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| Gedichtsammlung |
| Selige Sehnsucht |
| Sagt es niemand, nur den Weisen, |
| Weil die Menge gleich verhöhnet, |
| Das Lebendge will ich preisen |
| Das nach Flammentod sich sehnet. |
| In der Liebesnächte Kühlung, |
| Die dich zeugte, wo du zeugtest, |
| Überfällt dich fremde Fühlung |
| Wenn die stille Kerze leuchtet. |
| Nicht mehr bleibest du umfangen |
| In der Finsternis Beschattung, |
| Und dich reißet neu Verlangen |
| Auf zu höherer Begattung. |
| Keine Ferne macht dich schwierig, |
| Kommst geflogen und gebannt, |
| Und zuletzt, des Lichts begierig, |
| Bist du Schmetterling verbrannt. |
| Und solang du das nicht hast, |
| Dieses: Stirb und Werde! |
| Bist du nur ein trüber Gast |
| Auf der dunklen Erde. |
| Johann Wolfgang v.Goethe |
| aus «West-östlicher Divan» in «Werke Band 1»; S.248 |
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| revid.201503 |
| https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWged00089.htm |