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Zitatensammlung
Teil 1
Zitat von Rudolf STEINER zu
INTELLIGENZ und FREIHEIT
1 [...] der Ablauf des sogenannten finsteren Zeitalters mit dem Ende des 19. und dem Beginn des 20. Jahrhunderts.[a] Ein lichtes Zeitalter gegenüber dem finsteren Zeitalter hat begonnen. Wir wissen ja, daß dieses finstere Zeitalter eingemündet ist in diejenige menschliche Seelenverfassung, welche die geistigen Augen der Menschen verschließt gegenüber der übersinnlichen Welt. Wir wissen, daß es in alten Zeiten der Menschheitsentwickelung ein allgemeiner Zustand des Menschen war, wenn auch traumhaft, wenn auch mehr oder weniger instinktiv, so doch hineinzuschauen in die geistige Welt. Zu zweifeln an der Wirklichkeit der geistigen Welt, das war in älteren Zeiten der Menschheitsentwickelung ganz unmöglich. Hätte dieser Zustand aber fortgedauert, hätte die Menschheit weitergelebt in diesem instinktiven Hineinschauen in die geistige Welt, so würde dasjenige in der Menschheitsentwickelung nicht heraufgekommen sein, was man Intelligenz des einzelnen Menschen nennen kann, die Handhabung des Verstandes, der Vernunft durch den individuellen, durch den persönlichen Menschen. Und damit ist ja verknüpft, was den Menschen zur Freiheit seines Willens führt. Das eine ist nicht ohne das andere denkbar.
2 In jenem dumpfen, instinktiven Zustand des Miterlebens der geistigen Welt, wie er einmal vorhanden war, kann der Mensch nicht zur Freiheit gelangen. Er kann auch nicht zu jenem selbständigen Denken gelangen, das man den Gebrauch der Intelligenz durch das einzelne menschliche Individuum nennen kann.
3 Beides mußte einmal kommen: der freie persönliche Gebrauch der Intelligenz, die Freiheit des menschlichen Willens. Deshalb mußte sich für das menschliche Bewußtsein der ursprüngliche, instinktive Einblick in die geistige Welt verfinstern. Das ist alles vollzogen, wenn auch nicht ganz klar für jeden einzelnen Menschen, so doch für die Menschheit im allgemeinen; so daß mit dem Ablauf des 19. Jahrhunderts dieses finstere Zeitalter, das die geistige Welt verfinstert, dafür aber den Gebrauch der Intelligenz und des freien Willens eröffnet, nun abgelaufen ist. Wir treten in ein Zeitalter ein, in dem an den Menschen wieder herandringen soll auf den Wegen, auf denen das möglich ist, die wirkliche geistige Welt.
4 Gewiß, man kann sagen: dieses Zeitalter hat nicht in sehr lichtvoller Art begonnen. Es ist so, als ob gerade die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts alles Schlimme über die Menschheit gebracht hätten, was diese Menschheit jemals im Geschichtsverlaufe erlebt hat. Aber das hindert wiederum nicht, daß im allgemeinen die Möglichkeit in die Menschheitsentwickelung eingetreten ist, in das Licht des geistigen Lebens einzudringen. Und es ist nur so, daß die Menschen eben einfach, ich möchte sagen, wie durch Trägheit fortbehalten haben die Gewohnheiten des finsteren Zeitalters, daß diese in das 20. Jahrhundert hereinragen und daß sie, weil es ja lichtvoll werden könnte um die Wahrheit, schlimmer sich ausnehmen, als sie vorher, wo sie berechtigt waren, im finsteren Zeitalter, im Kali Yuga, sich ausgenommen haben.
Dornach, 28.Jul.1924 ☽ (aus «GA 237»); S.103f
a] siehe Mbl.28
https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWzit123700103.htm