Die
zum IMPRESSUM
bietet hier eine poetische Studienhilfe an:
Eamsyne und Earasyn
XII
Vom Sitzen am Strand
771} ¯ Was hockst auf dem Brocken,
der kreist um den Alten?
Papa, mein Papa,
so fern wird dir kalt!
772} _ Oh, mir wird nicht kalt,
meine rufende Tochter,
des Heiligen Umhang beschützt mir die Dinge.
773} ¯ Inmitten der Ringe
von Schäfern (317) begleitet,
Papa, mein Papa,
bleibt stehn dir die Zeit!
774} _ Was soll mir die Zeit,
meine unruhige Tochter?
Die strömt nur im Leben, nicht hier an der Grenze.
775} ¯ Dein Leib ist zur Gänze
hier unten im Schweren.
Papa, mein Papa,
was tust du am Meer (211)?
776} _ Ich liebe das Meer,
meine landkluge Tochter,
und kühle im Wasser den Fuss mit der Wunde.
777} ¯ Du kennst ja die Stunde,
in der ich mich winde.
Papa, mein Papa,
so komm doch geschwind!
778} _ Was heisst hier geschwind,
meine drängende Tochter?
Die Brücke,(318) sie spannt sich zu dir aus der Weite.
Vom Drang nach Bewusstsein
779} ¯ Die düstere Seite
wird bald mich empfangen.
Papa, mein Papa,
ich spüre den Drang!(319)
780} _ Seit langem zieht Drang,
mein' empfindsame Tochter,
die Seele hinab in die Vierfalt der Erde.
781} ¯ Dass mählich ich werde,
womit ich gerungen -
Papa, mein Papa,
gelingt mir der Sprung?
782} _ Nicht gross ist der Sprung,
meine zweifelnde Tochter,
du hast ihn schon oft wie auch kühn unternommen.
783} ¯ Zur Form wollt' ich kommen,
verbunden dem Namen -
Papa, mein Papa,
bis hierher ich kam!
784} _ Sieh was alles kam,
meine tanzende Tochter,
dein Ich auf dem Weg, den du gehst, zu begleiten!
785} ¯ Doch Kummer bereiten
die eigenen Krusten,
Papa, mein Papa,
das wird mir bewusst.
786} _ Nur zu, werd' bewusst,
meine zierliche Tochter!
Am Stossen erlernst du, dich selbst zu erfassen.
787} ¯ Ach, könnte ich's lassen
und weichen den Schnellen,
Papa, mein Papa,
im Rückfluss zum Quell!
788} _ Du findest den Quell,
meine zaghafte Tochter!
Den Wirbel beachte vom Rand her zur Mitte!(279)
Von alten Frauennamen
789} ¯ So hör' meine Bitte,
die lang in mir brannte:
Papa, mein Papa,
wie werd' ich genannt?
790} _ Wirst Chawah genannt,
meine sternalte Tochter,
wie Sarah und Ribqah und Rachel zum Beispiel.
791} ¯ Das leuchtende Dreispiel,
als Mütter gewohnte,(163)
Papa, mein Papa,
dem Gott innewohnt!(133)
792} _ Dem Mensch innewohnt,
meine erdnahe Tochter,
denn dort willst du hin, um den Tod zu begreifen.(7)
793} ¯ Will glatter mich schleifen,
drum brauch' ich Benennung.
Papa, mein Papa,
die Not mir erkenn'!
794} _ In Tamar erkenn',
meine zögernde Tochter,
in Rachaw und Ruth und Bath-Scheb'a den Morgen.(320)
795} ¯ Da tönen mir Sorgen
und quälende Enge.
Papa, mein Papa,
die Namen sind streng!
796} _ Das Dasein ist streng,
meine traurige Tochter,
und bitter das Wasser,(321) dem Kinder entspringen.
Von Wandelgesang
797} ¯ Damit sie dann singen,
die Fluren bestaunen,
Papa, mein Papa,
dem Leben vertraun!
798} _ Nun, wem sie vertraun,
meine hoffende Tochter,(322)
das wird sich erst weisen, weil ziemlich verworren.
799} ¯ Wenn sie nicht verdorren
in sandigen Fernen,
Papa, mein Papa,
dann redet der Stern!
800} _ Sie schauen den Stern,
meine gläubige Tochter,(322)
im Aufrichten ihrer gekrümmten Gestalten.
801} ¯ Sag', welche Gewalten
ergreifen mich wieder?
Papa, mein Papa,
erstickt hier mein Lied?
802} _ Bang' nicht um dein Lied,
meine ängstliche Tochter,
verwandle die Tonart, und schon tönt es weiter!
803} ¯ Soll tönen gescheiter
statt Sternengesanges,
Papa, mein Papa,
der irdische Klang?
804} _ Erlausche im Klang,
meine liebende Tochter,(322)
den Laut aus der blutwarm lebendigen Klarheit!
805} ¯ Im Hören die Wahrheit
der Tonkraft zu suchen,(323)
Papa, mein Papa,
steht das mir im Buch?
