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Text zum Neudenken: |
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Christophanie | ||
1 Da ist der Mensch, Jesus [ישו Jeschu] von Nazareth, der als Zimmermann durch die Lande gezogen war und die wachsende Not und Vereinsamung der Menschen tief in sich aufnahm. Leerstehende Tempel [und verwaiste Steinaltäre] hatte er gesehen; auch die zunehmende Erstarrung der jüdischen Gesetzesreligion erkannt. Sein durch intensives Mitfühlen sehend gewordenes Auge schaute die Menschen wie eine Herde, die ihren Hirten verloren hatte. Selbst die therapeutische Gemeinschaft der Essäer [a] konnte ihre Frömmigkeit nur pflegen, wenn sie sich zurückzog in die Einsamkeit und von den anderen absonderte.[b] Immer tiefer grub sich ein allumfassendes Erbarmen in seine Seele ein, bis sie eine vom eigenen Selbst ganz entleerte Schale war,[c] bereit, sich völlig der helfenden Gottheit zu opfern. | ||
2 Und auf der anderen Seite Johannes [יחנן Jochanan], der Spätgeborene, Gottverheißene, den alten Eltern wie zum Geschenk Anvertraute. Sein Leben ging ganz in der Sehnsucht nach dem erwarteten Messias auf, dessen Ankunft von den Propheten für diese Zeit erhofft wurde. Die sparsamen Worte im 1. Kapitel des Johannes-Evangeliums, mit denen er seine Sendung und zugleich das bei der Taufe Jesu Erlebte beschreibt, lassen eine hintergründige Erfahrung erahnen, etwas wie eine Schauung. Es könnte doch sein, daß sich seinem brennenden Herzen einmal die Himmel geöffnet haben und er einen Blick tun durfte in das Innere der Sonne, so wie es ja auch von den Druiden [der Kelten] und Ägyptern überliefert ist. Auch er schaut den Thron in der Sonne und auf ihm ein mächtiges Flügelwesen, das sich langsam erhebt, mit seinem Wesen zunächst den Kosmos erfüllend, aber indem es nun von der Sonne langsam sich zur Erde hin bewegt, kleiner und kleiner werdend, bis nur noch die weiße Taube [d] bleibt. »Der mich sandte, der sprach zu mir: Über welchen du sehen wirst den Geist herabfahren und auf ihm bleiben, derselbe ist's, der mit dem heiligen Geist tauft. Und ich sah es und zeugte, daß dieser Gottes Sohn ist« (Joh. 1,33). | ||
3 Man muß sich das Bild innerlich vor Augen malen, wie sich das aufeinander zubewegt: Jesus [יהשוה Jehoschuah] von Nazareth, das eigene Selbst völlig umgeschmolzen zum Opferwillen,[e] der Christophorus [ὁ χριστοφόρος], der Christusträger zu werden - und Johannes, diesen seinen Kindheitsgespielen taufend, »und ich sah, daß der Geist herabfuhr wie eine Taube vom Himmel und auf ihm blieb«. Die Synoptiker [f] fügen noch hinzu, daß eine Stimme hörbar wurde »dies ist mein lieber Sohn, heute habe ich ihn gezeugt«. | ||
[...] | ||
4 Am eindrucksvollsten zeigt es ein Bild aus dem Vyehrad-Evangeliar (um 1085 [g]) aus der Staatsbibliothek in Prag. Unten steht Jesus [Jeu] aufrecht in dem grünlich schimmernden Wasserstrom, der sich vom Goldgrund abhebt. Zur Rechten halten zwei Engel seine Kleider, zur Linken Johannes der Täufer, rot gewandet im blauen Mantel mit blauem Nimbus. Die ganze obere Hälfte des Bildes ist erfüllt von den Himmelssphären, die sich in mächtigen bestirnten Bögen, blau, rot und grün, herniedersenken, einmündend in ein Haupt mit dem Kreuznimbus, das schräg herniederblickt. Unter ihm stellt eine Taube die Verbindung zu Jesus her. Sie ist es, die die Kreuzesaura des Christus gleich einer Hostie im Schnabel hält, die nun von der Hand des Täufers behutsam auf Jesu Haupt gesetzt wird. - Dies ist ein Einweihungsgeschehen ersten Ranges, bei dem Himmel und Erde mitwirken. Der Gottesmensch erstrahlt im Erdenmenschen. | ||
Barbara Nordmeyer | ||
aus «Leben mit Christus»; S.13ff | ||
a] siehe E.Bock zu den Essäern | ||
b] sodass die Andren die Last zu tragen hatten, welche die „Heiligen” abgeworfen | ||
c] vgl. Mbl.26 | ||
d] vgl. Mbl-B.1a: Anm.2 u. 3 | ||
e] also selbstlos, dh. von jeglicher unnötigen Egoität gereinigt | ||
f] die „Zusammenschauer”, nämlich Matthäus, Markus und Lukas | ||
g] siehe WikipediA | ||
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