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Gedichtsammlung
Burgunderwein
Mag Claudius dich tadeln,
Nur seinen Rheinwein adeln,
Der mir den Hals verengt;
Mag jeder Thuiskone
Verachten die Saone
Mit Trauben süßbehängt.
Will ich allein dich singen,
Für dich die Flügel schwingen
Vom hohen Helikon,
Wenn nur, der mich vergnüget,
Dein Becher nie versieget
Wie der des Oberon.
Wie leicht und wie so milde,
Von gallischem Gefilde
Entsprossen, gleitest du
In meine Liederkehle,
Und hauchest neue Seele
Mir Unmutsvollem zu.
Du machest mich nicht trunken,
Entflammst nur Schlummerfunken
In meiner Phantasie,
Als dein Gefährte gehet
Süßlächelnd Amor, wehet
Mir Lust zu spät und früh.
Die Sorgen treibt dein Lächeln,
Machst Worte süßer fächeln
Und gibst mir holde Ruh,
Machst meinen Leib gesunder;
Sieh, herrlicher Burgunder,
Dies alles wirkest du!
Novalis
aus «Gesammelte Werke - Erster Band»; S.66f
https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWged00046.htm