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Gedichtsammlung |
Hussens Kerker |
Es geht mit mir zu Ende, |
Mein Sach und Spruch ist schon |
Hoch über Menschenhände |
Gerückt vor Gottes Thron, |
Schon schwebt auf einer Wolke, |
Umringt von seinem Volke, |
Entgegen mir des Menschen Sohn. |
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Den Kerker will ich preisen, |
Der Kerker, der ist gut! |
Das Fensterkreuz von Eisen |
Blickt auf die frische Flut, |
Und zwischen seinen Stäben |
Seh' ich ein Segel schweben, |
Darob im Blau die Firne ruht. |
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Wie nah die Flut ich fühle, |
Als läg' ich drein versenkt, |
Mit wundersamer Kühle |
Wird mir der Leib getränkt - |
Auch seh' ich eine Traube |
Mit einem roten Laube, |
Die tief herab ins Fenster hängt. |
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Es ist die Zeit zu feiern! |
Es kommt die große Ruh'! |
Dort lenkt ein Zug von Reihern |
Dem ew'gen Lenze zu, |
Sie wissen Pfad und Stege, |
Sie kennen ihre Wege - |
Was, meine Seele, fürchtest du? |
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Conrad Ferdinand Meyer |
in „Männer” |
aus «Sämtliche
Werke Band 1»; S.242f |
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revid.201204 |
https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWged00021.htm |