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Gedichtsammlung |
Die Zeit |
Es gibt ein sehr probates Mittel, |
die Zeit zu halten am Schlawittel: |
Man nimmt die Taschenuhr zur Hand |
und folgt dem Zeiger unverwandt. |
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Sie geht so langsam dann, so brav |
als wie ein wohlgezogen Schaf, |
setzt Fuß vor Fuß so voll Manier |
als wie ein Fräulein von Saint-Cyr. |
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Jedoch verträumst du dich ein Weilchen, |
so rückt das züchtigliche Veilchen |
mit Beinen wie der Vogel Strauß |
und heimlich wie ein Puma aus. |
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Und wieder siehst du auf sie nieder; |
ha, Elende! - Doch was ist das? |
Unschuldig lächelnd macht sie wieder |
den zierlichsten Sekunden-Pas. |
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Christian Morgenstern |
aus «Gesammelte
Werke»; S.313 |
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revid.201605 |
https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWged00104.htm |