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Nachdenken:
Die beiden Tierkreise
Da die Tierkreisbilder deutlich von den Tierkreiszeichen zu unterscheiden sind, soll nun der Unterschied erläutert werden. Es sind zwei Einteilungen der Jahresbahn der Sonne beziehungsweise des hinter diesem Pfad liegenden Sternengürtels gemeint. Sie werden oft miteinander verwechselt, weil die Bezeichnungen der einzelnen Bereiche oder Bilder, wie „Löwe” oder „Jungfrau”, sowohl für die Zeichen als auch die Bilder verwendet werden. Die Ursache dieser gleichen Namen liegt an der engen Verflechtung der babylonischen [a] und griechischen Entstehungsgeschichte der beiden Einteilungen.
Die Tierkreisbilder [siderischer Zodiakus, kosmisch]: Die Sonne durchwandert im Jahreslauf 12 Sternbilder, die dadurch von den übrigen 76 Sternbildern des gesamten Firmaments als die Tierkreisbilder ausgezeichnet sind. Diese am Nachthimmel sichtbaren Tierkreisbilder bedecken verschieden große Himmelsfelder. Die Waage ist mit 19° das kleinste Bild und die Jungfrau mit 46° die ausgedehnteste Sternenformation. Da zwischen den Tierkreisbildern sternenfreie Bereiche bestehen, sind deren Grenzen nicht exakt zu bestimmen, sondern als Übergangszonen zu betrachten.
Die Tierkreiszeichen [tropischer Zodiakus, irdisch]: Die „Tierkreiszeichen” bilden eine gleichmäßige Zwölferteilung der Sonnenbahn in Abschnitten zu je 30°. Die Einteilung beginnt mit dem Zeichen „Widder” an dem Ort der Sonnenbahn, an dem sich die Sonne zum Frühlingsbeginn befindet.[b] Die Wanderung der Sonne durch den Tierkreis läßt bekannterweise die Sonne höhere und tiefere Tagesbögen beschreiben. Das spiegelt sich im Wechsel der Jahreszeiten auf der Erde wider. Die angesprochenen 30°-Bereiche entsprechen in diesem Sinne den verschiedenen Tagesbögen. Befindet sich die Sonne wie jetzt im Zeichen Wassermann, beschreibt sie einen recht tiefen Bogen. Er ist bereits etwas höher als der tiefste des Zeichens Steinbock. Dort befindet sich die Sonne zur Wintersonnenwende.[c] Steht sie dagegen im Zeichen Krebs, so vollzieht sie ihre höchste Tagesbahn. Widder und Waage stehen demgegenüber für die mittleren Tagesbögen der Sonne, wie sie zur Zeit der Tagundnachtgleiche stattfinden. - Mit der jeweiligen Höhe des Sonnenbogens geben die Zeichen die monatlich unterschiedliche Lebenssituation der Erde wieder. Sie sind Ausdruck und Urbilder des sich im Jahreslauf wandelnden Organismus Erde-Sonne. Die Tierkreiszeichen kennzeichnen nicht nur die Höhe des Sonnenbogens, sondern auch dessen Bewegungstendenz, dessen augenblickliche Veränderung: So besitzen die Zeichen Zwillinge und Löwe den gleichen Bogen, aber im ersten Fall hat die Sonne aufstrebende Dynamik, während sie beim Löwen im Abstieg begriffen ist. Insofern beziehen sich die Tierkreiszeichen immer auf ein räumliches Phänomen - astronomisch gefaßt in der Höhe des Tagesbogens - und ein zeitliches in der inneren Dynamik, von Lichtab- und -zunahme. Die Tierkreiszeichen lassen sich deshalb auch als „Tierkreis des Lebens” beschreiben, während die Tierkreisbilder einen sternenhaften, einen astralen, einen „Tierkreis der Seele” repräsentieren.
