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Neudenken:
Unkrautbekämpfung
In der Gegenwart ist das „Unkraut” in Landwirtschaft und Gartenbau zu einer Existenzfrage für den Bauern und Gärtner geworden. In früheren Zeiten konnte durch die Einschaltung eines Brachejahres innerhalb der Fruchtfolge die Unkrautfrage leichter gelöst werden.
Die Bracheflächen wurden ab und zu mit der Egge [a] durchgezogen, sodaß immer wieder neue Samen zum Keimen angeregt wurden. Später zog dann der Schäfer über diese Flächen. Die Schafe fraßen die Unkräuter kurz ab, sodaß weitere Samenbildung verhindert wurde.
Im Getreidebau wurde eine zusätzliche Unkrautbekämpfung mit Egge und Striegel [b] betrieben. Die trotzdem zur Samenreife kommenden Unkräuter wurden mit dem Getreide geerntet, beim Dreschen jedoch ausgesondert und mit den Dreschabfällen zusammen verkompostiert. Diesen Kompost gab man auf die Wiesen und Weiden. Die dort noch keimenden Samen brachten eine Bereicherung der Wiesenflora.
Der höhere Besatz an Arbeitskräften in Landwirtschaft und Gartenbau und die verhältnismäßig niedrigen Löhne erlaubten ohne weiteres, daß die Hackfruchtschläge Kartoffeln und Rüben zweimal gehackt wurden. Traten durch Bodenbearbeitung bei ungünstiger Witterung Disteln auf, ließ man einen zweijährigen Kleebestand folgen. Durch das wiederholte Mähen trat ein starker Saftaustritt bei den Disteln auf, sodaß sie im zweiten Jahr die Kraft zum Wachsen verloren.
Durch das Auftreten neuer Arbeitskräfteverhältnisse in der Landwirtschaft, seit der Mitte dieses Jahrhunderts,[c] waren die alten Methoden oft nicht mehr durchführbar. Der Mähdrescher wurde entwickelt und durch ihn die Dreschmaschine verdrängt. Die Getreide wurden nicht mehr in der Scheune gedroschen, sondern gleich auf dem Acker, dabei werden die Unkrautsamen sofort wieder neu gesät. Deshalb treten heute weit mehr Unkräuter auf, als noch vor wenigen Jahrzehnten.
So war es nicht verwunderlich, daß die Empfehlungen der chemischen Unkrautbekämpfung dankbar aufgegriffen wurden. Aber auch hier traten bald Probleme auf, wie wir sie bei den getreidereichen Fruchtfolgen mit Gräserunkräutern und im Rübenbau mit der Melde [d] beobachten können.
Immer wieder wird deshalb von Praktikern, die sich für alternative Landbaumethoden interessieren, als erstes die Frage nach der Unkrautbekämpfung gestellt: hat der biologische, oder biologisch-dynamische Landbau Alternativen zu bieten?
Im Gemüsebau griff man zur Gasflamme, indem man die Unkräuter, die früher als die Kulturpflanze keimten, abflammte. Diese Methode ist jedoch sehr witterungsabhängig. Bei vielen Pflanzen sind nur etwa zwei Tage Keimzeitvorsprung der Unkräuter, regnet es dann, sodaß man den Acker nicht befahren kann, ist ein Abflammen nicht möglich und es wird Maschinen- und Handhackarbeit erforderlich. Dies hat zwangsläufig eine Verteuerung der Produkte zur Folge, oder aber eine Minderung des reinen Hektargewinnes. Hier tritt dann die Existenzfrage mit in den Vordergrund. Diese Feststellungen führten dazu, uns mit der Unkrautfrage intensiver zu beschäftigen.
Nun handelt es sich bei den Unkräutern um Wildpflanzen, die auf unseren Kulturböden wachsen. Sie keimen dort in Massen. In der freien Natur findet man die gleichen Arten nur in Einzelexemplaren. So entsteht die Frage: Ist an unseren Ackerbaumethoden etwas nicht in Ordnung, - was zeigen die Unkräuter eigentlich an? Sind es Einseitigkeiten, gegen die sich der Boden da wehrt?[e]
Maria Thun
aus «Unkraut-, Pilz- und Schädlingsregulierung»; S.7f
Unsere Anmerkungen
a] Die Egge ist ein gezinktes Gerät, das durch den Ackerboden gezogen wird, um ihn zu lockern.
b] Ähnlich der Egge ist der Hackstriegel ein Arbeitsgerät zur mechanischen Unkrautbekämpfung.
c] des XX.
d] Die Melden bilden eine Gattung innerhalb der Fuchsschwanzgewächse.
e] Wie liesse sich dies wohl in Bezug aufs menschliche Miteinander umformulieren?
https://wfgw.diemorgengab.at/tzn201604.htm