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Gedichtsammlung |
Die unmögliche Tatsache |
Palmström, etwas schon an Jahren, |
wird an einer Straßenbeuge |
und von einem Kraftfahrzeuge |
überfahren. |
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»Wie war« (spricht er, sich erhebend |
und entschlossen weiterlebend) |
»möglich, wie dies Unglück, ja -: |
daß es überhaupt geschah? |
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Ist die Staatskunst anzuklagen |
in bezug auf Kraftfahrwagen? |
Gab die Polizeivorschrift |
hier dem Fahrer freie Trift? |
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Oder war vielmehr verboten, |
hier Lebendige zu Toten |
umzuwandeln, - kurz und schlicht: |
durfte hier der Kutscher nicht -?« |
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Eingehüllt in feuchte Tücher, |
prüft er die Gesetzesbücher |
und ist alsobald im Klaren: |
Wagen durften dort nicht fahren! |
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Und er kommt zu dem Ergebnis: |
Nur ein Traum war das Erlebnis. |
Weil, so schließt er messerscharf, |
nicht sein kann, was nicht sein darf. |
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Christian Morgenstern |
aus «Christian
Morgenstern sechssprachig»; S.10 |
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revid.201312 |
https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWged00074.htm |