zum IMPRESSUM
Zitatensammlung
Teil 2
Zitat von Emil BOCK zum
BEGINN der HASMONÄER
1 Ein Jahr nach der Tempelschändung in Jerusalem° zündet der Funke. Die Flamme lodert frei und hoch empor in Modin, einem judäischen Städtchen, das oberhalb von Lydda (damals Diospolis) von den Vorbergen weit auf das Mittelmeer hinausschaute. Als die Agenten des Syrerkönigs dort auftreten, um die Bevölkerung zur Darbringung des Götter- und Cäsarenopfers zu nötigen, tritt der Priester Mattathias° hervor, von göttlichem Zorn entflammt, und schlägt nicht nur den Fronvogt des Antiochus, sondern auch einen Juden nieder, der sich dem fremden Zwang hat beugen wollen. Wieder macht sich eine Schar von Brüdern zum Gefäß und Träger der feuerzündenden Mutbeseelung, die aus dem Himmel gleich einem Blitz herniederfährt. Auf die sieben Söhne der Witwe folgen jetzt die fünf Söhne des Mattathias. Sie sollen nicht wie jene im Geheimnis bleiben, sondern tatkräftig in das Vordergrundgeschehen ihrer Zeit eingreifen, und so werden ihre Namen genannt: Johannes°, Simon°, Judas°, Eleasar° und Jonathan°. Wie die Keimzelle eines Volkes von Gottestreitern stehen sie da.
2 Nach dem ersten Aufflammen des Kampfwillens scheint es, als ob das Volk durch die gebieterische Strenge des väterlichen Gesetzes auf das innerlich bleibende Heldentum des Martyriums zurückverwiesen würde. Mattatias und seine fünf Söhne haben sich mit vielen Messianisch-Frommen in die bergige Wüste Juda geflüchtet, in deren Schlupfwinkeln 900 Jahre vorher David° vor den Verfolgungen und cäsarischen Anwandlungen Saul°s Schutz gesucht hatte. Ein ganzes Heer findet sich zusammen, zur heldenmütigsten Abwehr des Feindes entschlossen. Da rückt das syrische Heer heran. Aber etwas Schreckliches tritt ein: Der Angriff erfolgt an einem Sabbat°. Will die Gottheit selbst ihren Getreuen die Waffen aus der Hand schlagen? Dem Gesetze getreu, das am Sabbat nichts strenger verbietet als den Waffengebrauch, läßt sich eine unabsehbare Schar von Juden ohne Gegenwehr niedermetzeln.
3 Durch Mattathias und seine Söhne aber zuckt ein neuer gewaltigerer Mut-Impuls. Ist es das Gesetz, das auf dem Spiele steht, oder vielmehr das große Messias°-Geheimnis selbst, in dessen Dienst das Gesetz doch nur ein Mittel der Erziehung und Vorbereitung sein kann? Jetzt ist nicht Zeit, sich durch Gesetzeszucht auf den, der da kommen soll, vorzubereiten. Anderes, Härteres ist notwendig. Das Kommen des Messias selbst steht auf dem Spiel. Einen Morgenstrahl künftiger Gesetzesfreiheit läßt die Not durch die Seele des Volkes hindurchblitzen. Mattathias und seine Söhne verkünden jetzt einen Kampf, dem zuliebe auch das strenge Sabbatgebot außer Kraft treten muß. Die jerusalemische Gemeinde der Chassidim* greift entschlossen in den Gang der Ereignisse ein, indem sie den gewagten Schritt des Priesters von Modin billigt und tatkräftig unterstützt. Es ist, als wäre der Geist der Richterzeit wiedergekehrt, in der sich der Kampfes-Führermut auch gleich einer feurigen Flamme bald auf dieses, bald auf jenes auserwählte Werkzeug niederließ und das Volk dem geist-erwählten Führer sogleich Anerkennung und Gefolgschaft zollte.
* In 1. Makkabäer 2, 42 ist nicht einfach »eine große Menge von Frommen«, sondern die ordensmäßig geformte Gemeinschaft der Chassidim° (griechisch: synagogé Asidaíon) gemeint.
4 Mattathias und seine Söhne durchziehen das Land, sammeln die kampfeswilligen Getreuen, richten die, die sich feige dem cäsarischen Druck gefügt haben, zerschlagen die aufgezwungenen Altäre, holen die verbotene Beschneidung der männlichen Jugend nach und tragen die zündende Fackel des Mutes von Ort zu Ort, von Stadt zu Stadt.
5 Mitten in der sturmwindgleichen Vorbereitung des Kampfes stirbt der Priester Mattathias. Nun erscheint die Fünfheit seiner Söhne erst recht wie der Leib eines vom Himmel gestiegenen Kampf-Engels. An die Spitze tritt Judas, dessen Beiname Makkabäus bald nicht nur zur Bezeichnung der ganzen Führerfamilie, sondern darüber hinaus des ganzen Zeitalters wurde.
