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| Gedichtsammlung |
| Disputation |
| In der Aula zu Toledo |
| Klingen schmetternd die Fanfaren; |
| Zu dem geistlichen Turnei |
| Wallt das Volk in bunten Scharen. |
| Das ist nicht ein weltlich Stechen, |
| Keine Eisenwaffe blitzet - |
| Eine Lanze ist das Wort, |
| Das scholastisch scharf gespitzet. |
| Nicht galante Paladins |
| Fechten hier, nicht Damendiener - |
| Dieses Kampfes Ritter sind |
| Kapuziner und Rabbiner. |
| Statt des Helmes tragen sie |
| Schabbesdeckel und Kapuzen; |
| Skapulier und Arbekanfeß |
| Sind der Harnisch, drob sie trutzen. |
| Welches ist der wahre Gott? |
| Ist es der Hebräer starrer |
| Großer Eingott, dessen Kämpe |
| Rabbi Juda, der Navarrer? |
| Oder ist es der dreifalt'ge |
| Liebegott der Christianer, |
| Dessen Kämpe Frater Jose, |
| Gardian der Franziskaner? |
| Durch die Macht der Argumente, |
| Durch der Logik Kettenschlüsse |
| Und Citate von Autoren, |
| Die man anerkennen müsse, |
| Will ein jeder Kämpe seinen |
| Gegner ad absurdum führen |
| Und die wahre Göttlichkeit |
| Seines Gottes demonstrieren. |
| Festgestellt ist: daß derjen'ge, |
| Der im Streit ward überwunden, |
| Seines Gegners Religion |
| Anzunehmen sei verbunden, |
| Daß der Jude sich der Taufe |
| Heil'gem Sakramente füge, |
| Und im Gegenteil der Christ |
| Der Beschneidung unterliege. |
| Jedem von den beiden Kämpen |
| Beigesellt sind elf Genossen, |
| Die zu teilen sein Geschick |
| Sind in Freud' und Leid entschlossen. |
| Glaubenssicher sind die Mönche |
| Von des Gardians Geleitschaft, |
| Halten schon Weihwasserkübel |
| Für die Taufe in Bereitschaft, |
| Schwingen schon die Sprengelbesen |
| Und die blanken Räucherfässer - |
| Ihre Gegner unterdessen |
| Wetzen die Beschneidungsmesser. |
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| Beide Rotten stehn schlagfertig |
| Vor den Schranken in dem Saale, |
| Und das Volk mit Ungeduld |
| Harret drängend der Signale. |
| Unterm güldnen Baldachin |
| Und umrauscht vom Hofgesinde |
| Sitzt der König und die Kön'gin; |
| Diese gleichet einem Kinde. |
| Ein französisch stumpfes Näschen, |
| Schalkheit kichert in den Mienen, |
| Doch bezaubernd sind des Mundes |
| Immer lächelnde Rubinen. |
| Schöne flatterhafte Blume - |
| Daß sich ihrer Gott erbarme - |
| Von dem heitern Seine=Ufer |
| Wurde sie verpflanzt, die arme, |
| Hierher in den steifen Boden |
| Der hispanischen Grandezza; |
| Weiland hieß sie Blanch' de Bourbon, |
| Donna Blanka heißt sie jetzo. |
| Pedro wird genannt der König |
| Mit dem Zusatz der Grausame; |
| Aber heute, milden Sinnes, |
| Ist er besser als sein Name. |
| Unterhält sich gutgelaunt |
| Mit des Hofes Edelleuten; |
| Auch den Juden und den Mohren |
| Sagt er viele Artigkeiten. |
| Diese Ritter ohne Vorhaut |
| Sind des Königs Lieblingsschranzen, |
| Sie befehl'gen seine Heere, |
| Sie verwalten die Finanzen. |
| Aber plötzlich Paukenschläge, |
| Und es melden die Trompeten, |
| Daß begonnen hat der Maulkampf, |
| Der Disput der zwei Athleten. |
