zum IMPRESSUM
Zitatensammlung
Teil 1
Zitat von Rudolf STEINER zu den
RELIGIONEN
1 Nun kann uns das, was wir fühlen können aus einem einzelnen Religionsbekenntnis der Erde, niemals in der Seele das geben, was wir brauchen, um in der Sonnensphäre bestehen zu können. Dasjenige, was wir in unseren Ätherleib hineingießen können, dasjenige, was wir dann brauchen in der Seele, damit sie fruchtbar durchlaufen kann die Sonnensphäre, das kann uns nur werden aus dem Gemeinsamen, das in allen menschlichen Religionen fließt. Und was fließt darin? Nun, wenn Sie die verschiedenen Religionen der Welt vergleichen - und dies ist ja eine der bedeutsamsten Aufgaben der geisteswissenschaftlichen Arbeit, den Wahrheitskern der verschiedenen Religionen wirklich zu studieren -, wenn Sie sie alle miteinander vergleichen, so werden Sie eines finden. Sie werden finden, daß diese Religionen immer in ihrer Art vollkommen waren, aber gerade auf ein bestimmtes Volk, auf eine bestimmte Zeitepoche hin; daß sie diesem Volk, dieser Zeitepoche das Bedeutsamste gegeben haben, was diese Zeit erhalten konnte. Und wir wissen im Grunde genommen am meisten über eine Religion da, wo diese Religionen gerade haben dienen können ihrer Zeit und ihrem Volke dadurch, daß sie sich abgeschlossen haben in einer gewissen egoistischen Weise so, wie sie aus dem großen Urquell des Lebens gegeben waren.
2 Wir haben ja schon seit mehr als zehn Jahren die Religionen studiert; aber es mußte einmal der Anfang gemacht werden damit, der Menschheit etwas zu geben, das über die einzelnen Religionen hinausgeht, das gleichsam alles das enthält, worauf die einzelnen Religionen hingewiesen haben. Wodurch kam das zustande? Das kam dadurch zustande, daß einmal eine Religion auftrat, die eine unegoistische Religion ist. Ihre Vollkommenheit beruht gerade darin, daß sie sich nicht bloß auf ein Volk und auf eine Zeit beschränkte. Eine im eminentesten Sinne egoistische Religion ist zum Beispiel die Hindu-Religion. Denn wer kein Hindu ist, kann nicht aufgenommen werden in diese Religion. Diese Hindu-Religion ist also in besonderem Sinne zugeschnitten auf das Hinduvolk. Ebenso ist es mit den anderen Territorialreligionen. Darauf beruht die Größe der einzelnen Religionsbekenntnisse, daß sie für die einzelnen irdischen Verhältnisse zugeschnitten waren. Wer das nicht ins Auge faßt, daß die Religionen gerade darin ihre Vollkommenheit haben, daß sie auf einzelne irdische Verhältnisse sich beschränken, wer nur immer betont, daß alle Religionssysteme aus einer Einheitsquelle gekommen sind, der kann nie zu einer Erkenntnis kommen.
3 Was heißt es denn, nur immer von der Einheit zu sprechen? Das heißt zum Beispiel, jemand sagt: Auf dem Tische stehen Salz und Pfeffer und Paprika und Zucker, aber nicht was jedes für sich bedeutet, wollen wir hervorheben, sondern die Einheit suchen wir, die sich ausdrückt in den verschiedenen Gewürzen, Pfeffer, Salz, Paprika und Zucker. - Reden kann man so über diese Dinge, aber wenn es sich darum handelt, von dem Reden zur Wirklichkeit überzugehen, wenn es darauf ankommt, die verschiedenen Gewürze jedes für sich in seiner Eigenart anzuwenden, wird man den Unterschied schon gewahr werden. Da wird niemand, wenn er die verschiedenen Gewürze anwendet, sagen, daß sie alle ohne Unterschied Gewürz seien. Denn wenn wirklich kein Unterschied ist, dann nehmen Sie einmal das Salz oder den Pfeffer und tun diese statt Zucker in Ihren Kaffee oder Tee; da werden Sie den Unterschied schon spüren. Denselben logischen Schnitzer macht jemand, der nicht wirklich die einzelnen Religionsbekenntnisse trennt, sondern sagt: sie kommen alle aus derselben Quelle.
Hannover, 18.Nov.1912 ☽ (aus «GA 140»; S.52ff)
https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWzit114000052.htm