Die Verschiebung von Zeichen und Bild
Zur Zeit der Festlegung des Tierkreises durch den griechischen Astronomen Ptolemäus [d] stimmten räumlich Tierkreisbild und Tierkreiszeichen weitgehend überein. Die vom Frühlingsort der Sonne gemessenen ersten 30 Grad des Tierkreises, das Tierkreiszeichen Widder, meinte denjenigen Bereich des Sonnenpfades, in dem sich auch die Sterne des Bildes Widder befanden. Mittels Rechnung oder einem Röntgenblick hätte man damals Ende März/Anfang April, der Zeit des Zeichens Widder, hinter der Sonne tatsächlich die Sterne des Widders sehen können. - Nun verharrt der Sonnenort bei Frühlingsbeginn [b] am Fixsternhimmel nicht an der gleichen Stelle, sondern wandert in 72 [e] Jahren ein Grad nach rechts [f] in Richtung Tierkreisbild Fische. Mit jedem verstreichenden Jahrhundert haben sich deshalb Tierkreisbilder und -zeichen mehr und mehr gegeneinander verschoben. Mittlerweile ist der Frühlingspunkt um 29° gewandert und befindet sich am rechten Rand der Fische. Somit finden die ersten 30° der Sonnenbahn nach Frühlingsanfang, das sogenannte Tierkreiszeichen Widder, vor dem Sternenhintergrund der Fische statt. Entsprechend steht die Sonne jetzt Anfang Februar im Zeichen Wassermann aber vor den Sternen des Steinbocks.[g]
Weder ist es sinnvoll zu fragen, welcher Tierkreis nun der „richtige” sei,[h] noch sollte diese Verschiebung als ein kosmisches Unglück betrachtet werden. Die beiden Tierkreisgliederungen beziehen sich auf verschiedene Bereiche der Wirklichkeit, die sich gegenseitig durchdringen. Durch die Umschreibungen „Tierkreis des Lebendigen” und „Tierkreis des Seelischen” ist das angedeutet. Dass diese beiden Tierkreise sich verschoben haben, in ein gegenseitiges Spannungsgefüge gekommen sind, spiegelt sich in der menschlichen Entwicklung wider: Von Sokrates im klassischen Griechenland war bekannt, dass er als bester Denker zugleich auch der beste Tänzer sei. Dies mag als Beispiel gelten für die leiblich-seelische Harmonie, die die Menschen dieser Zeit auszeichnete.[i] Die beschriebene Verschiebung im Tierkreis ist nun kosmischer Spiegel der Tatsache, dass mit der fortschreitenden menschlichen Entwicklung das leiblich-seelische Gefüge in ein Spannungsverhältnis geraten ist. Körperliches und Seelisch-Geistiges stehen nicht mehr in vollem Einklang. Das führt zu Krankheit und Behinderung durch die körperliche Konstitution. Zugleich liegt in dieser Disharmonie der Quellort der menschlichen Freiheit.[k]
Wolfgang Held
in »a tempo« 2/2004; S.17-18
Der Tierkreis wölbt sich um und um
in feierlicher Dauer,
gewaltig steht die Mauer
als Grenze hin zum Zwischenraum;
aus Sternenweiten dringt sein Leuchten
in jeden Leib hinein,
er west in jedem Sein,
bejaht und fördert, liebt es;
die Wesenskraft der Cherubim
erhält ihm Rad und Laibung:
er war vor der Vertreibung,
wird nach der Rückkehr weiter sein.
aus „Dreiton
Unsere Anmerkungen
a] sowie ägyptischen in einem Entstehungszeitraum von 2900 bis 100 und unabhängig von fernöstlicher Schau
b] Als Frühlingspunkt, der wie der Widder mit ♈ bezeichnet wird, gilt der Schnittpunkt von Himmelsäquator und Ekliptik (Sonnenbahn), an dem die Sonne von der Süd- zur Nordhemisphäre übertritt. Dies geschieht heuer am 20.März um 7h49, dem übrigens gleich um 23h43 Neumond folgt; die Gegenbewegung erfolgt am 22.September um 18h29.
c] Dieser Tiefststand in Bezug auf die Nordhemisphäre unseres Planeten steht im Spannungsverhältnis zum Höchststand. Die Verbindungslinie dieser beiden Sonnenstände im Jahreskreis (Zeichen GEM-SGR, Solstitiale) wird von der Verbindungslinie der Tagundnachtgleichen (Zeichen VIR-PSC, Äquinoktiale) gekreuzt.
GEM
CNC · · · TAU
*
LEO · · · · * · · · · ARI
*
VIR * * * * * * * * PSC
*
LIB · · · · * · ·· · AQU
*
SCO · · · CAP
SGR
Die Sommersonnenwende findet heuer am 21.Juni um 2h57 statt, die Wintersonnenwende am 21. Dezember um 13h43.
d] Claudius Ptolemaios
e] 72 = 360:5 = 25920:360 (vgl. Mbl-B.F)
f] von Ost nach West also rückläufig (retrograd)
g] vgl. dazu Anhang
h] die verständnislose, oft auch überhebliche Frage der naturwissenschaftlich bornierten Astronomie, die seit 1616 ihre Schwester Astrologie zu verdrängen sucht, sodass ihr die Astrosophie (Sternenweisheit) abhanden gekommen ist, (vgl. MblB.E: Abs.2}) ein Verlust, der kaum durch eine Erdenressourcen fressende, das Planetensystem vermüllende Raumfahrt ersetzbar ist
i] So innig die Sehnsucht nach jener bewegten Schönheit auch erlebt werden mag, erreicht wird das harmonische Zusammenspiel von weiter Seele und belebtem Körper heute nur durch mutige Auseinandersetzung mit dem Hässlichen.
k] die kosmische Quelle im Spiegel zu den irdischen - Das Wunder der menschlichen Freiheit ist eben nicht einfach gegeben oder gar ein forderbares „Recht”, vielmehr ereignet es sich immer wieder neu in dem Spannungsfeld, das von einem Menschenwesen vergegenwärtigt wird. Freiheit kann nur im Menschen selbst erkämpft werden; auf äusseren Schlachtfeldern, militärischen wie sozialen, kann man bestenfalls die Rahmenbedingungen dafür verändern.
https://wfgw.diemorgengab.at/tzn200403.htm