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| Gedichtsammlung |
| Schlußsonett |
| Wie, wenn man auch die Glocke nicht mehr ziehet, |
| Es lange dauert, bis sie ausgeklungen, |
| Wie, wer von einem Berge kam gesprungen, |
| Umsonst, den Lauf zu hemmen, sich bemühet, |
| Wie oft aus Bränden, welche längst verglühet, |
| Ein Flämmchen unversehens sich geschwungen |
| Und spät noch eine Blüthe vorgedrungen |
| Aus Ästen, die sonst völlig abgeblühet, |
| Wie den Gesang, den zu des Liebchens Preise |
| Der Schäfer angestimmt aus voller Seele, |
| Gedankenlose Halle weiter treiben, |
| So geht es mir mit der Sonettenweise. |
| Ob mirs an Zweck und an Gedanken fehle, |
| Muß ich zum Schlusse dies Sonett doch schreiben. |
| Ludwig Uhland |
| aus «Gedichte und Dramen - Erster Theil»; S.168 |
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| revid.201308 |
| https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWged00068.htm |