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Gedichtsammlung |
Sonnenhymne |
RAPHAEL. Die Sonne tönt
nach alter Weise In Brudersphären Wettgesang, Und ihre vorgeschriebne Reise Vollendet sie mit Donnergang. Ihr Anblick gibt den Engeln Stärke, Wenn keiner sie ergründen mag; Die unbegreiflich hohen Werke Sind herrlich wie am ersten Tag. |
GABRIEL. Und schnell und unbegreiflich
schnelle Dreht sich umher der Erde Pracht; Es wechselt Paradieseshelle Mit tiefer, schauervoller Nacht; Es schäumt das Meer in breiten Flüssen Am tiefen Grund der Felsen auf, Und Fels und Meer wird fortgerissen In ewig schnellem Sphärenlauf. |
MICHAEL. Und Stürme brausen
um die Wette Vom Meer aufs Land, vom Land aufs Meer, Und bilden wütend eine Kette Der tiefsten Wirkung rings umher. Da flammt ein blitzendes Verheeren Dem Pfade vor des Donnerschlags; Doch deine Boten, Herr, verehren Das sanfte Wandeln deines Tags. |
ZU DREI. Der Anblick gibt den
Engeln Stärke, Da keiner dich ergründen mag; Und alle deine hohen Werke Sind herrlich wie am ersten Tag. |
Johann Wolfgang v.Goethe |
aus «Faust I», „Prolog im Himmel”; S.14 |
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revid.202211 |
https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWged00178.htm |