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Zitatensammlung
Teil 2
Zitate zum
FREIHEITSBEGRIFF
1 M.Engelhard: Es genügt nicht, einen staatsrechtlichen, demokratischen oder ideologischen Begriff der Freiheit zu haben. Wenn man glaubt, daß dies die Freiheit sei, ist man noch lange nicht frei. Denn der Freiheitsbegriff hängt mit dem Begriff des Individuums zusammen. Jedes Ich - wenn es zu sich selber kommt - ist einzigartig. Jeder Mensch ist vollkommen unersetzbar. Nur er selbst kann seine Gedanken und Gefühle haben, seine ganz bestimmten Willenstaten vollbringen. Einen individuellen Beitrag kann der einzelne aber nur leisten, wenn er wirklich seinem Ich zustrebt. Und in dem Maße, in dem ihm das gelingt, wird er immer einzigartiger und freier. Wenn er am Ende nur noch das tun kann, was ihm sein Ich gebietet, wenn Freiheit und Notwendigkeit völlig eins werden, dann ist er bei sich angekommen.
aus «Flensburger Heft Nr.90»; S.25
2 [...] Die Entscheidungsfähigkeit zwischen diesem und jenem gehört jenem Teil unseres Lebens an, der freiheitlichen Charakter hat. Beständig stehen wir in der Entscheidung unseres künftigen Seins, um es verwirklichen zu können, müssen wir auf die Vergangenheit rechnen und die Gegenwart benutzen, indem wir auf den Augenblick einwirken, und dies alles findet in der Gegenwärtigkeit statt, weil nämlich dieses Künftige nicht irgendein Künftiges, sondern das mögliche „Gegenwärtige” ist, und weil dieses Vergangene das bis heute Vergangene ist, nicht aber das eines Menschen, der vor hundert Jahren gelebt hat. Sehen Sie jetzt? Das „Heute” ist unsere Zeit, unsere Welt, unser Leben. [...] Uns, die wir eingefügt sind in sie, weist sie ein Repertoire von Möglichkeiten und Unmöglichkeiten, von Bedingungen und Gefahren, Gelegenheiten und Mitteln. Sie beschränkt mit ihrem eindeutigen Gepräge die Entscheidungsfreiheit, die unser Leben bewegt, und ist im Angesicht unserer Freiheit der Druck der Welt, ist unser Schicksal.
José Ortega y Gasset
in „Was ist Philosophie?”, 1958
aus «Gesammelte Werke V»; S.510f
3 Freiheit im tiefsten Sinne des Wortes bedeutet jedoch mehr, als ohne Rückhalt zu sagen, was ich denke. Freiheit bedeutet auch, daß ich den anderen sehe, mich in seine Lage hineinzuversetzen, in seine Erfahrungen hineinzufühlen und in seine Seele hineinzuschauen vermag und imstande bin, durch einfühlsames Begreifen von alledem meine Freiheit auszuweiten. Denn was ist das gegenseitige Verständnis anderes als die Ausweitung der Freiheit und die Vertiefung der Wahrheit?
Václav Havel
am 24.Apr.1997 im Deutschen Bundestag in Bonn
https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWzit090900025.htm