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Neudenken:
Vom XX.Jahrhundert
Es bedarf wahrhaftig keiner besonderen Sturmzeichen mehr, um zu bemerken, daß wir [im XX.Jhdt.] in einem Jahrhundert des Umbruchs leben. Die Trümmer einer untergehenden Zivilisation [a] sind unübersehbar. Wo aber sind die Keime für den Aufgang, die Hoffnungslichter der Zukunft? Inmitten der sich ausbreitenden Weltuntergangsstimmung die Hirten der Zukunft, die geheimen Wegbereiter für den wahren Fortgang der Menschheit zu entdecken, ist eine Freude und Ermutigung, die sich mit nichts vergleichen läßt.
S.9
„Wissenschaften ohne menschliche Selbsterkenntnis sind schädlich.” Als dieser Satz ausgesprochen wurde (von Rudolf Steiner im Jahre 1920), brach für die Naturwissenschaft ein Jahrzehnt an, das zu den entscheidungsvollsten des Jahrhunderts gehörte. Die moderne Physik rüstete sich zu ihrem Columbus-Abenteuer. Die Entdeckung wissenschaftlichen Neulandes sollte das Weltbild der Menschheit total verändern, und nicht nur das Weltbild; doch das stellte sich erst später heraus.[b] Diese Wissenschaft trat mit der Überzeugung an, ja mit dem festen, innigen Glauben, daß Wissen gut ist und zwar gut an sich (R. Oppenheimer 1953). Wem sollte das nicht einleuchten!
S.33
Hat die Erde noch eine Zukunft? Und wie sieht sie aus? Diese bange Frage lastet auf dem Gemüt vieler Menschen heute. Die Ausgrabungen versunkener Kulturen haben uns in den letzten 100 Jahren eine Vorstellung vermitteln können von der imponierenden Größe vergangener Epochen. Wohin aber führt der Weg in die Zukunft? Unentrinnbar scheint das Gefälle zum Abgrund [c] zu sein. In dem allgemeinen Nihilismus müssen uns Menschen aufhorchen lassen, die positive Vorstellungen von einer geistigen Zukunft der Erde - mehr noch, die einen starkmütigen Willen dahin haben.
S.54
Das 20. Jahrhundert hat die Tore zu den Welten des Übersinnlichen und des Untermenschlichen geöffnet. Die Staudämme, die den Menschen sonst abschirmen gegen die geistigen Gewalten, scheinen geborsten; eine Flutwelle neuer Impulse, zukunftsbildender Ideen dringt herein. Aber auch dämonische Kräfte werden entfesselt, die die Seelen überschwemmen und hinabreißen wollen in den Sog des Abgrunds. Man fragt sich unwillkürlich, wer das im Hintergründigen so dirigiert, daß der Blick der Menschheit gleichzeitig nach den Höhen und den Tiefen gelenkt wird! Der Griff in den Weltraum, der Vorstoß in kosmische Höhen übt zweifellos für das allgemeine Bewußtsein die stärkste Faszination aus. Doch dürfte die Ent-Deckung der Seelentiefen, die Erforschung der unbewußten Innenräume des Menschen kein geringeres Wagnis sein.
Die Welt schien gegen Ende des vorigen Jahrhunderts gerade sauber aufgeräumt zu sein nach dem Motto des Galilei: „Alles messen, was meßbar ist, und alles meßbar machen, was es noch nicht ist.”[d] Da alles mit dem Verstand, mit dem Bewußtsein klar überschaubar geworden war, woher sollten der Menschheit noch Gefahren drohen, da man ja alles vorausberechnen konnte? Aber das erste Drittel des 20. Jahrhunderts brachte mit seinen chaotischen Ausbrüchen den Glauben an das gesicherte Koordinatensystem menschlichen Daseins gar bald ins Wanken. Aus welchen Tiefen quoll diese kochende Lava immer wieder hervor? Sollte es ein Gebiet im nun gänzlich erforschten Erdenraum geben, das noch unbekannt war? Das man vergessen hatte aufzuklären und zu erhellen? Den Menschen selbst - das unbekannte Wesen! Der riesige Kontinent des Unbewußten begann sich in dunklen Umrissen abzuzeichnen. Wer aber würde den Mut haben, ihn zu befahren? Sich in die fremden Gebiete zu wagen, deren Schrecknisse und Gefahren man zu ahnen begann?
S.73f
Barbara Nordmeyer
aus «Zeitgewissen»
Unsere Anmerkungen
a] vgl. »TzN Nov.2003«
b] vgl. »TzN Apr.2003«
c] vgl. Lexikon: Abgrund
d] vgl. Galileis Ansicht zu Natur u.Mathematik
https://wfgw.diemorgengab.at/tzn202002.htm