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| Gedichtsammlung |
| Die Balinesenfrauen auf Lombok |
| Unerhört, |
| Auf Lombok hat man sich empört, |
| Auf der Insel Lombok die Balinesen |
| Sind mit Mynheer unzufrieden gewesen. |
| Und die Mynheers faßt ein Zürnen und Schaudern: |
| „Aus mit dem Brand, ohne Zögern und Zaudern!” |
| Und allerlei Volk, verkracht, verdorben, |
| Wird von Mynheer angeworben, |
| Allerlei Leute mit Mausergewehren |
| Sollen die Balinesen bekehren. |
| Vorwärts, ohne Sinn und Plan, |
| Aber auch planlos wird es getan: |
| Hinterlader arbeitete gut, |
| Und die Männer liegen in ihrem Blut. |
| Die Männer. Aber groß anzuschaun |
| Sind da noch sechzig stolze Fraun, |
| All eingeschlossen zu Wehr und Trutz |
| In eines Buddhatempels Schutz. |
| Reichgekleidet, goldgeschmückt, |
| Ihr jüngstes Kind an die Brust gedrückt, |
| Hochaufgericht't eine jede stand, |
| Den Feind im Auge, den Dolch in der Hand. |
| Die Kugeln durchschlagen Trepp' und Dach - |
| „Wozu hier noch warten, feig und schwach?” |
| Und die Türen auf und hinab ins Tal, |
| Hoch ihr Kind und hoch den Stahl |
| (am Griffe funkelt der Edelstein), |
| So stürzen sie sich in des Feindes Reihn. |
| Die Hälfte fällt tot, die Hälfte fällt wund, |
| Aber jede will sterben zu dieser Stund, |
| Und die letzten, in stolzer Todeslust, |
| Stoßen den Dolch sich in die Brust. |
| Mynheer derweilen, in seinem Kontor, |
| Malt sich christlich Kulturelles vor. |
| Theodor Fontane |
| aus «Fontanes Werke 1»; S.31f |
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| revid.201501 |
| https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWged00088.htm |