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Zitatensammlung
Teil 1
Zitat von Rudolf STEINER zu
MICHAEL als ANTLITZ GOTTES
1 Nun bemühten sich die alten Hebräer, einen Ausweg aus dieser Schwierigkeit zu finden. Die menschliche Denkkraft ist schwach, aber sie versucht, sich eine Idee von dieser erhabenen Wesenheit zu machen. Die Aufmerksamkeit wurde nicht direkt auf Jehova [יהוו] gerichtet - ein Name, der an und für sich als unaussprechbar betrachtet wurde -, sondern auf die Wesenheit, welche in unserer abendländischen Literatur als Michael [מיכאל] bezeichnet wird. Es kann natürlich manches Mißverständnis aus dieser Behauptung entstehen, aber das ist nicht zu vermeiden. Der eine könnte vielleicht sagen, dies wird die Vorurteile der Christen wieder erwecken, der andere will nichts mit solchen Dingen zu tun haben. Aber die Wesenheit, die wir Michael nennen dürfen und die der Hierarchie der Archangeloi angehört - ganz gleich wie wir diese Wesenheit auch nennen mögen -, sie existiert doch. Und es gibt viele solcher Wesenheiten, welche dem gleichen Range angehören. Aber diese besondere Wesenheit, die esoterisch unter dem Namen Michael bekannt ist, ist so erhaben über ihre Gefährten, wie die Sonne erhaben ist über die Planeten, über Venus, Merkur, Jupiter, Saturn und so weiter.
2 Er, Michael, ist die hervorragendste und die bedeutendste Wesenheit in der Hierarchie der Erzengel. Die alten Hebräer nannten Michael «Das Antlitz Gottes» [פנאל Penuel]. Wie ein Mensch sich durch seine Gesten und durch den Ausdruck seines Antlitzes offenbart, so wurde in der Mythologie der Alten Jehova durch Michael verstanden. Jehova gab sich dem Eingeweihten auf solche Weise kund, daß der Eingeweihte etwas erfassen konnte, was er mit seinem gewöhnlichen Fassungsvermögen niemals vorher hätte begreifen können, nämlich, daß Michael das Antlitz des Jehova sei. So sprachen die alten Hebräer von Jehova-Michael: Jehova, der Unnahbare, zu dem man nicht gelangen konnte, wie man nicht zu eines Menschen Gedanken, zu seinen Leiden und Sorgen, die hinter seinem äußeren Ausdruck liegen, gelangen kann. Michael ist die äußere Offenbarung des Jahve oder Jehova, wie man beim Menschen die Offenbarung seines Ich auf seiner Stirn und seinem Antlitz erkennt.
3 Und so können wir sagen, daß Jehova sich durch Michael, einen der Erzengel, offenbarte. Die Erkenntnis dessen, den wir als Jahve beschrieben haben, war nicht bloß auf die alten Hebräer beschränkt, sie war viel weiter verbreitet. Und wenn man die letzten fünf Jahrhunderte vor der christlichen Ära untersucht, so findet man, daß während dieser ganzen Zeit eine Offenbarung durch Michael stattfand.
4 Wir können diese Offenbarung in einer anderen Form in Plato, Sokrates, Aristoteles entdecken, in der griechischen Philosophie, sogar in den alten griechischen Tragödien während der fünf Jahrhunderte vor dem Ereignis von Golgatha.
5 Wenn wir uns mit Hilfe der okkulten Erkenntnisse bemühen, hineinzuleuchten in dasjenige, was tatsächlich sich ereignete, so können wir sagen, daß Christus-Jehova die Wesenheit ist, welche die Menschheit durch ihre ganze Evolution hindurch begleitet hat. Aber während der Epochen, die einander folgen, offenbart sich Christus-Jehova immer durch verschiedene Wesenheiten desselben Ranges wie Michael.[a] Er wählt sozusagen immer ein anderes Antlitz, mit welchem er sich der Menschheit zuwendet. Und je nachdem der eine oder der andere aus der Hierarchie der Erzengel gewählt wird, um der Vermittler zu sein zwischen Christus-Jehova und der Menschheit, werden den Menschen sehr verschiedene Ideen und Auffassungen, Impulse des Fühlens, Impulse des Wollens und so weiter offenbart. Wir können die ganze Zeit, welche sozusagen das Mysterium von Golgatha umgibt, als die Zeit des Michael beschreiben, und wir können Michael als den Sendboten des Jehova betrachten.
6 In jener Zeit, welche dem Mysterium von Golgatha ungefähr um fünfhundert Jahre vorausging und sich mehrere Jahrzehnte nach diesem fortsetzte, trug die führende Kultur der Menschheit sozusagen den Stempel des Michael. Durch seine Eigenschaften, seine Kraft, goß er in die Menschheit dasjenige, was ihr in jenem Zeitpunkte gegeben werden sollte. Und dann kamen andere Wesenheiten, die gleichfalls von den spirituellen Welten aus die Inspiratoren der Menschheit waren, andere Wesenheiten vom Range der Erzengel.
7 Wie schon erwähnt wurde, war Michael der Größte, der Mächtigste, der Bedeutendste, so daß eine solche Epoche, wie die des Michael, stets die bedeutungsvollste oder eine der bedeutungsvollsten ist, die in der Evolution der Menschheit vorkommen kann. Denn die Epochen der verschiedenen Erzengel wiederholen sich. Und die Tatsache ist von größter Wichtigkeit, daß jede solche Wesenheit von der Hierarchie der Erzengel dem Zeitalter den Grundcharakter gibt. Sie sind hauptsächlich die Führer der verschiedenen Völker, aber dadurch, daß alle Führer bestimmter Epochen werden und weil sie die Führer verflossener Zeitalter waren, so sind sie in gewissem Sinne auch die Führer der ganzen Menschheit geworden.
8 Was Michael anbetrifft, so hat bis zu unserem jetzigen Zyklus der Evolution eine Veränderung stattgefunden, denn Michael selbst ist durch eine Entwickelung hindurchgegangen. Und das ist von großer Wichtigkeit, denn nach der okkulten Erkenntnis sind wir seit den paar letzten Jahrzehnten wieder in eine Epoche eingetreten, die durch dieselbe Wesenheit inspiriert wird, die das Zeitalter inspirierte, in welchem sich das Mysterium von Golgatha ereignete. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts dürfen wir Michael wieder als Führer ansehen.[b]
London, 2.Mai 1913 ♀ (aus «GA 152»; S.36ff)
a] vgl. Mbl.12: Anm.6
b] siehe Mbl.28
https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWzit115200036.htm