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Zitatensammlung
Teil 1
Zitat von Rudolf STEINER zu
HILLEL
1a [...] Dennoch hatte man von dem alten Hillel [הלל] gesagt: die Thora, die Summe der ältesten, bedeutsamsten Gesetze des Judentums, ist verschwunden und Hillel hat sie wiederum hergestellt. - Wie ein Erneuerer der ursprünglichen Judenweisheit erschien Hillel für diejenigen seiner Zeitgenossen, die ihn verstanden. Er war ein Lehrer, der auch herumwandelte wie ein wahrer Weisheitslehrer. Sanftmut war sein Grundcharakter, eine Art Messias war er. Das alles erzählt selbst der Talmud, und es läßt sich nachprüfen durch äußere Gelehrsamkeit. Die Leute waren des Lobes voll über Hillel und erzählten viel Gutes von ihm. [...]
1b Hillel wird als ein sanfter, milder Charakter geschildert, der Ungeheueres durch Milde und Liebe wirkte. Eine Erzählung hat sich erhalten, die besonders bedeutsam ist, um zu zeigen, wie Hillel der Mann der Geduld und Sanftmut war, der jedem entgegenkam. Zwei Menschen wetteten einstmals um die Möglichkeit, Hillel zum Zorn zu reizen, denn bekannt war, daß Hillel überhaupt nicht in Zorn geraten könne. Da wetteten nun zwei Männer, von denen der eine sagte: Ich will alles tun, um Hillel dennoch in Zorn zu bringen. - Er wollte dann seine Wette gewonnen haben. Als für Hillel die Zeit gerade am allerbesetztesten war, als er am meisten zu tun hatte mit der Vorbereitung für den Sabbat, wo ein solcher Mann am wenigsten gestört werden kann, da klopfte jener Mann, der die Wette eingegangen war, an die Türe Hillels und sagte nicht etwa in einem höflichen Ton oder mit irgendeiner Anrede - und Hillel war der Vorsitzende der obersten geistlichen Behörde, der gewohnt war, höflich angeredet zu werden -, sondern der Mann rief bloß: Hillel, komm heraus, komm schnell heraus! - Hillel warf sich seinen Mantel um und kam heraus. Der Mann sagte in scharfem Tone, wiederum ohne die geringste Höflichkeit: Hillel, ich habe dich etwas zu fragen. - Und gütig antwortete Hillel: Mein Lieber, was hast du denn zu fragen? - Ich habe dich zu fragen, warum die Babylonier so dünne Köpfe haben? - Da sagte Hillel mit dem sanftesten Tone: Nun, mein Lieber, die Babylonier haben so dünne Köpfe, weil sie so ungeschickte Hebammen haben. - Da ging der Mann fort und dachte, diesmal war Hillel sanftmütig geblieben. Hillel setzte sich wiederum an seine Arbeit. Nach ein paar Minuten kam der Mann zurück und rief wiederum barsch Hillel mitten aus seiner Arbeit heraus: Hillel, komm heraus, ich habe dich etwas Wichtiges zu fragen! - Hillel warf sich wieder seinen Mantel um, kam heraus und sprach: Nun, mein Lieber, was hast du wieder zu fragen? - Ich habe dich zu fragen, warum die Araber so kleine Augen haben? - Sanftmütig sagte Hillel: Weil die Wüste so groß ist, das macht die Augen klein, die Augen werden klein beim Betrachten der großen Wüste, deshalb haben die Araber so kleine Augen. - Wieder war Hillel sanftmütig geblieben. Da war der Mann recht ängstlich um seine Wette, und er kam wiederum und rief zum dritten Male in barschem Tone: Hillel, komm heraus, ich habe dich etwas Wichtiges zu fragen! - Hillel legte seinen Mantel um, kam heraus und fragte mit immer gleicher Sanftmut: Nun, mein Lieber, was hast du mich nun zu fragen? - Ich habe dich zu fragen, warum haben die Ägypter so platte Füße? - Weil die Gegenden da so sumpfig sind, deshalb haben die Ägypter so platte Füße. - Und ruhig und gelassen ging Hillel wieder an seine Arbeit. Nach ein paar Minuten kam der Mann wieder und erzählte Hillel, er wolle ihn jetzt nichts fragen; er habe eine Wette gemacht, daß er ihn in Zorn bringen wolle, aber er wüßte nicht, wie er ihn in Zorn bringen könnte. Da sagte Hillel sanftmütig: Mein Lieber, es ist besser, daß du deine Wette verlierst, als daß Hillel in Zorn gerate!
Kristiania, 6.Okt.1913 ☽ (aus «GA 148»; S.77ff)
Ergänzung
2 Seinen Aussagen nach lässt sich die Tora in einer „Goldenen Regel” zusammenfassen. Die Frage nach dem „Klal” (hebräisch כלל ,Grundnorm'), nach dem einen Gebot, in dem die ganze Tora enthalten ist, war eine beliebte Frage unter rabbinischen Gelehrten. Laut dem babylonischen Talmud stellte ein Nichtjude eine solche Frage an Hillel: Wenn du mir die Lehre des Judentums vermitteln kannst, solange ich auf einem Bein stehe, werde ich konvertieren. Die Szene ist auf der großen Menora vor der Knesset in Jerusalem im Relief dargestellt. Hillel antwortete:
„Was dir nicht lieb ist, das tue auch deinem Nächsten nicht; das ist die ganze Gesetzeslehre, alles Andere ist nur die Erläuterung, gehe und lerne sie.”
– HILLEL: Der Babylonische Talmud, Schabbat 31a
aus WIKIPEDIA
https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWzit114800077.htm