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| Gedichtsammlung |
| Der Engel |
| „Wo bist du hin? Noch eben warst du da - |
| Was wandtest du dich wieder abwärts, wehe, |
| nach jenem Leben, das ich nicht verstehe, |
| und warst mir jüngst doch noch so innig nah. |
| Ich soll hinab mit dir in deine Welt, |
| aus der die Schauer der Verwesung hauchen, |
| ins Reich des Todes soll ich mit dir tauchen, |
| das wie ein Leichnam fort und fort zerfällt? |
| Wohl gibt es meinesgleichen, eingeweiht |
| in eure fürchterlichen Daseinsstufen ... |
| Doch ich bin's nicht. Nur wie verworrnes Rufen |
| erschreckt das Wort mich eurer Zeitlichkeit. |
| Laß mich mein Haupt verhüllen, bis du neu |
| mir wiederkehrst, so rein, wie ich dich liebe, |
| von nichts erfüllt als süßem Geistestriebe |
| und deinem Urbild wieder strahlend treu.” |
| Christian Morgenstern |
| aus «Wir fanden einen Pfad»; S.57 |
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| revid.202402 |
| https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWged00191.htm |