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| Gedichtsammlung |
| Zulaikha nennt Yusuf |
| Zulaikha, sieh, gab allem - von der Raute |
| bis hin zur Aloe - den Namen »Yusuf«. |
| In allen Namen barg sie seinen Namen - |
| Nur den Vertrauten tat sie dieses kund. |
| Und wenn sie sprach: »Das Wachs ward weich vom Feuer«, |
| so meinte sie: »Der Freund war lieb zu mir.« |
| Und wenn sie sprach: »Schaut, wie der Mond dort aufgeht!« |
| Und wenn sie sprach: »Grün ward der Weidenzweig.« |
| Und wenn sie sprach: »Wie doch die Blätter zittern!« |
| Und wenn sie sprach: »Wie schön die Raute brennt!« |
| Und wenn sie sprach: »Mit Rosen sprach der Sprosser!« |
| Und wenn sie sprach: »Der Fürst enthüllt Geheimes.« |
| Und wenn sie sprach: »Das Glück, wie herrlich strahlt es!« |
| Und wenn sie sprach: »Klopft mir den Teppich aus!« |
| Und wenn sie sprach: »Der Träger brachte Wasser.« |
| Und wenn sie sprach: »Die Sonne, seht, ging auf!« |
| Und wenn sie sprach: »Sie kochten gestern Speise«, |
| Und wenn sie sprach: »Gemüse ist jetzt gar!« |
| Und wenn sie sprach: »Es fehlt dem Brot am Salze!« |
| Und wenn sie sprach: »Der Himmel läuft verkehrt!« |
| Und wenn sie sprach: »Mir tut der Kopf so weh jetzt!« |
| Und wenn sie sprach: »Mein Kopfweh ist vorbei« - |
| Und wenn sie lobte, hieß es »Sein Umfangen«, |
| Und wenn sie tadelte, hieß »Trennung« es; |
| Und wenn sie hunderttausend Namen häufte - |
| sie meinte Yusuf, wollte Yusuf nur. |
| War hungrig sie und sagte seinen Namen, |
| so ward sie satt, berauscht von seinem Becher; |
| Pelzmantel war er ihr zur Zeit der Kälte - |
| das tut des Freundes Name in der Liebe! |
| Dschal ad-Din Rumi |
| aus «Mathnawi» |
| in «Meine Seele ist eine Frau»; S.115f |
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| revid.201207 |
| https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWged00059.htm |