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Gedichtsammlung |
Das Ewig-Weibliche |
DIE EINE BÜSSERIN sonst Gretchen genannt. |
Vom edlen Geisterchor umgeben, |
Wird sich der Neue kaum gewahr, |
Er ahnet kaum das frische Leben, |
So gleicht er schon der heiligen Schar. |
Sieh! wie er jedem Erdenbande |
Der alten Hülle sich entrafft |
Und aus ätherischem Gewande |
Hervortritt erste Jugendkraft! |
Vergönne mir, ihn zu belehren, |
Noch blendet ihn der neue Tag. |
MATER GLORIOSA. Komm, hebe dich
zu höhern Sphären! |
Wenn er dich ahnet, folgt er nach. |
DOCTOR MARIANUS auf dem Angesicht anbetend. |
Blicket auf zum Retterblick, |
Alle reuig Zarten, |
Euch zu seligem Geschick |
Dankend umzuarten! |
Werde jeder beßre Sinn |
Dir zum Dienst erbötig! |
Jungfrau, Mutter, Königin, |
Göttin, bleibe gnädig! |
CHORUS MYSTICUS. Alles Vergängliche |
Ist nur ein Gleichnis; |
Das Unzulängliche, |
Hier wirds Ereignis; |
Das Unbeschreibliche, |
Hier ist es getan; |
Das Ewig-Weibliche |
Zieht uns hinan. |
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Johann Wolfgang v.Goethe |
aus «Faust
II»; S.341 |
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revid.201907 |
https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWged00149.htm |