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Gedichtsammlung |
Trotzdem der Himmel |
Trotzdem der Himmel ein Bleisarg wird |
und die Erde steinern auf dein Geheiß, |
beleibt und behauptet sich meine Seele |
mit furchtsam erworbenem Fleisch und Blut |
und seltsam verläßlichen Knochen, |
die in der Finsternis leuchten. |
Es geht schon längst ein Geheimnis um |
innerhalb meiner Verlassenheit |
und verstellt ihre neunerlei Lichter, |
bis fast keins mehr verrückt ist. |
Erleuchtet, freilich, bleibt immer nur |
der von dir errichtete Fegfeuerstand, |
dem Himmel und Hölle gleich fremd sind |
und wo Gott sich nie einmengt. |
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Und trotzdem weiß vielleicht Gott allein, |
wovon seither meine Seele lebt |
und wer zwischen Bleisarg und Felsen |
deiner Blume ins Licht hilft. |
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Christine Lavant |
aus «Der
Pfauenschrei»; S.123 |
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revid.201207 |
https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWged00058.htm |