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Gedichtsammlung | |
Vom Lob der Damen | |
Den guoten wîben sî genigen von mir, swie si mich doch verzigen nâch dienest ofte ir lônes hânt. her, waz si tugent doch begânt! der werlde heil gar an in stât. ich waen, got niht sô guotes hât als ein guot wîp. daz ist alsô: des stât ir lop von schulden hô. |
Die edlen Damen will ich grüßen, auch, wenn sie mir sehr oft erwiesen nach schwerer Arbeit keinen Lohn. Sie sind voll Tugend, hört davon! Bei ihnen liegt das Heil der Welt. Nichts besseres hat Gott erstellt als eine edle Frau. Ihr wird so hohes Lob, weil's ihr gebührt. |
Nâch disem lob sô heb ich an ein maere als ich beste kan. in gotes namen ich ez hebe, und wünsche des daz er in gebe gein mir sô zühterîchen muot, daz ez iuch alle dunke guot. sô wirt mîn arbeit niht verlorn. ich hab daz liegen dran versworn. |
Nach diesem Lobe heb' ich an euch zu erzähl'n, so gut ich kann. In Gottes Namen ich beginne und wünschte sehr, er mög' die Sinne euch machen mir so frohgemut, daß es euch allen dünke gut. So wär' mein Werk dann nicht verloren. Dem Lügen hab' ich abgeschworen. |
Dô ich ein kleinez kindel was, dô hôrt ich ofte daz man las, und hôrt ouch die wîsen sagen, daz niemen wol bî sînen tagen erwerben möchte werdekeit, wan der ze dienest waer bereit, guoten wîben sunder wanc: die heten hôhen habedanc. |
Als ich ein kleines Kindel war, da hörte ich verlesen gar und hörte auch die Weisen sagen, daß niemand hier an allen Tagen erringen könnte Würdigkeit, es sei denn, daß er dienstbereit den guten, edlen Damen wär'. Der hätte dann viel Dank und Ehr'. |
Die wîsen hôrt ich sprechen sô, daz niemen waere rehte frô noch in der werlte wol gemuot, wan der ein reine vrowen guot, diu wol von tugenden hiez ein wîp, hete liep als sîn selbes lîp: daz heten alle die getân, die gern êre wolden hân. |
Die Weisen sprachen dann noch so, daß keiner wäre richtig froh auf dieser Welt, noch wohlgesinnt, der nicht sich eine Dame find't, die immer tugendhaft sich gibt und die er wie sich selber liebt. So täten es hier alle wohl, die gerne wären ehrenvoll. |
Dô ich daz hôrt, ich was ein
kint und tump als noch die jungen sint, sô tump, daz ich die gerten reit; und dâht doch in der tumpheit 'sît daz diu reinen suezen wîp sô hôhe tiurent mannes lîp, sô wil ich dienen immer mê den vrowen, swie so ez mir ergê. |
Ich hörte es und war ein Kind, so dumm, wie eben Kinder sind, auf Gerten ritt ich noch herum; und dachte doch (war ich auch dumm): „Wenn Damen, wie sich draus ergibt, den so belohnen, der sie liebt, will dienen ich hier jeden Tag den Frauen - geh' es, wie es mag.” |
Ulrich von Liechtenstein | |
aus «Narr im hohen Dienst»; S.32ff | |
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revid.201512 | |
https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWged00097.htm |