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| Der Gardian der Franziskaner |
| Bricht hervor mit frommem Grimme; |
| Polternd roh und widrig greinend |
| Ist abwechselnd seine Stimme. |
| In des Vaters und des Sohnes |
| Und des Heil'gen Geistes Namen |
| Exorzieret er den Rabbi, |
| Jakobs maledeiten Samen. |
| Denn bei solchen Kontroversen |
| Sind oft Teufelchen verborgen |
| In dem Juden, die mit Scharfsinn, |
| Witz und Gründen ihn versorgen. |
| Nun die Teufel ausgetrieben |
| Durch die Macht des Exorzismus, |
| Kommt der Mönch auch zur Dogmatik, |
| Kugelt ab den Katechismus. |
| Er erzählt, daß in der Gottheit |
| Drei Personen sind enthalten, |
| Die jedoch zu einer einz'gen, |
| Wenn es passend, sich gestalten - |
| Ein Mysterium, das nur |
| Von demjen'gen wird verstanden, |
| Der entsprungen ist dem Kerker |
| Der Vernunft und ihren Banden. |
| Er erzählt: wie Gott der Herr |
| Ward zu Betlehem geboren |
| Von der Jungfrau, welche niemals |
| Ihre Jungferschaft verloren; |
| Wie der Herr der Welt gelegen |
| In der Krippe, und ein Kühlein |
| Und ein Öchslein bei ihm stunden, |
| Schier andächtig, zwei Rindviehlein. |
| Er erzählte: wie der Herr |
| Vor den Schergen des Herodes |
| Nach Ägypten floh, und später |
| Litt die herbe Pein des Todes |
| Unter Pontio Pilato, |
| Der das Urteil unterschrieben, |
| Von den harten Pharisäern, |
| Von den Juden angetrieben. |
| Er erzählte: wie der Herr, |
| Der entstiegen seinem Grabe |
| Schon am dritten Tag, gen Himmel |
| Seinen Flug genommen habe; |
| Wie er aber, wenn es Zeit ist, |
| Wiederkehren auf die Erde |
| Und zu Josaphat die Toten |
| Und Lebend'gen richten werde. |
| „Zittert, Juden!” rief der Mönch, |
| „Vor dem Gott, den ihr mit Hieben |
| Und mit Dornen habt gemartert, |
| Den ihr in den Tod getrieben. |
| „Seine Mörder, Volk der Rachsucht, |
| Juden, das seid ihr gewesen - |
| Immer meuchelt ihr den Heiland, |
| Welcher kommt, euch zu erlösen. |
| „Judenvolk, du bist ein Aas, |
| Worin hausen die Dämonen; |
| Eure Leiber sind Kasernen |
| Für des Teufels Legionen. |
| „Thomas von Aquino sagt es, |
| Den man nennt den großen Ochsen |
| Der Gelehrsamkeit, er ist |
| Licht und Luft der Orthodoxen. |
| „Judenvolk, ihr seid Hyänen, |
| Wölfe, Schakals, die in den Gräbern |
| Wühlen, um der Toten Leichnam' |
| Blutfraßgierig aufzustöbern. |
| „Juden, Juden, ihr seid Säue, |
| Paviane, Nashorntiere, |
| Die man nennt Rhinozerosse, |
| Krokodile und Vampire. |
| „Ihr seid Raben, Eulen, Uhus, |
| Fledermäuse, Wiedehöpfe, |
| Leichenhühner, Basilisken, |
| Galgenvögel, Nachtgeschöpfe. |
| „Ihr seid Vipern und Blindschleichen, |
| Klapperschlangen, gift'ge Kröten, |
| Ottern, Nattern - Christus wird |
| Eu'r verfluchtes Haupt zertreten. |
| „Oder wollt ihr, Maledeiten, |
| Eure armen Seelen retten? |
| Aus der Bosheit Synagoge |
| Flüchtet nach den frommen Stätten, |
| „Nach der Liebe lichtem Dome, |
| Wo in benedeiten Becken |
| Euch der Quell der Gnade sprudelt - |
| Drin sollt ihr die Köpfe stecken - |
| „Wascht dort ab den alten Adam |
| Und die Laster, die ihn schwärzen; |