806} _ Steht beides im Buch,
meine wahlfreie Tochter:
im Liegen zu hören, im Stehen zu tönen.
Vom Zeitstrom
807} ¯ Mich dran zu gewöhnen
auf Festem zu weilen,
Papa, mein Papa,
das hat keine Eil.
808} _ Wer redet von Eil,
meine wägende Tochter?
Auch dir wird gerecht deine Zeit zugemessen.
809} ¯ Wo war sie gesessen,
bevor sie ins Fliessen,
Papa, mein Papa,
herunter sich liess?
810} _ Herunter sie liess,
meine funkelnde Tochter,
ein Gott namens Chronos (212) aus blitzender Sphäre.
811} ¯ So Götterwerk wäre,
die Zeit aufzutauen?(177)
Papa, mein Papa,
wo bist du genau?
812} _ Du schaust mich genau,
meine spähende Tochter,
am Gletscher, von dem sich die Zeitberge lösen.
813} ¯ Zum Guten und Bösen
zerrinnen Kristalle ...
Papa, mein Papa,
warum solcher Fall?
814} _ Geschieht doch der Fall,
meine ewige Tochter,
damit dir ein neuer Kairós (212) wird gewirbelt.
Vom Einhüllen
815} ¯ Ins Schicksal verzwirbelt
als Heil oder Kränkung.
Papa, mein Papa,
ich schau' dies Geschenk!(324)
816} _ Ein Lebensgeschenk,
meine künftige Tochter,
das dir den Gebrauch deiner Freiheit gewichtet.(27)
817} ¯ Wer hat mir gerichtet
den Stoff, den vermüllten,
Papa, mein Papa,
der bald mich verhüllt?
818} _ Du selbst hast verhüllt,
meine weltweise Tochter,
was offen nur Kummer und Sorge dir brächte.
819} ¯ Und welche der Mächte
hat dies mir erkoren,
Papa, mein Papa?
Mein Stern mich verlor!
820} _ Kein Stern noch verlor,
meine klagende Tochter,
ein Menschenkind je aus dem funkelnden Auge.
821} ¯ Dort wurzelt der Glaube,
ersetzt die Gewissheit,
Papa, mein Papa,
die so ich vermiss'!
822} _ Nichts weiter vermiss',
meine mutige Tochter,
entschlossen ersetze das Träumen durch Taten!
823} ¯ Wer hat euch geraten
mir Eltern zu werden,
Papa, mein Papa,
ein Vogel,(89) ein Pferd?(325)
824} _ Wir brauchten kein Pferd,
meine neckische Tochter,
zwei Steine genügten, uns dran zu erinnern.
Von Lichtspielarten
825} ¯ Und wäre auch linnern
der Anstoss zum Zeugen,
Papa, mein Papa,
mich gleichwohl dem beug'!(29)
826} _ Voll Freude verbeug',
meine liebliche Tochter,
ich mich vor dem schimmernden Glanz deiner Anmut!
827} ¯ Ei, braucht es nicht dann Mut
zum Ja, zum bestimmten,
Papa, mein Papa,
wenn's Glänzen verglimmt?
828} _ Was immer verglimmt,
meine glosende Tochter,
erneuern wirst du es zu innerem Leuchten.
829} ¯ Erlischt nicht im Feuchten
die Glut aller Funken,
Papa, mein Papa,
zu dampfendem Stunk?
830} _ Nicht dampfst du im Stunk,
meine rauchgraue Tochter!
Schon bald dämmert Licht dir als silbernes (18) Denken.(326)
831} ¯ Gedankenverrenken
statt ewigen Strahlens?
Papa, mein Papa,
im Schädel wird's fahl!
832} _ Nur wenig bleibt fahl,
meine düstere Tochter,
löst du aus dem Herzen die Farbflut der Sonne!(22)
Von des Narren Ausbruch
833} ¯ Mein Rutsch in die Tonne
lässt Fluten erstarren.
Papa, mein Papa,
die Weise wird Narr!
834} _ Entsprossener Narr,
meine sinkende Tochter,
aus siebenfach kraftspendend kreisenden Welten.(327)
835} ¯ Wer wird mir vergelten,
dass mir die Verluste,
Papa, mein Papa,
geklemmt in die Brust?
836} _ Blieb offen die Brust,
meine närrische Tochter,
dann würde dein Odem den Rhythmus nicht klopfen.
837} ¯ Die Stoffe verstopfen
belebte Kanäle.
Papa, mein Papa,
vom Durchbruch erzähl'!
838} _ Dir einzig erzähl',
meine tauchende Tochter,
vom Lösen der Bänder und wieder Verbinden.(6)
839} ¯ Ha, plötzlich verschwinden
die Bilder in Formen!
Papa, ah Papa,
welch blendende Wende!
Das Ende ist nah!
840} _ Der Anfang ist da,
meine schreiende Tochter,
und mit ihm der Ausbruch aus ehernen Normen.
Willkommen, Geschorene,
den Sternen Verlorene,
doch uns neu Geborene!
Lebendig wirst du dein Geheimnis hier formen.
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