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| Gedichtsammlung |
| Chor der Tröster |
| Gärtner sind wir, blumenlos gewordene |
| Kein Heilkraut läßt sich pflanzen |
| Von Gestern nach Morgen. |
| Der Salbei hat abgeblüht in den Wiegen - |
| Rosmarin seinen Duft im Angesicht der neuen Toten verloren - |
| Selbst der Wermut war bitter nur für gestern. |
| Die Blüten des Trostes sind zu kurz entsprossen |
| Reichen nicht für die Qual einer Kinderträne. |
| Neuer Same wird vielleicht |
| Im Herzen eines nächtlichen Sängers gezogen. |
| Wer von uns darf trösten? |
| In der Tiefe des Hohlwegs |
| Zwischen Gestern und Morgen |
| Steht der Cherub |
| Mahlt mit seinen Flügeln die Blitze der Trauer |
| Seine Hände aber halten die Felsen auseinander |
| Von Gestern und Morgen |
| Wie die Ränder einer Wunde |
| Die offenbleiben soll |
| Die noch nicht heilen darf. |
| Nicht einschlafen lassen die Blitze der Trauer |
| Das Feld des Vergessens. |
| Wer von uns darf trösten? |
| Gärtner sind wir, blumenlos gewordene |
| Und stehn auf einem Stern, der strahlt |
| Und weinen. |
| Nelly Sachs |
| in „Chöre nach der Mitternacht” |
| aus «Das Leiden Israels»; S.104f |
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| revid.201503 |
| https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWged00091.htm |