| Des verjährten Grolles Schimmel, |
| Wascht ihn ab von eurem Herzen! |
| „Hört ihr nicht des Heilands Stimme? |
| Euren neuen Namen rief er - |
| Lauset euch an Christi Brust |
| Von der Sünde Ungeziefer! |
| „Unser Gott, der ist die Liebe, |
| Und er gleichet einem Lamme; |
| Um zu sühnen unsre Schuld |
| Starb er an des Kreuzes Stamme. |
| „Unser Gott, der ist die Liebe, |
| Jesus Christus ist sein Namen; |
| Seine Duldsamkeit und Demut |
| Suchen wir stets nachzuahmen. |
| „Deshalb sind wir auch so sanft, |
| So leutselig, ruhig, milde, |
| Hadern niemals, nach des Lammes, |
| Des Versöhners, Musterbilde. |
| „Einst im Himmel werden wir |
| Ganz verklärt zu frommen Englein, |
| Und wir wandeln dort gottselig, |
| In den Händen Lilienstenglein. |
| „Statt der groben Kutten tragen |
| Wir die reinlichsten Gewänder |
| Von Muss'lin, Brokat und Seide, |
| Goldne Troddeln, bunte Bänder. |
| „Keine Glatze mehr! Goldlocken |
| Flattern dort um unsre Köpfe; |
| Allerliebste Jungfraun flechten |
| Uns das Haar in hübsche Zöpfe. |
| „Weinpokale wird es droben |
| Von viel weiterm Umfang geben, |
| Als die Becher sind hier unten, |
| Worin schäumt der Saft der Reben. |
| „Doch im Gegenteil viel enger |
| Als ein Weibermund hienieden, |
| Wird das Frauenmündchen sein, |
| Das dort oben uns beschieden. |
| „Trinkend, küssend, lachend wollen |
| Wir die Ewigkeit verbringen, |
| Und verzückt Halleluja, |
| Kyrie Eleison singen.” |
| Also schloß der Christ. Die Mönchlein |
| Glaubten schon, Erleuchtung träte |
| In die Herzen, und sie schleppten |
| Flink herbei das Taufgeräte. |
| nach oben |
| Doch die wasserscheuen Juden |
| Schütteln sich und grinsen schnöde. |
| Rabbi Juda, der Navarrer, |
| Hub jetzt an die Gegenrede: |
| „Um für deine Saat zu düngen |
| Meines Geistes dürren Acker, |
| Mit Mistkarren voll Schimpfwörter |
| Hast du mich beschmissen wacker. |
| „So folgt jeder der Methode, |
| Dran er nun einmal gewöhnet, |
| Und anstatt dich drob zu schelten, |
| Sag' ich Dank dir, wohlversöhnet. |
| „Die Dreieinigkeitsdoktrin |
| Kann für unsre Leut' nicht passen, |
| Die mit Regula de tri |
| Sich von Jugend auf befassen. |
| „Daß in deinem Gotte drei, |
| Drei Personen sind enthalten, |
| Ist bescheiden noch, sechstausend |
| Götter gab es bei den Alten. |
| „Unbekannt ist mir der Gott, |
| Den ihr Christen pflegt zu nennen; |
| Seine Jungfer Mutter gleichfalls |
| Hab ich nicht die Ehr' zu kennen. |
| „Ich bedaure, daß er einst, |
| Vor etwa zwöfhundert Jahren, |
| Ein'ge Unannehmlichkeiten |
| Zu Jerusalem erfahren. |
| „Ob die Juden ihn getötet, |
| Das ist schwer jetzt zu erkunden, |
| Da ja das Corpus Delicti |
| Schon am dritten Tag verschwunden. |
| „Daß er ein Verwandter sei |
| Unsres Gottes, ist nicht minder |
| Zweifelhaft; so viel wir wissen |
| Hat der letztre keine Kinder. |
| „Unser Gott ist nicht gestorben |
| Als ein armes Lämmerschwänzchen |
| Für die Menschheit, ist kein süßes |
| Philanthröpchen, Fabelhänschen. |
| „Unser Gott ist nicht die Liebe; |
| Schnäbeln ist nicht seine Sache, |
| Denn er ist ein Donnergott |
