Die |
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bietet hier eine poetische Studienhilfe an: |
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Eanas Land |
III |
DRITTER AUFTRITT |
Szene: Neben einem Heugestell vor einem gewellten Weizenfeld unterm hellen Nachmittagshimmel |
Vom Erdenheu |
= in kurzem, kobaltblauem Hosenrock und grobem, lössfarbenem Hemd |
1051} Gibst du mir noch eine Handvoll Heu? |
¯ gepflegt in dunkelroter Leinenhose und rohweissem Hemd, greift ins Heu und reicht ihm einen Blumenstrauss |
1052} Hier, nimm! Lang währt's freilich nicht mehr.(394) |
= erstaunt |
1053} Oh! - Aber ... nicht mehr lang? |
1054} ¯ Auch das Heu wird einmal verbraucht sein. |
1055} = Wos doch so goldig leucht'! |
¯ nachdenklich für sich |
1056} Schlierende
Schleier verhüllen dem menschlichen Blick jene Gegenwart diesem nicht tunlichen Glanzes, lassen dem Müdegeblendeten scheinen wie Gold, was zwar Feuer enthält, nur von kürzester Dauer. |
1057} = Was sagst du da? Lügt denn der goldene Schimmer? |
¯ sich ihm zuwendend |
1058} Gold
lügt nicht, auch nicht sein Schimmer im irdischen Schein. Wie auch? Leuchtet's ja sonnig vom Grunde des Bodens auf dem du stehst mit dem Haupt in den Sternenbereich, wo dir ewiges Feuer den Mut will entfachen. |
1059} = Ich bin doch mutig, bin doch hier! |
1060} ¯
Ja, du bist hier, doch der Mut deines Herzens ist jung und so kräftig, wie du ihn behende grad fasst im sonnengewärmten Vertrauen auf sicheren Stand, den die Hoffnung verleiht, dieser Aufschwung der Erde. |
1061} = Die Erde schwingt sich auf? |
1062} ¯
Hin schwingt sie, her schwingt sie gleich einem wirbelnden Kreisel, dabei schwingt sie sich manch ein Mal hoffnungsvoll auf. |
Von Sprechen und Denken |
= zutraulich |
1063} Weisst du, deine Sprache ist ein bisschen komisch. |
¯ auflachend |
1064} Wie bitte, Kind, komisch, ein bisschen? Das ist die Sprache meines Denkens! Die Rhythmen helfen mir, schwierige und weite Gedanken zu ordnen und auszudrücken. |
1065} = Aber wenn ichs dann nicht versteh? |
1066} ¯ Du meinst, ich möge einfacher sprechen? |
1067} = Wenn du willst, dass ich deine Worte versteh, musst du reden wie ich. |
1068} ¯ Muss ich, sieh an, wohl damit du dich beim Zuhören nicht anstrengen musst. |
1069} = Ich streng mich schon an. Du aber flieg mir nicht davon, du! |
¯ ins ferne Blau schauend |
1070} Du als ein Name, dem wir unlösbar verbunden, dessen Weisheit reicht in einem fort die Fülle Deines Willens offenbarend - das gibt Brot dem Kind und mir, bindet uns dabei in Schuld, einander zu ertragen, lässt uns versucht sein um der Freiheit willen und löst uns wieder aus dem so geformten Übel, ist Dein ja Sonnenglanz aus Licht und Wärme und meiner Stimme Sang vom Erdensaum. |
lächelnd sich ihm zuwendend |
1071} Verstehst du meine Worte? |
1072} = Du hast vom Brot gesprochen und von irgendeinem Übel. |
1073} ¯
Du verstehst, wie du sie denkst, die Welt - ein jedes ist auf seinen Platz gestellt.(395) |
1074} = Wie denk ich denn? |
1075} ¯ Wie? Jeder menschliche Gedanke gleicht einem Vogel. Du kannst ihn einzeln denken oder massenhaft. Der kleine Star zum Beispiel mit seinem grau gesprenkelten Gefieder, gelben Schnabel, roten Krallen, er hockt und pickt am Vogelhäuschen, fliegt plötzlich aufgeschreckt davon. Zu seiner Zeit jedoch im Herbst versammelt er sich mit unüberschaubar vielen seiner Art zu einem grossen Schwarm, der schwungvoll Bilder in den blassen Himmel zeichnet, ganz so wie wenn Gedanken flimmern. Was sagt dir das? |
1076} = Schön ist das und so lustig! |
1077} ¯ Schön und lustig also? Was für ein Unterschied in beiden Erscheinungen, obschon sie von derselben Art hervorgebracht werden! Oder sieh: zwei schwarze Rabenvögel, die krächzend über'n Himmel ziehn, im Gegensatz zum Schlafbaum voller schwatzhaft rauher Krähen, quälenden Einfällen ähnlich; ein rotbauchiges Gimpelmänchen, das wie ein kleiner Punkt im Astwerk sitzt, ein Rufzeichen vielleicht; eine Schleiereule, die hellsichtig im Dunkel streift; drei Adler deutlich im Azur, gefrackte Pinguine auf dem Eis, die einen fliegen, andren schwimmen vor ihrem jeweiligen Hintergrund; und dann noch Strauss und Kiwi, die beide nicht vom festen Boden fort vermögen - vielgestaltig denkt sich's allerweise. |
1078} = Und wenn sich nichts in mir denkt? |
1079} ¯ Dann irrlichtern Ideen wie Mücken umher, die du nicht fassen kannst. |
1080} = Naja, aber ich kann mir doch vorstellen, was mich freut. |
1081} ¯ Was wäre das etwa? |
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Von Gerechtigkeit und Frieden |
1082} = Zum Beispiel reich sein. Das wär doch eine gute Sache. |
1083} ¯ Was wäre denn gut daran? |
1084} = Wenn ich reich wär, dann würd'ich Armen helfen, damit das ungerecht verteilte Gut ausgeglichen wird. |
¯ behutsam kopfschüttelnd |
1085} Würdest also die eine Ungerechtigkeit, die dir ins Auge sticht, beheben und dabei eine andre begehen. Wirst dem einen gerecht, andren dafür ungerecht. |
1086} = Wie denn, gibt's gar keine Gerechtigkeit? |
1087} ¯ Nicht für alle jederzeit. Und immer wieder wirst du, werd'ich auf sie verzichten müssen. |
1088} = Verzichten? Warum denn? |
1089} ¯ Um des Friedens willen, Kind. Denn Friede löst das Ringen um Gerechtigkeit; löst alles Ringen um und für was immer. Im Frieden kommt ein jedes heim. |
1090} = Wohin? Zu wem? |
1091} ¯ Dahin, von wo wir ausgegangen, zu dem, das uns entsandt. |
1092} = Was wär das? Wer? Woher? |
¯ mit den Armen nachbildend |
1093} Ist
es Wesen, ist es Sein oder alles dessen Schein? Was ist das Nichts, in dem das All zu finden wär'!(396) Und ist das All nicht aus der Einfalt Quelle von Atemzug zu Atemwelle in die Vielfalt durchgedrungen? Ein Willensstrahlenkranz, der fällt und steigt zugleich: das bist doch du, darin ein Dunkles sich zu heller Bildung ringt! |
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