zum IMPRESSUM
Zitatensammlung
Teil 1
Zitat von Rudolf STEINER zu
SCHLAF- und NACHTODLICHEM ERLEBEN
1 Nun möchte ich von einem gewissen Gesichtspunkt aus ein geistesforscherisches Ergebnis heute besprechen, das ich noch nicht von diesem Gesichtspunkt aus hier besprochen habe. Wenn man, nachdem man gewisse innere, also geistige Beobachtungskräfte sich erschlossen hat, das seelische Erleben des Menschen beobachtet, wie er zwischen Einschlafen und Aufwachen in der geistigen Welt ist, wenn man da den schlafenden Menschen als Seele beobachtet, wie er außerhalb seines physischen Leibes ist - man lernt mancherlei kennen, aber man muß von einem gewissen Gesichtspunkt aus hinschauen lernen, wenn man gerade etwas erfassen will -, dann merkt man, daß der Mensch im Schlaf in seiner Seele eigentlich fortwährend tätig ist, viel tätiger als während des Wachens. Während des Wachens bedient sich der Mensch dessen, was sein Leib an Tätigkeit entwickelt, und in das versetzt er sich hinein als Seele, darin lebt er. Im Schlaf dagegen lebt er in seiner eigenen Tätigkeit. Und wenn man dies verfolgt, so findet man, daß der Mensch im Schlaf auf andere Art noch einmal das durchlebt, was er in der physischen Welt vom Aufwachen bis zum Einschlafen durchlebt hat. Nehmen wir an, ich habe irgend etwas getan, habe dieses oder jenes gelesen: im Schlaf erlebe ich das ganze Lesen wieder, ich gehe alles wieder durch. Wir haben nur heute noch kein solches Bewußtsein im normalen Leben, daß dieses auch Ich-bewußt wird, aber deshalb spielt es sich dennoch in der Seele ab, zwar nur dumpf, aber es geht dahin, daß die Seele eigentlich nun dasjenige tätig verarbeitet, was sie am Tag erlebt hat. Umgestaltet werden die Gedanken so, wie sie uns fruchtbar werden können in der Seele. Wir verarbeiten als Lebensfrüchte das, was wir am Tag uns erarbeitet haben. Immer tätig die Lebensfrüchte, die Lebensergebnisse uns einarbeiten: das ist dasjenige,was wir während des Schlafes tun.
2 Dann kann der Geistesforscher etwas entdecken. Wenn er dieses Schlaferlebnis, das der Mensch hier hat, vergleicht mit den Erlebnissen, die der Mensch nun in den Jahren oder Jahrzehnten hat, nachdem er durch die Todespforte geschritten ist und so rückwärts sein Leben durchwandert, da ist es interessant, daß der Mensch sein Leben so durchwandert, daß er eigentlich die Nächte durchlebt, nicht die Tage. Wie er in jeder Nacht zurückgeblickt hat auf den Tag, das erlebt er jetzt in der Seelenwelt. Es ist dasselbe, was man im wachen Bewußtsein erlebt hat, aber vom Schlaf aus gesehen. Das erleben wir so, daß es sehr merkwürdig ist. Man denkt ja darüber meistens nicht nach, aber eigentlich erstreckt sich unsere Erinnerung hier im physischen Leben nur über die Tageserlebnisse. Wir erinnern uns an das, was wir im Wachbewußtsein haben. Jetzt, nach dem Tode, erinnern wir uns gerade an das, was wir in den Nächten wiedererlebt haben, was wir im Erdenleben durchgemacht hatten. Da tritt die bewußte Erinnerung an die Nachterlebnisse auf. Das habe ich früher nicht so deutlich ausgesprochen, einfach deshalb nicht, weil ich es nicht gewußt habe. Solche Dinge ergeben sich einem in einem aufeinanderfolgenden Geistesforschen.
3 Aber eines tritt uns da zutage, was wichtig ist, wichtig für das Bewußtsein, das wir in uns erzeugen sollen in unserem gemeinschaftlichen Arbeiten in den Zweigen. Ich habe früher - Sie können das nachlesen - von einem anderen Gesichtspunkt aus aufmerksam gemacht auf die Tatsache, daß das Leben im Seelenlande ungefähr ein Drittel der Zeit beträgt, die man durchlebt hat zwischen der Geburt und dem Tode. Es sind Gründe dafür angegeben in den Büchern. Aber diese Gründe sind von einem anderen Gesichtspunkte aus angegeben, als der ist, den ich jetzt angebe. Man durchlebt das Leben der Nächte. Wie lange schläft man denn eigentlich normalerweise? Man verschläft ein Drittel seines Lebens. Es stimmt ungefähr, daß man ein Drittel seines Lebens schläft. Indem man nun nach dem Tode die Nächte durchschreitet, dauert das ein Drittel des Erdenlebens. Das hängt zusammen mit dem Durchschreiten der Nächte. Das ist ungeheuer interessant und wichtig. Denn noch aus ganz anderen Gründen heraus wurde das bisher angegeben. Ich habe das wieder verzeichnet zum Beispiel in der «Geheimwissenschaft im Umriß»: ein Drittel des Erdenlebens dauert das nochmalige Durchleben desselben nach dem Tode, das Kamalokaleben. Jetzt, von einem ganz anderen Gesichtspunkte aus, an den früher gar nicht gedacht wurde, stellt sich wieder heraus: Dieses Kamalokaleben ist ein Drittel des Erdenlebens -, von dem Gesichtspunkte aus, daß man die Nächte durchlebt. Sehen Sie, das sind solche Dinge, die, wenn sie immer wieder und wiederum auftreten, so ungeheuer tragend und kräftigend als beweisende Kräfte sind für das, was die Geisteswissenschaft dem Menschen geben kann. Man sucht eine Wahrheit von einem gewissen Ausgangspunkte aus, kommt dazu: Das Kamalokaleben dauert ein Drittel des Erdenlebens. - Dann findet man von einem ganz anderen Gesichtspunkte aus dasselbe Ergebnis. Diese Ergebnisse stützen sich. Das tritt uns immer wieder entgegen, und das gibt eben jene Sicherheit, die auch dem wird, der noch nicht selber forschen kann. [...]
München, 29.Nov.1915 ☽ (aus «GA 174a»; S.94ff)
https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWzit117410094.htm