 |
zur Übersicht |
Gedichtsammlung |
Völker der Erde |
Völker der Erde |
ihr, die ihr euch mit der Kraft der unbekannten |
Gestirne umwickelt wie Garnrollen, |
die ihr näht und wieder auftrennt das Genähte, |
die ihr in die Sprachverwirrung steigt |
wie in Bienenkörbe, |
um im Süßen zu stechen |
und gestochen zu werden - |
|
Völker der Erde, |
zerstöret nicht das Weltall der Worte, |
zerschneidet nicht mit den Messern des Hasses |
den Laut, der mit dem Atem zugleich geboren wurde. |
|
Völker der Erde, |
O daß nicht Einer Tod meine, wenn er Leben sagt
- |
und nicht Einer Blut, wenn er Wiege spricht - |
|
Völker der Erde, |
lasset die Worte an ihrer Quelle, |
denn sie sind es, die die Horizonte |
in die wahren Himmel rücken können |
und mit ihrer abgewandten Seite |
wie eine Maske dahinter die Nacht gähnt |
die Sterne gebären helfen - |
|
Nelly Sachs |
aus «Gedichte»;
S.47 |
zur Übersicht |
revid.201312 |
https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWged00007.htm |