zum IMPRESSUM
Text
zum
Neudenken:
Er nennts Vernunft und brauchts allein,
Nur tierischer als jedes Tier zu sein.
J.W.v.Goethe in «Faust I»
Mensch oder „Tier”
1 In den Höhen des Geistes waltet über dem Menschen die Welt der hellen, reinen, schöpferischen und gesunden Urbilder.[a] Wird diese Welt vergessen, so werden daraus in den Tiefen des menschlichen Unterbewußtseins nur allzuleicht die dunklen, krankmachenden Gegenbilder. Die vergessene übersinnliche Welt wird im einzelnen Menschen zu Krankheitsursachen, im ganzen Zeitalter zur Ursache dramatischer apokalyptischer Katastrophen. Brandet und schäumt in einer Zeit der Ozean des Übersinnlichen über die Ufer an den Kontinent der Sinneswelt heran, ohne daß die Menschen Organe dafür haben, so steigen, statt daß die Gnade der Urbilder erlebt wird, die dämonischen Gegenbilder auf. Eine grandiose Gleichzeitigkeit tritt ein: Oben erscheint auf den Wolken des sturmbewegten Himmels der Menschensohn; gleichzeitig steigt von unten das Tier aus dem Abgrund [b] empor.[c]
2 Der Mensch muß sich [immer wieder] entscheiden. Will er das wahre Menschenbild, das Bild des wahren Menschentums, finden und ergreifen, so muß er es hinter den Wolken des Himmels, da, wo der Vorhang der Welt zerreißen möchte, suchen. Der Mensch kann nicht Mensch sein ohne den Blick in den offenen Himmel. Verliert er diesen Blick, so steigt das Tier empor; das Untermenschliche droht sich seiner zu bemächtigen. Und zwar nicht nur das [luziferische] Tier der unbeherrschten Leidenschaft und Gier. Das vielfältige Tierprinzip der Apokalypse umfaßt auch das [ahrimanische] kalte Tier der bloßen Berechnung und seelenlosen Maschinenhaftigkeit. Hat der Mensch den Blick frei auf den Menschensohn auf den Wolken des Himmels, so kann er sich die Mächte des Abgrunds dienstbar machen. Hat er ihn nicht, so muß er seinerseits den Mächten des Abgrunds dienstbar werden, indem er zum Sklaven seiner eigenen Erzeugnisse und Einrichtungen wird. Das eingeschlummerte Zeitgewissen bewirkt, daß die Menschen den Illusionen und Verführungen, die aus dem Tier stammen, verfallen.
3 Wir leben in einem Zeitalter, in welchem das Zeitgewissen eine ganz besondere Gestalt annimmt. Der Genius unseres Zeitalters, der Erzengel Michael,[d] blickt auf seine Menschheit [e]. Sein Blick ist voller Sehnsucht danach, daß die Menschen es bemerken und sich umwenden und ihm ihren Blick zuwenden. Warum hat der Erzengel Michael als Wächter des Zeitgewissens heute eine so hochgespannte Sorge um die Menschheit? Weil wir in dem Zeitalter leben, in welchem sich hinter den Wolken des Himmels das Bild des Menschensohnes zeigen will. Die Zeit einer neuen Christus-Nähe ist da.[f] Die Sorge Michaels ist: Werden die Menschen das Geheimnis ihrer Zeit ganz und gar verschlafen? Wird sich nicht das Gewissen in ihnen regen? Werden wenigstens einige kleine Kreise bemerken, was über ihnen geschieht, und den Blick umwenden?
Emil Bock
aus «Michaelisches Zeitalter»; S.160f
Unsere Anmerkungen
a] vgl. R.Steiner zur Urbilderwelt
b] vgl. Abgrund
c] Das Tier [τό ϑηρίον, tó theríon] empört sich also.
d] siehe Mbl.13
e] auf einem ummondeten lebendigen Planeten am Sternrand einer mittelgrossen Galaxie
f] siehe Rudolf Steiners Vortrag vom 25.I.1910
https://wfgw.diemorgengab.at/tzn202509.htm