cm.jansa
Schulungshaiku
Haiku sind lyrische Kurzformen aus dem chinesisch-japanischen Kulturraum, die äusserste Bündigkeit im Text mit weiter Entfaltung im Gehalt zu verbinden suchen. Sie eignen sich gut als Wirksprüche, ja sogar als mantrenartige Träger von Meditationsinhalten.
Siehe auch »Haiku als Kurzbotschaft«
92
Zwischen zwei Felsen
geklemmt sowie gehalten
blick'ich übers Meer
2022 für die WfGW
91
Den Stich zu meiden,
stemm'ich kaum noch die Füsse
zum Aufschwung ins Licht.
2022 für die WfGW
90
Wärst du mir Bruder/Schwester
am Ufer der Strömungen,
die Hitze wär' kühl.
2019 für die WfGW
89
Gleicht nicht das Lichtquant
dem beherzten Gedanken,
Ursprung des Wissens?
2018 für die WfGW
88
Die Sonne verblasst
wieder im Regengezweig,
lässt Gold mir zurück.
2017 für die WfGW
87
Bewirk'ich den Tod,
wird bitter verwirkt, was sich
im Sterben steigert.
2015 für die WfGW
86
Nachts weisen die Sterne,
tags Blumen die Zeit und die
Augen der Kinder.
2014 für die WfGW
85
Kälte, die ausfällt,
putzt nicht die müden Flügel -
das Sprechen wird rauh.
2014 für die WfGW
84
Nicht voll mehr der Mond,
die Sonne zieht zur Wüste,
zu leben braucht Mut.
2013 für die WfGW
83
Kaum merkt sich der Fluss,
wie tief ihn Kälte durchdringt,
dann in der Wärme.
2013 für die WfGW
82
Vertrau auf das Gold,
das atmend lebendige,
im Blau deiner selbst.
vgl. Satz 83
DMGG, 2.VII.2013 ♂
81
Zieht südwärts der Ball,
fallen auch Blätter zuhauf
in lange Schatten.
2012 für die WfGW
80
Mag der kühle Wind
die alten Krusten tauen -
Platz dem Neuen!
2012 für die WfGW
79
Durchs Tor in die Nacht
schreitet, wer schreiten nur wagt,
zwölf Sterne entlang.
2011 für die WfGW
78
Wenn Sonnenfinger
klamme Nebel durchdringen,
leuchtet hell das Laub.
2011 für die WfGW
77
Wie früh die Landschaft
sich der Wärme anvertraut -
angenehm, störend.
2011 für die WfGW
76
Hochnebellasten,
gegen klamme Verzweiflung
wehrt inneres Feuer.
2011 für die WfGW
75
Gefallenes Weiß
verkommt zertrampelt und glatt
zur braunen Gefahr.
2010 für die WfGW
74
Gelb entfällt dem Grün,
gleitet gelassen durchs Blau
auf dunkelndes Rot.
2010 für die WfGW
73
Zwei Schalen im Stein
steh'n bereit zu empfangen,
was immer Du gibst.
DMGG, 24.XII.2001 ☽
72
Fiona, Schöne,
pflege, was dir gegeben
im irischen Laut.
DMGG, 21.X.2001 ☉
71
Dir, Licht, zu weichen
flieht Wolke über Wolke
übers weite Blau.
DMGG, 22.VI.2001 ♀
70
Denken die Götter
nicht zuweilen voll Milde
an Hinde und Bär?
als SM von DMGG, 8.IIII.2001 ☉
69
LIBRA
Erde und Himmel,
dazwischen erhoff'ICh mir
Ausgleich im Stützen.
ασWWien, 22.X.2000 ☉
68
Calling you daughter
let shine a ray of moonlight
into my old heart.
als SM von DMGG, 4.X.2000 ☿
67
VIRGO
Inneres Fliessen
bewegt mich, beweg'ICh, das
hält mich im Klingen.
ασWWien, 24.IX.2000 ☉
66
LEO
ICh lebe im Blut
aus dem goldenen Brennpunkt
künftigen Schwingens.
ασWWien, 26.VI.2000 ☉
65
CANCER
Im Schwerestemmen,
Heben und Senken der Brust
halt'ICh den Gleichschwung.
ασWWien, 26.VI.2000 ☉
64
GEMINI
Ausgleich zu schaffen
zwischen Linker und Rechter:
Gewohnheit aus Spiel.
ασWWien, 25.VI.2000 ☉
63
TAVRVS
Was ist das Formen
all der Laute zu Namen
denn andres als Dank?
ασWWien, 28.V.2000 ☉
62
zum Bibliotheksfenster
Auf vierfachem Grund
entfaltet die Siebenkraft
lebendiges Grün.
zu Andromeda M31
Ballen und drehen
läßt Schwungformen wachsen und
gliedert so den Raum.
DMGG, 14.V.2000 ☉
61
ARIES
Durch meine Maske
wogt mir die Welt entgegen,
tret'ICh ihr hervor.
