zum IMPRESSUM
Merkblatt-
Beilage 16:
Die Osmanen und Europa
1 Vorausfeuer im Abendland
1244 16.III. werden 205 Katharer („Reine”) unter der gefallenen Pyrenäen-Festung Montségur verbrannt.
1314 18.III. wird JACQUES de Molay, der letzte Grossmeister der Templer, in Paris öffentlich verbrannt.[a] Widerpart waren ihm PHILIPPE IV LE BEL und dessen Kanzler Guillaume de NOGARET, welche ihrerseits im selben Jahr zugrundegehen.
1415 6.VII. wird Jan HUS vom Konzil zu Konstanz geächtet und von den Leuten König SIGISMUNDs trotz dessen verbrieften Geleit-Versprechens verbrannt. Hauptankläger waren Kardinal D'AILLY, Bischof v.Cambrai, und Jean GERSON, Vertreter der Sorbonne.
1431 30.V. endet JEANNE d'Arc in Rouen auf dem Scheiterhaufen.
2 Vormarsch und Halt der Osmanen
Mit dem Vordringen der Mongolen wandern Nomaden aus TURKESTAN nach Westen ab, unter ihnen türkische Muslime, die sich nach dem Mongolensturm
ab 1243 in Kleinasien festsetzen. Als Emir (Herrscher) einer Ghazid (Glaubenskampfgemeinschaft) im Dienst der Rum-Seldschuken erklärt sich
1281-1326 OSMAN I. zum Sultan und gründet
1301 das Osmanische Reich. Er erobert
1326 Brussa.
1326-1359 URCHAN, sein Sohn, vollendet die Unterwerfung Bithyniens, indem er
1337 Nikomedia einnimmt. Er führt eine neue Währung ein [b] und als nationales Symbol den Fes, eine turmartige Kopfbedeckung. Das Heer gliedert er in Akindschi (leichte Truppen), Sultansgarde der Paschas (feudale Kavallerie) und eine doppelte Elite: die Spahi (Renegaten-Reiter) und die Janitscharen [c]. Diese werden bis zu 100.000 Mann stark und bilden allmählich einen Staat im Staat.
Von einer byzantinischen Streitpartei gerufen, setzen die Osmanen nach EUROPA über und bilden
1354 auf Gallipoli einen ersten Stützpunkt.
1359-1389 MURAD I. stösst in das Kaiserreich vor und beschränkt Byzanz nach der
1361 Eroberung von Adrianopel auf die Stadt Konstantinopel. Der Widerstand der christlich slawischen Bevölkerung wird
1389 28.VI. in der Schlacht auf dem Amselfeld (Kosovo polje) gebrochen.
1393 Eroberung BULGARIENs und der WALACHEI, womit der osmanische Machtbereich von der Donau bis zum Euphrat reicht. - Ein Kreuzzug Kaiser SIGISMUNDs, der Byzanz befreien soll, endet
1396 in der Schlacht bei Nikopolis, doch verzögert sich der Fall Konstantinopels durch den Einfall von TIMUR-I LÄNG (TAMERLAN), des angeblichen Nachkommen DSCHINGIS KHANs. Die
1402 Schlacht bei Angora leitet den Zusammenbruch des kleinasiatischen Reiches türkischer Kleinfürsten ein.
1413-1566 gilt als Blüte des Osmanischen Reiches. Von EUROPA unbedroht, können
1413-1421 MEHMED I. und
1421-1451 MURAD II. die Staatskrise überwinden. - Ein Kreuzzugsheer unter János HUNYADI wird
1444 in der Schlacht bei Warna vernichtet.
1451-1481 MEHMED II., der Eroberer, legt ein Hausgesetz fest, welches bestimmt, dass jeder Sultan „um der Ordnung der Welt willen” seine Brüder zu töten habe.
1453 wird Konstantinopel belagert und fällt - fortan ist es als Istanbul Hauptstadt. SERBIEN und BOSNIEN werden osmanische Provinzen. Der albanische Nationalheld SKANDERBEG leistet erbitterten Widerstand;
1461 fällt Trapezunt, der letzte christliche Vorposten, und
1468 wird SKANDERBEGs Widerstand gebrochen . Der Sultan unterwirft 12 Reiche und 200 Städte. Die Venezianer verlieren ihren Besitz auf Morea (Nordostpeloppones).
1512-1520 SELIM I. gewinnt SYRIEN, ARABIEN und ÄGYPTEN.
1520-1566 SÜLEIMAN II. der Prächtige führt die Weltmacht zur höchsten Blüte. Er erobert
1521 Belgrad und nimmt
1522 die Kapitulation der Johanniter auf Rhodos entgegen, sodass die Osmanen den venetianischen und genuesischen Handel kontrollieren.