| Und er ist ein Gott der Rache. |
| „Seines Zornes Blitze treffen |
| Unerbittlich jeden Sünder, |
| Und des Vaters Schulden büßen |
| Oft die späten Enkelkinder. |
| „Unser Gott, der ist lebendig |
| Und in seiner Himmelshalle |
| Existieret er drauf los |
| Durch die Ewigkeiten alle. |
| „Unser Gott, und der ist auch |
| Ein gesunder Gott, kein Mythos |
| Bleich und dünne wie Oblaten |
| Oder Schatten am Cocytos. |
| „Unser Gott ist stark. In Händen |
| Trägt er Sonne, Mond, Gestirne; |
| Throne brechen, Völker schwinden, |
| Wenn er runzelt seine Stirne. |
| „Und er ist ein großer Gott. |
| David singt: Ermessen ließe |
| Sich die Größe nicht, die Erde |
| Sei der Schemel seiner Füße. |
| „Unser Gott liebt die Musik, |
| Saitenspiel und Festgesänge; |
| Doch wie Ferkelgrunzen sind |
| Ihm zuwider Glockenklänge. |
| „Leviathan heißt der Fisch, |
| Welcher haust im Meeresgrunde; |
| Mit ihm spielet Gott der Herr |
| Alle Tage eine Stunde - |
| „Ausgenommen an dem neunten |
| Tag des Monats Ab, wo nämlich |
| Eingeäschert ward sein Tempel; |
| An dem Tag ist er zu grämlich. |
| „Des Leviathan Länge ist |
| Hundert Meilen, hat Floßfedern |
| Groß wie König Ok von Basan, |
| Und sein Schwanz ist wie ein Zedern. |
| „Doch sein Fleisch ist delikat, |
| Delikater als Schildkröten, |
| Und am Tag der Auferstehung |
| Wird der Herr zu Tische beten |
| „Alle frommen Auserwählten, |
| Die Gerechten und die Weisen - |
| Unsres Herrgotts Lieblingsfisch |
| Werden sie alsdann verspeisen, |
| „Teils mit weißer Knoblauchbrühe, |
| Teils auch braun in Wein gesotten, |
| Mit Gewürzen und Rosinen |
| Ungefähr wie Matelotten. |
| „In der weißen Knoblauchbrühe |
| Schwimmen kleine Schäbchen Rettich - |
| So bereitet, Frater Jose, |
| Mundet dir das Fischlein, wett' ich! |
| „Auch die braune ist so lecker, |
| Nämlich die Rosinensauce, |
| Sie wird himmlisch wohl behagen |
| Deinem Bäuchlein, Frater Jose. |
| „Was Gott kocht, ist gut gekocht! |
| Mönchlein, nimm jetzt meinen Rat an, |
| Opfre hin die alte Vorhaut |
| Und erquick dich am Leviathan.” |
| Also lockend sprach der Rabbi, |
| Lockend, ködernd, heimlich schmunzelnd, |
| Und die Juden schwangen schon |
| Ihre Messer wonnegrunzend, |
| Um als Sieger zu skalpieren |
| Die verfallenen Vorhäute, |
| Wahre spolia opima |
| In dem wunderlichen Streite. |
| nach oben |
| Doch die Mönche hielten fest |
| An dem väterlichen Glauben |
| Und an ihrer Vorhaut, ließen |
| Sich derselben nicht berauben. |
| Nach dem Juden sprach aufs neue |
| Der katholische Bekehrer; |
| Wieder schimpft er, jedes Wort |
| Ist ein Nachttopf, und kein leerer. |
| Darauf repliziert der Rabbi |
| Mit zurückgehaltnem Eifer; |
| Wie sein Herz auch überkocht, |
| Doch verschluckt er seinen Geifer. |
| Er beruft sich auf die Mischna, |
| Kommentare und Traktate; |
| Bringt auch aus dem Tausves=Jontof |
| Viel beweisende Zitate. |
| Aber welche Blasphemie |
| Mußt' er von dem Mönche hören! |
| Dieser sprach: der Tausves=Jontof |
| Möge sich zum Teufel scheren. |
| „Da hört alles auf, o Gott!” |
| Kreischt der Rabbi jetzt entsetzlich; |
