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Zitatensammlung
Teil 2
Zitat von Katharina MÜLLER zur
PAUSE
1 [...] Die Pause ist eine Zäsur zum Gewohnten. In der Pause klingt der Ton noch fort, bis zu dem Moment, in dem sich dieser Klangfaden, Klangstrom löst, vollständig verklungen ist, die Atemumkehr stattfindet. Das ist absolut wahrnehmbar. Es ist der Moment, in dem etwas Neues wirklich einfließen kann. Dann ist der Mensch ein Gefäß, in das etwas einströmen kann. Die Pause ist wesentlich. Sie kann verbinden, weiterführen, sie kann etwas beenden oder etwas beginnen. Sie ist wie ein Moment der Schöpfung, um in die nächste Phase zu kommen. Mit dieser Art von Pause beschreibe ich einen inneren Aspekt meiner Arbeit. Diese Pausen gestalte ich für die Menschen im Beratungsprozess. Der Mensch macht sich darin zur Pause, auch wenn er noch nicht weiß, was das Neue ist, was da kommt. Kann man das Neue wollen? Ja und Nein. Wenn ich zu sehr Wagenlenker sein will, mit Vorstellungskraft und festen Zügeln, gelange ich nicht an diesen Ort. Aber mich mit den Pferden zu verbinden, sie spüren, mit dem ‹Wagenwesen› eine Einheit werden, kann mich dort hinbringen.
2 [...] Die musikalische Geste der Pause öffnet einen inneren Raum, ermöglicht eine Mitdehnung. Es ist kein Außenschein, sondern eine Innenqualität. Es wird nicht etwas beschienen, sondern etwas leuchtet von innen. Wenn man Lauschen als eine Form von Meditation denken kann, dann wäre das auch ein meditatives Tasten. Innerhalb eines Werkes hat jeder Ton, jede Pause seinen bzw. ihren Platz. Wenn es möglich ist, den darin liegenden Qualitäten im eigenen Leben nachzuspüren, kann es vielleicht gelingen, sich selbst, anderen Menschen und dem, was die Zeit fordert, näher zu kommen, autonom und gleichzeitig verbunden zu sein. Es geht um Erfahrungen durch das Üben, immer wieder üben, so wie man die Nebenübungen macht. Und das ist eine Entscheidung.
in »Das Goetheanum« 22·2023; S.9
https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWzit660000027.htm