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Gedichtsammlung |
Hyperions Schicksalslied |
1789 |
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Ihr wandelt droben im Licht |
Auf weichem Boden, selige Genien! |
Glänzende Götterlüfte |
Rühren euch leicht, |
Wie die Finger der Künstlerin |
Heilige Saiten. |
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Schicksallos, wie der schlafende |
Säugling, atmen die Himmlischen; |
Keusch bewahrt |
In bescheidener Knospe, |
Blühet ewig |
Ihnen der Geist, |
Und die seligen Augen |
Blicken in stiller |
Ewiger Klarheit. |
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Doch uns ist gegeben, |
Auf keiner Stätte zu ruhn, |
Es schwinden, es fallen |
Die leidenden Menschen |
Blindlings von einer |
Stunde zur andern, |
Wie Wasser von Klippe |
Zu Klippe geworfen, |
Jahrlang ins Ungewisse hinab. |
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Friedrich Hölderlin |
aus «Hyperion»;
S.259f |
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revid.201802 |
https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWged00118.htm |