ασWWien, 16.IIII.2000 ☉
60
PISCES
Öffnet euch, Hände,
aus betender Gestaltung
göttlichem Strömen.
ασWWien, 26.III.2000 ☉
59
Bist es, das mich spürt,
mit Händen greift und lächelt,
bin ja im Werden.
St.Gallen-Diepoldsau, 16.III.2000 ♃
mit Strahlen rührt ...
siehe «E+E»
Hergiswil NW, Ostern 2000 ☽
58
AQVARIVS
Ihr Beine bewegt
uneigennützig zum Ziel,
zum Anfang mich hin.
ασWWien, 27.II.2000 ☉
57
CAPRICORNVS
Gebeugt, meine Knie,
bejaht ihr die Lebens Last,
das öffnet den Raum.
ασWWien, 30.I.2000 ☉
56
ר Hast meine Hülle,
meine Liebe genommen,
so nimm meinen Schwung.
30. ♃
ג Im Schweigen und Ruhn
und im Fassen der Weite
zerrinnt die Stunde.
29. ☿
מ Geht sie mir unter,
kriechen die Schatten heran
zu fördern mein Licht.
28. ♂
א In meinem Atmen
wird wärmend mir gewärtig
beschwingendes Tun.
27. ☽
Rüttihubelbad BE, XII.1999
55
SAGITTARIVS
Ihr meine Glieder,
spannt der Welt euch entgegen,
im Wollen den Pfeil.
ασWWien, 19.XII.1999 ☉
54
SCORPIVS
Du meine Zunge,
dem Stachel zu begegnen,
üb' dich im Schweigen.
ασWWien, 21.XI.1999 ☉
53
Wie viele Welten
uns aufgehn im Begegnen
an einem Abend!
Praia/CV, 4.IX.1999 ♄
52
Bereit'ICh mir nicht
im Ausgleich aller Tage
mein Brot aus dem Licht?
vgl. Innehalt
DMGG, 29.VIII.1999 ☉
51
Möge ich sterben,
mög'ICh weichen und folgen
dem Weiher in mir.
ασWWien, 21.II.1999 ☉
50
Stumm ruht die Erde,
daß von innen gestaltend
die Liebe erklingt.
St.Gallen SG, 11.XII.1998 ♀
49
Über das Welke
zieht wirbelndes Weiß, umspielt
Ecken und Kanten.
St.Gallen SG, 27.XI.1998 ♀
48
Lebendiger Hauch
stößt ins fahl Gewordene,
wird Nebel im Nu.
St.Gallen SG, 13.XI.1998 ♀
47
Welch Lied klingt nicht weh
unter düsteren Wolken
bei Regen und Wind?
St.Gallen SG, 30.X.1998 ♀
46
Wie bringt die Nässe
langsam werdendes Reisen
so plötzlich zum Stehn.
St.Gallen SG, 11.IX.1998 ♀
45
Vom fernen Norden
greift feuchte Dämmerung ins
Wärmegewöhnen.
St.Gallen SG, 28.VIII.1998 ♀
44
Mag brennen das Licht,
schon schwingt sich die Goldene
der Südhälfte zu.
St.Gallen SG, 14.VIII.1998 ♀
43
Das Träumen zerbricht,
öffne, Herz, deine Sinne
dem strömenden Licht!
ασWWien, 28.VI.1998 ☉
42
Müde der Schwere
sehn'ich nach Ruhe mich tief,
heilender Leere.
ασWWien, 17.V.1998 ☉
41
Ständigen Staunens
licht gewahr'ich und dunkel
deine Gegenwart.
DMGG, 24.VIII.1997 ♃
40
Hat er begonnen,
Unterbrecht den Barden nicht.
Horcht und hört ihm zu.
DMGG, 14.II.1987 ♄
39
Diese Müdigkeit
Der Raupe beim Verpuppen
Bekämpft sie mühsam.
DMGG, 2.VI.1986 ☽
38
Preise den Himmel
Am Morgen jedes Tages,
Ein edler Beginn.
DMGG, 20.IX.1983 ♂
37
So zarte Farben
Webt ins erwachende Land
Die Frühlingssonne.
DMGG, 3.III.1982 ☉
36
Wie oft, Glockenturm,
Wohnt deinem Gemäuer noch
Die Glocke inne?
DMGG, 6.II.1982 ♄
35
Schreib'ich es nieder,
Schon erkaltet, erstarrt es,
Das Lebendige.
DMGG, 5.II.1982 ♀
34
Gemeinsam heißt nicht,
Nebeneinander zu gehn,
Heißt miteinander.
DMGG, 2.II.1982 ♂
33
In weitem Bogen
Ziehn die Gedanken von mir,
Dem Kind meiner Zeit.
DMGG, 26.XII.1981 ☿
32
Mich willst du kennen?
Fass'ich dich doch nur im Traum,
Verlor'n eh' ich wach.
DMGG, 21.VIII.1981 ♀
31
Wie will ich schaffen,
Und sei's aus dem Augenblick,
Ohne Erkenntnis?
