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Zitatensammlung
Teil 2
Zitat von Paul K. FEYERABEND zum
SCHREIBEN
Aber das macht nichts. Schreiben ist mir eine angenehme Beschäftigung geworden, die der künstlerischen Produktion sehr ähnelt. Zu Beginn hat man eine allgemeine Vorstellung, die sehr vage ist, aber doch schon deutlich genug, um einen Ausgangspunkt zu liefern. Dann folgen die Details, das heißt die Worte und ihre Anordnungen in Sätzen und Absätzen. Ich wähle meine Worte sehr sorgfältig - sie müssen richtig klingen, den richtigen Rhythmus haben, und ihre Bedeutung muß ein bißchen schräg sein; nichts stumpft den Geist so ab wie eine Reihe vertrauter Begriffe. Dann kommt die Geschichte. Sie sollte interessant und verständlich sein und einige ungewöhnliche Wendungen haben. Ich vermeide »systematische« Analysen. Dabei hängen die Elemente immer schön geordnet zusammen, aber das Argument selbst stammt aus Sphären, die sozusagen Lichtjahre entfernt sind, wenn es nicht mit dem Leben oder den Interessen von Individuen oder bestimmten Gruppen verbunden ist. Natürlich besteht diese Verknüpfung von Anfang an, sonst könnte man sie nicht verstehen. Aber die Verknüpfung ist verdeckt, und das bedeutet strenggennommen, daß eine »systematische« Analyse Betrug ist. Warum vermeidet man den Betrug also nicht gleich, indem man gleich Geschichten erzählt?
aus: «Die Vernichtung der Vielfalt»; S.11
https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWzit020720011.htm