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Zitatensammlung
Teil 1
Zitat von Rudolf STEINER zu
DEN SIEBEN EINWEIHUNGSGRADEN
1a Man unterschied zum Beispiel in einer gewissen Form morgenländischer Einweihung sieben Grade der Einweihung, und diese sieben Grade der Einweihung benannte man mit allerlei symbolischen Namen. Der erste Grad war der Grad des «Raben», der zweite der des «Okkulten», der dritte der des «Streiters», der vierte der des «Löwen». Der fünfte Grad wird nun bei den verschiedenen Völkern, die noch eine Art von Blutzusammengehörigkleit fühlten als den Ausdruck ihrer Gruppenseele, bezeichnet mit dem Namen des Volkes; also bei den Persern zum Beispiel wird ein im fünften Grade Eingeweihter erst im okkulten Sinne ein «Perser» genannt. Wenn wir uns klarmachen, was diese Namen bedeuten, wird uns die Berechtigung dieser Benennungen bald erscheinen.
1b Ein im ersten Grade Eingeweihter ist derjenige, der die Vermittlung zwischen dem okkulten und dem äußeren Leben bildet, der hin und her gesandt wird. Auf der ersten Stufe hat sich der Mensch noch mit voller Hingebung dem äußeren Leben zu widmen, aber das, was er erkundet, hat er hinzutragen in die Einweihungsstätten. Von «Raben» spricht man also da, wo Worte von außen nach innen irgend etwas zu vermitteln haben. Erinnern sie sich an die Raben des Elias oder an die Raben des Wotan, selbst noch an die Raben in der Barbarossa-Sage, wo sie erkunden sollen, ob es schon Zeit ist, herauszukommen. Der im zweiten Grade Eingeweihte stand schon voll im okkulten Leben. Einer, der im dritten Grade war, durfte für das Okkulte eintreten; der Grad des «Streiters» bedeutet nicht einen Menschen, der da streitet, sondern einen, der für die okkulten Lehren eintreten darf, für das, was das okkulte Leben zu geben vermag. Derjenige, der ein «Löwe» ist, ist ein solcher, der das okkulte Leben in sich verwirklicht; so daß er nicht bloß mit Worten für das Okkulte eintreten darf, sondern auch mit Taten, das heißt mit einer Art magischer Taten. Der sechste Grad ist der Grad des «Sonnenhelden», und der siebente Grad ist der Grad des «Vaters».
Hamburg, 23.Mai 1908 ♄ (aus «GA 103»; S.85f)
Ergänzung
2 Die Stufen der inneren Entwicklung nannte Kühlewind [...] die »Stufen der Leerheiten«¹³³. Eine seelisch-geistige Funktion ist umso »höher«, je leerer, je reiner, je offener sie ist. Wenn mein Denken voll ist von - teilweise zwanghaften - Assoziationen, dann ist diese Fähigkeit nicht besonders hoch entwickelt, weil sie mir kaum frei zur Verfügung steht. Wenn ich das konzentrierte Denken erlerne und mein Denken zumindest für die Zeit der Übung von Alltagsinhalten reinige, »leer mache«, dann steigert sich diese Fähigkeit. Ich werde »leer« von alltäglichen Gedanken, mein Denken erlangt zunehmend den Charakter eines fühlenden Erkennens. Wenn ich mich sogar von diesen nicht-alltäglichen Gefühlen »leer mache«, steigt das Bewusstsein noch höher, zu einer Hierarchie der Ebenen der Leere, die man »erkennendes Wollen« nennen könnte. Die Hierarchie der höheren Wesen können wir auch so verstehen: Je höher ein Wesen steht, umso offener, größer und »leerer« ist es. Meister Eckhart drückt das irgendwo so aus: Je höher ein Wesen steht, umso weniger Begriffe hat es. Der Mensch hat sehr viele Begriffe. Die Engel haben schon viel weniger, diese sind aber viel umfassender, lebendiger. Und so geht es weiter hinauf. Letztlich hat Gott nur einen einzigen »Begriff« - der alles umfasst.

133 G.Kühlewind: Melodie und Stille - Kunst, Kontinuität und das leere Bewusstsein, S. 67. Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2009.
Laszlo Böszörmenyi
aus «Georg Kühlewind»; S.168f
https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWzit110300085.htm