6 Eine rätselvolle, überlebensgroße Gestalt ist Judas Makkabäus: wie aus lauter Feuerwillen bestehend, der aber nicht nur menschlich, sondern aus übermenschlichen Quellen genährt ist. Das messianische Bild des »Löwe°n aus dem Stamme Juda« scheint in Judas Makkabi° bereits Gestalt annehmen zu wollen: »Er war mutig wie ein Löwe, kühn wie ein junger Löwe, der nach Beute brüllt« (1. Mk. 3, 4). Die übliche Auffassung ist, daß der Name »Makkabi« »der Hammer« bedeutet, und inhaltlich ist diese Deutung gewiß zutreffend, da sie ein Bild gibt für die strenge, unerbittliche und unwiderstehliche Willenshaftigkeit des großen Makkabäers. Aber mindestens ebenso wahr und wichtig ist die Überlieferung, die den Namen auf die Buchstaben M. K. B. J. zurückführt, die auf der Kampffahne des Judas geleuchtet haben sollen. Es sind dies die hebräischen Wortanfänge des michaelischen Gottesnamens: »Wer ist wie du unter den Mächtigen, o Gott?«* Hat diese letzte Deutung recht, so war der Name Makkabi eine Rune zum Herbeiruf des streitenden und siegenden Sonnen-Erzengels, der einst der Volksgeist Israel°s, dann zwischen der Propheten- und der Alexanderzeit der große Zeitenführer gewesen war und jetzt ausschließlich als geistiger Wegbereiter vor dem Antlitz° der Christuswesenheit stand. Der michaelisch-messianische Charakter der Makkabäerkämpfe läge dann bereits im Makkabäernamen darin.
* Der einfache Erzengelname Michael heißt übersetzt: »Wer ist wie Gott?«
7 Das Wunder geschieht: Judas Makkabäus führt das kleine Heer der Messias-Getreuen gegen die Truppen des mächtigen Seleukidenreiches von Sieg zu Sieg. Das kleinste Land seines Reiches setzt dem Cäsarenwahn des Antiochus Epiphanes eine Grenze, die zu überschreiten all seiner Wut und Anstrengung nicht gelingt. Wie zur Zeit Josua°s scheinen Götterheere auf der Seite eines sich heldenmütig schlagenden Häufleins von Menschen zu kämpfen. Der Geisterkampf zu Häupten der Menschen funkt und blitzt in das irdische Geschehen hinein: die michaelischen Scharen, die der Christuswesenheit Zugang zum irdischen Plan bahnen, sind stärker als die dämonischen Drachengewalten einer alten Welt, die sich ihre Macht nicht streitig machen lassen wollen. Im Jahre 165 [164v], drei Jahre nach der Tempelschändung, kann Judas Makkabäus, nachdem er sich zum Herrn der Stadt Jerusalem gemacht hat, den Tempel mit neuen Altären versehen und neu dem Opferdienste weihen. Der Tag, an dem das geschieht, wird von da an alljährlich als der Tag der Tempelweihe festlich begangen [Chanukka°].
8 Judas macht Judäa zu einem selbständigen Staat und zieht aus den nördlicheren Provinzen Samarien und Galiläa die gesetzestreuen Juden dorthin zusammen, so daß fortan nördlich von Judäa nur noch das hellenistische, mit griechischem Geist durchdrungene Judentum anzutreffen ist. Dem nahenden Messias soll eine ungebrochene Ganzheit als reines Gefäß zubereitet werden. Da scheint den Makkabäern das Schicksal auf besondere Art zu Hilfe kommen zu wollen: Antiochus Epiphanes kommt auf einem Perserzug um (163v) [...]
9 Aber es ist wie im Kampfe des Herakles gegen die Hydra: ist der Schlange ein Kopf abgeschlagen, sogleich wachsen viele andere an seiner Stelle hervor. Die aus dem Schlaf gestörten dämonisch-gewordenen Urweltgeister Asiens finden nur um so zahlreichere Werkzeuge. Zwar streiten die neuen Machthaber untereinander; dennoch gleicht das Seleukidenreich einem Drachen von unheimlicher Unberechenbarkeit.
10 Judas fühlt das, obwohl er sein Heer noch einmal zu einem entscheidenden Siege führen und den gefürchteten Feldherrn Nikanor niederwerfen und töten kann. Er entschließt sich zu einem folgenschweren Schritt; er ruft die Hilfe der Römer an. Und die Gesandten, die er nach Rom schickt, erreichen in der Tat, daß [161v] ein Freundschafts- und Bündnisvertrag zwischen Rom und Judäa zustande kommt.
aus «Cäsaren und Apostel»; S.68ff
° zu den entsprechenden hebräischen Begriffen siehe Deutsch-Hebräisch
https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWzit002590068.htm