in den sog. vegetativen und animalischen Pol und schafft dadurch die Bedingungen für oben und unten. Er gestaltet das Lebewesen in die Umwelt (gestalten hängt mit stellen zusammen!): die Pflanze zwischen Himmel und Erde, das Tier in die Horizontale, den Menschen in die Senkrechte. Der Lebensäther wirkt in den drei [konkret sechs] Raumesrichtungen, er modelliert von außen nach innen, er plastiziert.
5 Nicht nur Gestaltwandel, auch Umwandlung des Inhalts und der Inhaltsstoffe, S t o f f w e c h s e l, ist Erscheinung des Lebensäthers. Das hängt mit einem weiteren Gegensatz zum Erdelement zusammen. Der feste Körper ist undurchdringlich, unter gewöhnlichen Bedingungen hält er seinen Stoffbestand fest. Der Lebensäther bewirkt das Gegenteil. Das Lebewesen kann Stoffe aufnehmen und in den eigenen Stoffbestand einführen, einverleiben. Es kann aber auch aus seiner eigenen Stofflichkeit aussondern und in die Umwelt ausscheiden. Die Fähigkeit der Assimilation und Absonderung beruht auf dem Lebensäther.
6 Bei einem festen Körper, z. B. einem Stein, ist nicht nur die äußere Gestalt fest und starr, sondern auch das gesamte Innere. Jedes Teilchen im [homogenen] Innern ist ebenfalls starr und nur mechanisch[-chemisch] mit dem anstoßenden Partikel verbunden. Sonst sind die Teile einander gleichgültig. Wenn der Stein in zwei Stücke zerbricht, läßt das die nicht an der Bruchfläche liegenden Stücke unberührt. Der Stein ist endgültig getrennt, wenn er zerbrochen wird. Der Stein ist teilbar. Was ist ein Teil? Eine neue Einzelheit. Es ist das Wesen des Erdelementes, daß es vereinzelt, daß es t e i l b a r ist.
7 Anders ist das von einem von Lebensäther durchdrungenen Leib, in einem Organismus. Da ist alles mit allem im Zusammenhang. Das ist möglich, weil statt der unbeweglichen Starrheit eine Regsamkeit das Innere erfüllt. Diese Regsamkeit ist eine andere Art Beweglichkeit als die Bewegung der Wärme, das Fließen im Flüssigen oder das Schwingen beim Ton. Es ist ein Plastizieren, ein Gestalten derart, als ob in jedem Punkt und Partikel stets das Ganze wirksam ist.
8 Das weist uns auf eine Haupteigenschaft des Lebensäthers. Seine Tätigkeit wird besonders sichtbar, wenn ein Knochen (um einen besonders erdhaften Bestandteil des Leibes zu nehmen) gebrochen wird. Was tritt nach einem Knochenbruch oder einer Verletzung eines Lebewesens ein? Eine Heilung oder wenigstens der Versuch einer Heilung. Heilen ist Wiederherstellen der Ganzheit. Eine so selbständig entstandene Ganzheit müßte man eigentlich Heilheit nennen. Die heilende, Ganzheit schaffende Kraft des Lebensäthers durchdringt den ganzen Körper und macht ihn zum Leib, wo jegliches eingefügt ist in die Wirkung des Lebensäthers. Wenn auf der Körperoberfläche eine Wunde entsteht, betätigt sich diese Kraft: die Wunde heilt. Im Leib gibt es keinen Teil, keine Zelle, die nicht in die Heilheit des Ganzen eingeschlossen ist. Wäre das nicht der Fall, so läge ein Fremdkörper vor, ein Krebs oder fremdes [wucherndes] Leben. Das vom Lebensäther geschaffene Ganze - allgemein ein Organismus genannt - ist wesenhaft ein Individuum, ein Unteilbares. Das gilt auch im mikroskopischen Bereich. Ein einzelliges Lebewesen ist eine Ganzheit verglichen mit einem Staubkorn. Ein Einzeller zeigt in einer gewissen Weise besonders eindrücklich die Phänomene des Lebensäthers: die Metamorphose der Gestalt und das Einfügen und Aussondern von Stoffen. Die beim Klangäther geschilderte Zellteilung wird erst abgeschlossen durch das Wirken des Lebensäthers, der die Zellhaut, die Zellmembran, um die zwei entstehenden Zellen schließt und sie so zu Ganzheiten macht.
9 Während ein Stein nackt und bloß vor uns liegt - der Stoff ist unmittelbar sichtbar -, sind alle Lebewesen bedeckt, umhüllt. Jede Zelle, jedes Organ, jeder Leib ist eingehüllt von einer Zellmembran, von einer Haut und lebt nur dank dieser Haut. Die heile Haut umhüllt nicht nur das Innere, sie ist auch Ausdruck des Inneren. Das kommt am reinsten zum Ausdruck beim Menschen in seinem Inkarnat [Hautfarbton]. Tiere haben Gefieder, Fell, Panzer usw. Nur der Mensch hat eine bloße [restbehaarte] Haut, sie wird bei ihm zum Spiegel seines Innern. Darum kann man auch so viel an der Haut ablesen über die Beschaffenheit des Innern, über den Lebenszustand des Menschen.
10 Zusammenfassen kann der Lebensäther charakterisiert werden als die eigentlich belebende und individualisierende Kraft, die Ganzheiten schafft und verletzte Ganzheiten wieder heilt. Er gestaltet plastisch Lebewesen, indem er die Haut bildet, und er ist ihr Eigensein in jedem Punkt des Organismus. Der Lebensäther schafft Leiber, er «leibt».
11 Im Gegensatz dazu schafft das Erdelement gegenständliche K ö r p e r , die teilbar, vereinzelbar sind. Im Gegensatz zum Lebensäther wirkt im Erdelement eine physische Kraft, die Gestalt, Volumen und Festigkeit des Erdgegenstandes überwindet: durch Teilung, Spaltung, Zerstückelung. Es ist eine dem Erdelement angepaßte, mechanisch wirkende Kraft, die man gewöhnlich nicht als Eigenkraft auffaßt. Es ist die Kraft, die Gebirge zu Schotter und Sand zertrümmert [verwittert]. [...] Das Ziel dieser Kraft ist der kleinste Teil, das Atom. Es wird in der Natur im Erdelement nicht ganz erreicht, aber nahezu, wenn man z. B. an die Kondensationskerne in der Atmosphäre denkt, die aus allerkleinsten Salzkristallen bestehen. Diese Kraft ist es, die den Leichnam zerstört [zersetzt], seine Form vernichtet und seine Stoffe in die Erde verteilt. Es ist die Gegenkraft zum Lebensäther: eine zerteilende, atomisierende physische Kraft.
ANMERKUNG
12 K r i s t a l l e nehmen eine Zwischenstellung zwischen leblosen Körpern und lebendigen Leibern ein. Sie haben eine Gestalt, die aus ihrem Stoff resultiert. Sie assimilieren nicht, sondern lagern nur gleichen Stoff durch Apposition an. Sie besitzen keine Haut und zeigen keine plastische Formverwandlung.
13 Im Unterschied zu lebendigen Ganzheiten in der Natur müssen vom Menschen geschaffene Ganzheiten im mechanischen Bereich unterschieden werden, z. B. eine Uhr oder eine Maschine. Eine Uhr ist zwar auch eine Ganzheit, aber sie ist es nicht durch sich selber, sondern von außen vom Menschen zusammengefügt.
aus «Das Ätherische»; S.48ff
https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWzit004440048.htm