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Zitatensammlung
Teil 1
Zitat von Rudolf STEINER zu
ZEIT und DAUER
1a Mit dem Erscheinen der Saturnwärme tritt also unsere Entwickelung aus dem Innenleben, aus der reinen Geistigkeit zuerst in ein äußerlich sich offenbarendes Dasein. Besonders schwierig wird es dem Gegenwartsbewußtsein wohl, sich damit abzufinden, wenn auch noch gesagt werden muß, daß mit dem Saturnwärmezustand auch zuerst dasjenige auftritt, was man die «Zeit» nennt Die vorhergehenden Zustände sind nämlich gar nicht zeitlich. Sie gehören derjenigen Region an, die man in der Geisteswissenschaft die «Dauer» nennen kann. Deshalb muß auch alles, was in dieser Schrift über solche Zustände in der «Region der Dauer» gesagt ist, so verstanden werden, daß Ausdrücke, die sich auf zeitliche Verhältnisse beziehen, nur zum Vergleiche und zur Verständigung gebraucht werden. Für die menschliche Sprache kann, was der «Zeit» gewissermaßen vorangeht, auch nur mit Ausdrücken charakterisiert werden, welche die Zeitvorstellung enthalten. Muß man sich doch auch bewußt sein, daß, obgleich der erste, zweite und dritte Saturnzustand sich gar nicht «nacheinander» im gegenwärtigen Sinne abspielten, man doch nicht umhin kann, sie nacheinander zu schildern. Auch hängen sie ja trotz ihrer «Dauer» oder Gleichzeitigkeit so voneinander ab, daß sich diese Abhängigkeit mit einer zeitlichen Abfolge vergleichen läßt.
1b Mit diesem Hinweis auf die ersten Entwickelungszustände des Saturn wird auch ein Licht geworfen auf alles weitere Fragen nach einem «Woher» dieser Zustände. Rein verstandesmäßig ist es natürlich durchaus möglich, jedem Ursprunge gegenüber wieder nach einem «Ursprung dieses Ursprunges» zu fragen. Allein den Tatsachen gegenüber geht dieses nicht an. Man braucht sich das nur an einem Vergleich zu vergegenwärtigen. Wenn man irgendwo auf einem Wege eingegrabene Spuren findet, so kann man fragen: Woher rühren sie? Man mag als Antwort erhalten: von einem Wagen. Da kann weiter gefragt werden: Wo kam der Wagen her, wohin fuhr er? Eine auf Tatsachen gegründete Antwort ist wieder möglich. Man kann dann noch fragen: wer saß im Wagen? was hatte die Persönlichkeit, die ihn benützte, für Absichten, was tat sie? Endlich wird man aber an einen Punkt kommen, an dem das Fragen durch die Tatsachen ein naturgemäßes Ende findet Wer dann noch weiter fragt, kommt von der Absicht der ursprünglichen Fragestellung ab. Er setzt gewissermaßen nur schablonenmäßig das Fragen fort. Man merkt bei solchen Dingen, wie hier eines zum Vergleich angeführt ist, leicht, wo die Tatsachen das Ende des Fragens bedingen. Den großen Weltfragen gegenüber ist man sich nicht so leicht klar darüber. Bei wirklich genauem Zusehen wird man aber doch merken, daß alles Fragen nach dem «Woher» endigen muß bei den oben geschilderten Saturnzuständen. Denn man ist auf ein Gebiet gekommen, wo die Wesen und Vorgänge nicht mehr durch das sich rechtfertigen, aus dem sie entstammen, sondern durch sich selbst.
aus «Die Geheimwissenschaft im Umriß»; S.169ff
Ergänzung
2a Was ist also Zeit? Wenn mich niemand danach fragt, weiß ich es; will ich es einem Fragenden erklären, weiß ich es nicht.²⁴ Aber zuversichtlich behaupte ich zu wissen, daß es vergangene Zeit nicht gäbe, wenn nichts verginge, und nicht künftige Zeit, wenn nichts herankäme, und nicht gegenwärtige Zeit, wenn nichts seiend [a] wäre.
2b Diese beiden Zeiten, Vergangenheit und Zukunft, wie sollten sie seiend sein, da das Vergangene doch nicht mehr ,ist', das Zukünftige noch nicht ,ist'? Die Gegenwart hinwieder, wenn sie stetsfort Gegenwart wäre und nicht in Vergangenheit überginge, wäre nicht mehr Zeit, sondern Ewigkeit. Wenn also die Gegenwart nur dadurch zu Zeit wird, daß sie in Vergangenheit übergeht, wie können wir dann auch nur von der Gegenwartszeit sagen, daß sie ist, da doch ihr Seinsgrund eben der ist, daß sie nicht sein wird? Rechtens also nennen wir sie Zeit nur deshalb, weil sie dem Nichtsein zuflieht.²⁵
S.629
²⁴ Dieses Eingeständnis brauchte A. nicht mehr zu widerrufen. Auch die langwierigen Reflexionen Civ. [De civitate Dei] XII 12-21 mit ihrer Anführung griechischer Theorie über Zeit, Kreislauf und Wiederkehr bescheiden sich an der Unbegreiflichkeit der Zeit. Sie ist nun einmal die Eigenschaft der Endlichkeit gegenüber der aeternitas Gottes. Platon, Aristoteles, die Stoiker und Neuplatoniker haben ihren Anteil an diesen Erwägungen, aber schließlich ist das christliche Bewußtsein von Geschichte und Heilsgeschichte entscheidend dafür, daß unter Gottes ,ewigem Nun' natürliche Entwicklung, jeder geschichtliche Augenblick und die series saeculorum (Trin. [De Trinitate] IV 16, 21) ihren letzten, eschatologischen Ernst behaupten. Das menschliche Unwissen über das Wesen der Zeit hindert nicht an ihrem ewigkeitlichen Gebrauch. Dieser Gedanke durch zieht nicht nur die Conf. [Confessiones], auch Civ. und Trin. Auch dieses letzte Werk enthält Geschichtstheologie unter stets sich erneuernden Aspekten von Zeit und zeitlosem Sein. Die Tragödie einer nicht im Ewigen befestigten Kultur (Trin. X 5, 7), die male utens et male fruens ist (ebd. 10, 13), ist auch Hinweis auf die überzeitliche Enthaltenheit der Geschichte in dem Gott, der immer alles sieht (XV 14, 23), »bei dem Vergangenes nicht vergangen und Künftiges schon geschehen ist« (V 16, 17 gegen Ende). [...]
²⁵ Gott allein das IST, z. B. in ps[alm]. 101, 6. Folgerung: Das Diesseitige ist gut und ist es nicht; denn es steht nicht, es fließt in ps. 127, 5. Aber schöpfungsgemäß ist Vergänglichkeit mit Anfang und Ende, nicht Kreislauf und dauernde Wiederkehr, Civ. XII 12-21.
S.904f
Augustinus von Hippo
aus «Bekenntnisse», Elftes Buch
a] eigentl. daseiend (siehe auch Mbl.6: Anm. >G>)
https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWzit101300169.htm