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Gedichtsammlung |
Die Sänger der Vorwelt |
Sagt, wo sind die Vortrefflichen hin, wo find ich die Sänger |
Die mit dem lebenden Wort horchende Völker entzückt, |
Die vom Himmel den Gott, zum Himmel den Menschen gesungen, |
Und getragen den Geist hoch auf den Flügeln des Lieds? |
Ach, noch leben die Sänger, nur fehlen die Taten, die Lyra |
Freudig zu wecken, es fehlt, ach! ein empfangendes Ohr. |
Glückliche Dichter der glücklichen Welt! Von Munde zu Munde |
Flog, von Geschlecht zu Geschlecht euer empfundenes Wort. |
Wie man die Götter empfängt, so begrüßte jeder mit Andacht, |
Was der Genius ihm, redend und bildend, erschuf. |
An der Glut des Gesangs entflammten des Hörers Gefühle, |
An des Hörers Gefühl nährte der Sänger die Glut. |
Nährt und reinigte sie! Der Glückliche, dem in des Volkes |
Stimme noch hell zurück tönte die Seele des Lieds, |
Dem noch von außen erschien, im Leben, die himmlische Gottheit, |
Die der Neuere kaum, kaum noch im Herzen vernimmt. |
Friedrich v.Schiller |
aus «Sämtliche Werke Band 4»; S.171 |
In der ersten Ausgabe steht noch folgende Coda: |
Weh ihm, wenn er von außen es jetzt noch glaubt
zu vernehmen, Und ein betrogenes Ohr leiht dem verführenden Ruf! Aus der Welt um ihn her sprach zu dem Alten die Muse; Kaum noch erscheint sie dem Neu'n, wenn er die seine vergisst. |
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revid.201703 |
https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWged00108.htm |