DMGG, 21.VIII.1981 ♀
30
Da höre ich zu
Einem Lied aus der Fremde
Und blicke in mich.
DMGG, 19.VII.1981 ☉
29
Form ohne Inhalt
Ist losem Begreifen gleich
Nebel, nicht Dasein.
DMGG, 6.VII.1981 ☽
28
Grauros'ner Ziegel
Mit Braun übertan, dann grau,
Weiß soll er werden.
Lekastein - Kork - Unterputz - Feinputz
DMGG, 4.VII.1981 ♄
27
Regen in der Nacht,
Und doch strahlt hell die Sonne
Zu meinen Füssen.
vgl. Steiner zur Sonne um Mitternacht
DMGG, 2.VII.1981 ♃
26
Forderst laut das Haupt?
Also sagst du mir laut, daß
Vom Tod du nichts weißt.
vgl. Tolkien zur Todesstrafe
DMGG, 28.VI.1981 ☉
25
Mit Geschriebenem
Wie mit Gesprochenem eins,
Wie ein Atemzug.
DMGG, 10.V.1981 ☉
24
Um deine Grenzen
Halte mit säubernder Acht
Die Wege dir frei.
vgl. Trine 12
DMGG, 30.IIII.1981 ♃
23
Bedenke ich oft,
Wie ich Kranksein vermeide,
So werde ich krank.
DMGG, 31.III.1981 ♂
22
All meine Trauer
Weht von den Wolken bodenwärts
Mit den Schneeflocken.
Wien, 22.II.1981 ☉
21
Ein Lied nur singe,
Öffnen wird sich die Seele
Dem Übel zum Trotz.
DMGG, 19.II.1981 ♃
20
Frage nicht stetig,
Denn Suchen und Wandern ist
Oft nur Erschweigen.
DMGG, 10.II.1981 ♂
19
Der Schüler wartet,
Bis daß das eigene Spiel
Ihm schicksalhaft wird.
Salzburg, 22.I.1981 ♃
18
Wie jubelt mein Herz,
Ruht nah mir doch vorm Antlitz
Das Spiel in der Hand.
Wien, 10.I.1981 ♄
17
Nur durch das Weinen,
Sei es laut, sei es leise,
Kommt Lachen zur Welt.
vgl. Steiner zur Sinn des Leidens
DMGG, 11.XI.1980 ♂
16
Liebst du, Geliebtes?
Wohl liebst du, da Lieben nur
Dich liebenswert macht.
DMGG, 3.XI.1980 ☽
15
Lieb'ich das Leben
Das umfassend farbige,
So lieb'ich den Tod.
Sölden, 22.IX.1980 ☽
14
Wenn hoch es lodert,
Brennt und verbrennt es vieles,
Das zahme Feuer.
Sölden, 6.IX.1980 ♄
13
Vollkommenes Glück,
Wer vermag es zu halten,
Da je er's erreicht?
Sölden, 28.VII.1980 ☽
12
Durch Worte allein
Und gedankliche Bilder
Bin nicht ich belehrt.
vgl. Trine 8
DMGG, 10.V.1981 ☉
11
Groß und mächtig scheint's,
Also ist es nichtig wohl,
Das Wesen Mensch (da).
Sölden, 25.VI.1980 ☿
10
Blauer Pfeifenrauch
Weht durch die Sonnenstrahlen
Dem Abendrot zu.
Sölden, 21.V.1980 ☿
9
Wie sich mein Wesen
So tief nach dem Durchdringen
All der Wolken sehnt!
Sölden, 16.V.1980 ♀
8
Wie voller Wunder,
Voll Anmut die Welt sich zeigt
Im Sprießen des Lichts.
Sölden, 8.IIII.1980 ♂
7
Auf dem Boden wir
Und zwischen uns die Flamme
Der Osterkerze.
vgl. Trine 1
Sölden, 5.IIII.1980 ♄
6
Nicht das macht dich reich,
Dem du innig verbunden,
Allein die Liebe.
Sölden, 26.III.1980 ☿
5
Gedenke mit mir
Jener Nacht, da der Vollmond
Durch den Nußbaum schien.
Sölden, 11.III.1980 ♂
4
τὸ μετόπορον
Die letzte Wärme,
Rascheln in Baum und Boden,
Gold und blasses Blau.
Salzburg, 31.X.1978 ♂
3
τὸ ϑέρος
Glühende Sonne,
Ruhe über den Wassern,
Heuballen im Feld.
Salzburg, 7.VI.1978 ☿
2
τὸ ἔαρ
Wie (mit) ein(em) Atemzug
Leib und Wesen in Gleichklang (gebracht) [-]
(Unter der Frühlings)[Junger] Sonne [Kraft].
Linz, 8.III.1977 ♂
1
ὁ χειμών
Reis in der Schale,
Gedankenvolles Kauen
Und Schnee vorm Fenster.
Linz, 14.XII.1976 ♂
https://jan.diemorgengab.at/cm001.htm