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Gedichtsammlung |
Hymne |
Wenige wissen |
Das Geheimnis der Liebe, |
Fühlen Unersättlichkeit |
Und ewigen Durst. |
Des Abendmahls |
Göttliche Bedeutung |
Ist den irdischen Sinnen Rätsel; |
Aber wer jemals |
Von heißen, geliebten Lippen |
Atem des Lebens sog, |
Wem heilige Glut |
In zitternde Wellen das Herz schmolz, |
Wem das Auge aufging, |
Daß er des Himmels |
Unergründliche Tiefe maß, |
Wird essen von seinem Leibe |
Und trinken von seinem Blute |
Ewiglich. |
Wer hat des irdischen Leibes |
Hohen Sinn erraten? |
Wer kann sagen, |
Daß er das Blut versteht? |
Einst ist alles Leib, |
Ein Leib; |
In himmlischem Blute |
Schwimmt das selige Paar. - |
O! daß das Weltmeer |
Schon errötete |
Und in duftiges Fleisch |
Aufquölle der Fels! |
Nie endet das süße Mahl, |
Nie sättigt die Liebe sich. |
Nicht innig, nicht eigen genug |
Kann sie haben den Geliebten. |
Von immer zärteren Lippen |
Verwandelt, wird das Genossene |
Inniglicher und näher. |
Heißere Wollust |
Durchbebt die Seele. |
Durstiger und hungriger |
Wird das Herz: |
Und so währet der Liebe Genuß |
Von Ewigkeit zu Ewigkeit. |
Hätten die Nüchternen |
Einmal gekostet, |
Alles verließen sie |
Und setzten sich zu uns |
An den Tisch der Sehnsucht, |
Der nie leer wird. |
Sie erkannten der Liebe |
Unendliche Fülle |
Und priesen die Nahrung |
Von Leib und Blut. |
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Novalis |
aus den „Geistlichen Liedern” |
in «Gesammelte
Werke - Erster Band»; S.38ff |
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revid.201206 |
https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWged00048.htm |