| Und es reißt ihm die Geduld |
| Rappelköpfig wird er plötzlich. |
| „Gilt nichts mehr der Tausves=Jontof, |
| Was soll gelten? Zeter! Zeter! |
| Räche, Herr, die Missetat, |
| Strafe, Herr, den Übeltäter! |
| „Denn der Tausves=Jontof, Gott, |
| Das bist du! Und an dem frechen |
| Tausvesjontof=Leugner mußt du |
| Deines Namens Ehre rächen. |
| „Laß den Abgrund ihn verschlingen, |
| Wie des Korah böse Rotte, |
| Die sich wider dich empört |
| Durch Emeute und Komplotte. |
| „Donnre deinen besten Donner! |
| Strafe, o mein Herr, den Frevel! - |
| Hattest du doch zu Sodoma |
| Und Gomorrha Pech und Schwefel! |
| „Treffe, Herr, die Kapuziner, |
| Wie du Pharaon getroffen, |
| Der uns nachgesetzt, als wir |
| Wohlbepackt davon geloffen. |
| „Hunderttausend Ritter folgten |
| Diesem König von Mizrayim, |
| Stahlbepanzert, blanke Schwerter |
| In den schrecklichen Jadayim. |
| „Gott! da hast du ausgestreckt |
| Deine Jad, und samt dem Heere |
| Ward ertränkt, wie junge Katzen, |
| Pharao im Roten Meere. |
| „Treffe, Herr, die Kapuziner, |
| Zeige den infamen Schuften, |
| Daß die Blitze deines Zorns |
| Nicht verrauchten und verpufften. |
| „Deines Sieges Ruhm und Preis |
| Will ich singen dann und sagen, |
| Und dabei wie Mirjam tat, |
| Tanzen und die Pauke schlagen.” |
| nach oben |
| In die Rede grimmig fiel |
| Jetzt der Mönch dem Zornentflammten: |
| „Mag dich selbst der Herr verderben, |
| Dich Verfluchten und Verdammten! |
| „Trotzen kann ich deinen Teufeln, |
| Deinem schmutz'gen Fliegengotte, |
| Luzifer und Belzebube, |
| Belial und Astarothe. |
| „Trotzen kann ich deinen Geistern, |
| Deinen dunkeln Höllenpossen, |
| Denn in mir ist Jesus Christus, |
| Habe seinen Leib genossen. |
| „Christus ist mein Leibgericht, |
| Schmeckt viel besser als Leviathan |
| Mit der weißen Knoblauchsauce, |
| Die vielleicht gekocht der Satan. |
| „Ach! anstatt zu disputieren, |
| Lieber möcht' ich schmoren, braten |
| Auf dem wärmsten Scheiterhaufen |
| Dich und deine Kameraden.” |
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| Also tost in Schimpf und Ernst |
| Das Turnei für Gott und Glauben, |
| Doch die Kämpen ganz vergeblich |
| Kreischen, schelten, wüten, schnauben. |
| Schon zwölf Stunden währt der Kampf, |
| Dem kein End' ist abzuschauen; |
| Müde wirkt das Publikum |
| Und es schwitzen stark die Frauen. |
| Auch der Hof wird ungeduldig, |
| Manche Zofe gähnt ein wenig. |
| Zu der schönen Königin |
| Wendet fragend sich der König: |
| „Sagt mir, was ist Eure Meinung? |
| Wer hat recht von diesen beiden? |
| Wollt Ihr für den Rabbi euch |
| Oder für den Mönch entscheiden?” |
| Donna Blanka schaut ihn an, |
| Und wie sinnend ihre Hände |
| Mit verschränkten Fingern drückt sie |
| An die Stirn und spricht am Ende: |
| „Welcher Recht hat, weiß ich nicht - |
| Doch es will mich schier bedünken, |
| Daß der Rabbi und der Mönch, |
| Daß sie alle beide stinken.” |
| Heinrich Heine |
| aus «Sämtliche Werke, Bd.2»; S.40ff |
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| revid.201509 |
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