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Zitatensammlung
Teil 1
oser la rose
Zitat von Rudolf STEINER zu
LUZIFER, CHRISTUS und ROSENKREUZERTUM
1 [...] Aber die Sache ist so, daß zuerst für den schauenden Menschen wieder die luziferische Welt auftaucht, nachdem eine Zeitlang das Christus-Prinzip die Seele durchchristet hat. Hat der Christus eine Weile in der Seele gewirkt, dann wird diese Seele dadurch, daß sie von der Christus-Substanz durchdrungen wird, durch ihre Christianisierung reif, wiederum hineinzudringen in das Reich der luziferischen Wesenheiten. Zuerst konnten das die Eingeweihten des Rosenkreuzes. Sie haben sich bemüht, den Christus in solcher Gestalt zu begreifen und zu schauen, daß er als mystischer Christus auch in ihre Seele eingedrungen ist, daß er in ihnen lebt, daß sie sozusagen stark sind durch diese Christus-Substanz in ihrem eigenen Innern, und daß Wehr und Waffe gegen alle Anfechtungen diese Christus-Substanz in ihnen ist. So wird diese Christus-Substanz in ihnen zu einem neuen Licht, das sie jetzt innerlich durchleuchtet, zu einem innerlichen astralischen Licht. Historisches Erleben des Christus in seiner Wahrheit durchleuchtet unsere Seelenerlebnisse so, daß wir fähig werden, nunmehr wiederum hineinzudringen in das luziferische Reich. Zuerst konnten das die Eingeweihten des Rosenkreuzes, und nach und nach werden diese Eingeweihten des Rosenkreuzes heraustragen das, was sie erleben können über das luziferische Prinzip, und werden jene große geistige Ehe über die Welt ausgießen, die darin besteht, daß der Christus, der sich als Substanz hineinergossen hat in die menschliche Seele, nunmehr begriffen wird mit denjenigen geistigen Fähigkeiten, die heranreifen durch das Einströmen des luziferischen Prinzips in einer neuen Weise in den Geist der einzelnen Menschen.
2 Betrachten wir zunächst einen Eingeweihten des Rosenkreuzes. Ein solcher Eingeweihter, der bereitet sich zunächst dadurch vor, daß er in seiner Seele Gefühle, Empfindungen, Gedanken hinlenkt zu der großen Zentralgestalt des Christus, daß er zunächst zum Beispiel das Johannes-Evangelium auf sich wirken läßt; jene monumentale, ungeheuer bedeutsame Gestalt, die uns von dem Christus im Johannes-Evangelium geschildert wird, auf seine Seele wirken läßt und sich dadurch veredelt und läutert. Denn es wird wirklich alles anders in unserer Seele, wenn diese hinblickt mit aller Verehrung auf die Gestalt, die das Johannes-Evangelium schildert. Wenn wir das in uns aufnehmen, was ausströmt von der Gestalt, die dieses Johannes-Evangelium schildert, dann wird unsere Seele durchchristet, dann lebt in uns der mystische Christus auf. Und wenn wir das durch andere Dokumente der christlichen Erziehung weiter beleben, so wird immer mehr und mehr unsere Seele durchströmt von der geistigen Substanz des Christus, läutert sich und reinigt sich in der Verchristianisierung hinauf in höhere Welten. Dadurch wird vorzugsweise unser Gemüt geläutert und gereinigt. Man lernt entweder in einer so universellen Weise empfinden den Christus, wie der Meister Eckart und Tauler es getan haben, oder man lernt ihn in einer so zarten Weise erleben wie Suso oder andere; man fühlt sich eins mit dem, was hereingeströmt ist aus den großen Himmelswelten durch das Christus-Ereignis auf unsere Erde. Dann macht man sich dadurch reif, als Eingeweihter des Rosenkreuzes schauend eingeführt zu werden in jene Welten, die in den alten Zeiten die dionysischen, die jetzt die luziferischen Welten genannt werden konnten. Was haben diese Einführungen in die luziferischen Welten für den heutigen Eingeweihten des Rosenkreuzes für eine Wirkung? Wird das Gemüt warm und von Enthusiasmus erfüllt für das Göttliche, wenn es verchristet wird, so werden auf der anderen Seite unsere anderen geistigen Fähigkeiten, durch welche wir die Welt verstehen und begreifen, erfassen und einsehen, durchleuchtet, durchströmt und durchkraftet von dem luziferischen Prinzip. So steigt der Eingeweihte des Rosenkreuzes zu dem luziferischen Prinzipe aufwärts. Indem er das tut, werden durch die Einweihung seine geistigen Fähigkeiten geschärft, ausgearbeitet, so daß er den Christus nicht nur mystisch in seiner Seele fühlen kann, sondern daß er ihn beschreiben kann, daß er erzählen kann, wie er ist, daß er ihn in Gedankenbilder, in geistige Bilder fassen kann, daß er in ihm nicht nur dunkel gefühlt und erlebt wird, sondern wie eine Gestalt der äußeren Welt, der äußeren Sinneswelt in konkreten Konturen vor ihm steht. Den Christus zu erleben als Seelensubstanz ist möglich dadurch, daß der Mensch den Blick hinlenkt auf die Christus-Gestalt, wie sie ihm aus den Evangelien entgegentritt. Den Christus beschreiben, verstehen, so wie man die anderen Erscheinungen und Erlebnisse der Welt versteht, und dadurch erst seine Größe, seine Bedeutung für die Welt, seine Ursächlichkeit für das Weltgeschehen einzusehen, ist nur möglich, wenn der christlich-mystische Eingeweihte weiter aufsteigt zur Erkenntnis der luziferischen Reiche. Luzifer gibt uns also innerhalb des Rosenkreuzes die Fähigkeit den Christus erst zu schildern, zu verstehen*.

* Man kann sich denken, wie böser Wille oder Unverständnis nach dem gewöhnlichen Gebrauch des Wortes Luzifer (Lichtträger) das Dargestellte verleumdet; das kann nicht abhalten von dieser Darstellung. Wer unter Luzifer versteht, was hier gemeint ist, muß anders sehen.
München, 28.Aug.1909 ♄ (aus «GA 113»; S.122ff)
https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWzit111300122.htm