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Zitatensammlung
Teil 2
Zitat von Herbert HAHN zu
NOVALIS
1 Von dem, was die Seele erfahren kann, wenn sie unmittelbar im Schoß der Nacht sehend wird, kündet in tiefer Schicksalsprüfung und Schicksalserleuchtung Friedrich von Hardenberg - Novalis. Als Bergwerksingenieur machte er sich mit der Nacht unter der Erde vertraut, die ihm vieles zu sagen wußte, die aber auch viele Fragen aufwarf. Der Verlust einer kindlich-jugendlichen Braut weihte ihn in die Geheimnisse der überirdischen Nacht ein. Am Grabe der Geliebten zerriß vor den Augen des Dichters ein Schleier. Leben bedeutete für ihn fortan, der früh Dahingeschiedenen nachsterben und mit ihr die Wirklichkeit einer geistigen Welt erleben. Man würde Novalis Unrecht tun, wenn man ihn einen Mystiker nennte. Ebenso lag ihm die oberflächliche Seite dessen, was als Romantik gilt, fern. Diese Auffassung bleibt trotz seines Romans «Heinrich von Ofterdingen» bestehen. Novalis war im Gegensatz zu den Mystikern und auch zu den meisten Romantikern ein Geist von außerordentlicher, geradezu mathematischer Klarheit und Präzision. In seinem Stil ist nichts Ausschweifendes, sondern er verdichtet sich zuweilen zu jener Einfachheit, in der jedes Wort mit Gold aufgewogen werden darf. Vielleicht ist das Wirklichkeitsschwangere eines Samenkorns ein noch treffenderes Bild. Jeder, der sich in die sogenannten «Fragmente» des früh verstorbenen Dichters und Denkers vertieft, kann sich davon überzeugen, welche Ernten des Geistes hier oft in einem einzigen Satze schlummern.
2 So sind auch seine «Hymnen an die Nacht» nicht als das Schwärmerische aufzufassen, als das sie vielfach noch gelten. Sie verlangen für ihr Verständnis ein Organ, das wir uns zum Teil erst an ihnen bilden müssen. [...]
aus «Vom Genius Europas 4»; S.341f
https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWzit006320341.htm