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Gedichtsammlung |
Allmächtiger Geist |
Allmächtiger Geist, Urquell aller Wesen, |
Zeus, Oramazes, Brahma, Jehova; |
Vom ersten Äon bist du schon gewesen |
Und nach dem letzten bist du auch noch da. |
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Du rufst aus ödem Dunkel Licht und Helle, |
Aus wildem Chaos ein Elysium, |
Du winkst und sieh! ein Tempel wird zur Hölle |
Und eine Sonne hüllet Nacht ringsum. |
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Aus deinem Mund fließt Leben und Gedeihen |
In diesen Baum und in den Sirius |
Und Nahrung streust du Myriaden Reihen |
Geschöpfen aus und freudigen Genuß. |
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Ein Kind ruft seinen Vater an um Speise, |
Ward es auch gleich schon tausend Tage satt, |
Wenn ihm der Vater gleich den Trunk und Speise |
Auch ungebeten stets gegeben hat. |
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Warum soll ich, ich Kind, dich Vater nimmer |
Um Nahrung flehn, die du mir so schon gabst? |
Für Seel' und Leib, um hoher Wahrheit Schimmer |
Mit dem du nur geweihte Männer labst? ... |
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Novalis |
in «Gesammelte
Werke - Erster Band»; S.82 |
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revid.201602 |
https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWged00099.htm |