1526 verliert UNGARN in der Schlacht bei Mohacs mit König Lajos II. seine Selbständigkeit (bis 1918). Die Verteidigung des Abendlandes fällt ÖSTERREICH zu, das sich mit POLEN und VENEDIG verbündet, während FRANKREICH mit dem Osmanenreich paktiert. Es folgen
1529 die erste Belagerung Wiens, dann
1533 ein Waffenstillstand mit Teilung UNGARNs, dessen Osten Johann ZAPOLYTA als osmanischer Vasall erhält. Nach Verzicht des letzten 'Abbasiden-Khalifen übernimmt SÜLEIMAN
1534 PERSIEN; Bagdad sinkt zur Provinzstadt ab, aber die persischen Schi'iten werden zu wütenden Gegnern der Osmanen.
1541 wird das türkische UNGARN osmanische Provinz.
Die Erfolge beruhen auf der Autokratie der Sultane (siehe oben bei MEHMED II.) und auf der Schlagkraft des Heeres. Jährlich führt man deshalb 20.000 russische und afrikanische Sklaven ein; dazu erhebt man den Knabenzins (Abgabe jedes fünften Christenknabens zur Ergänzung der Janitscharen). Verwaltet von Grosswesiren (oft von slawischer oder griechischer Abstammung), wird das eroberte Land in Militärlehen aufgeteilt und den Paschas zur Ausbeutung überlasse. Die Radschas (Einheimischen) bleiben unbelästigt, solange sie gehorchen und Steuern zahlen, und werden nicht gewaltsam bekehrt. - Ohne Begabung für Handel oder Gewerbe, dulden die Türken Armenier und Griechen als Händler, Seeleute, Fanarioti (Verwaltungshilfen) oder Dragomani (Dolmetscher). Einigen Reformen zum Trotz gelingt keine innere Festigung; geistig bedürfnislos, erliegen die bestechlichen Paschas leicht ihrer Geldgier und luxuriöser Erschlaffung.
1567-1661 beginnt das Reich zu verfallen. So wird zwar
1566 die Festung Sziget erstürmt, verteidigt vom kroatischen.Nationalhelden ZRINJSKI, und
1568 der Friede von Adrianopel gegen jährliche Tributleistungen HABSBURGs geschlossen, doch
1571 bricht die Seeschlacht bei Lepanto die Herrschaft der osmanischen Flotte.
1593-1606 herrscht neuer Krieg mit ÖSTERREICH, doch muss der Sultan zum ersten Mal im
1606 Frieden zu Zsitvatorok mit dem Gegner verhandeln. Bagdad und Mossul fallen ab. Palastintrigen und Korruption zersetzen das Reich.
1623-1640 MURAD IV. wirft nocheinmal mit furchtbarer Energie Janitscharen-Aufstände nieder und nimmt blutige Rache für den Abfall im Osten, allerdings
1639 regelt der Friede mit PERSIEN die Grenze bis 1918. - Neuerlich wird das Reich
1645-1669 durch den Krieg um Kreta erschüttert, aber
1656-1661 der Grosswesir Mehmed KÖPRÜLÜ, verhindert nocheinmal die innere Auflösung des osmanischen Reiches.
1658-1705 LEOPOLD I. von Habsburg
1663-1699 erfolgt der zweite Türkenangriff auf Mitteleuropa, nämlich
1663/1664 der 1.Türkenkrieg und
1683-1699 der 2.(Grosse)Türkenkrieg unter Grosswesir KARA MUSTAFA, der
1683 die zweite Belagerung Wiens anführt.
1686-1697 wird UNGARN durch die Österreicher unter Prinz Eugen v.SAVOYEN befreit,
1688 Belgrad rückerobert und
1697 in der Schlacht bei Zenta Sarajevo wiedergewonnen,
1699 beschert der Friede zu Karlowitz dauernde Ruhe - ÖSTERREICH wird Grossmacht.
für die Arbeitsgruppe Islam des
Columban-Zweiges, Bregenz
Unsere Anmerkungen
a] vgl. Mbl-B.8: Anm.u
b] vgl. Mbl-B.8
c] Christenkinder, die, als Sklaven zu fanatischen Muslimen erzogen, mit eiserner Disziplin für den „Herrn aller Gläubigen” kämpfen
Literatur
siehe auch Stichwort-Register
STEINER, R.: Vortrag vom 1.IX.1910 in «GA 123»
STEINER, R.: «GA 126»
STEINER, R.: Vortrag vom 19.III.1924 in «GA 353»
A.KHOURI et al.: «Islam-Lexikon Bd.1, Bd.2, Bd.3»
KETTERMANN, G.: «Atlas zur Geschichte des Islam»
LENDVAI, P.: «Die Ungarn»
TROST, E.: «Prinz Eugen»
VAJDA, St.: «Felix Austria - Eine Geschichte Österreichs»
W.WEIRAUCH: »Flensburger Heft« Nr.Nr.69
zur Vorgeschichte
https://wfgw.diemorgengab.at/WfGWmblB16.htm